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    Risikomanagement von Medizinprodukten aus Eigenherstellung am Beispiel der Heidelberger Ionenstrahl-Therapie Anlage

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    Aufgrund ihrer physikalischen Hauptwirkung ist die HIT-Anlage ein Medizinprodukt, das aus einer Industrieanlage (Beschleuniger, HOAI-Leistung der GSI), einem Medizinprodukt (PT-System, Siemens AG) und einer Maschine (Gantry, MT Mechatronics) zusammengesetzt ist. Da sie vom UniversitĂ€tsklinikum Heidelberg herstellt, betrieben und angewendet wird, und keine Abgabe an Dritte (Inverkehrbringen) erfolgt, gilt die HIT-Anlage als Eigenherstellung gemĂ€ĂŸ § 3 Nr. 21 MPG und muss keine CE-Kennzeichnung tragen. GemĂ€ĂŸ § 12 Abs. 1 MPG ist die Inbetriebnahme einer Eigenherstellung nur zulĂ€ssig, wenn deren Hersteller die auf sie anwendbaren Grundlegenden Anforderungen des Anhangs I der Richtlinie 93/42/EWG ĂŒber Medizinprodukte erfĂŒllt und das fĂŒr sie vorgesehene KonformitĂ€tsbewertungsverfahren gemĂ€ĂŸ § 7 Abs. 9 MPV durchgefĂŒhrt hat. Die erstgenannte und somit zentrale Grundlegende Anforderung ist der Nachweis eines positiven Nutzen-/Risiko-VerhĂ€ltnisses fĂŒr den Patienten sowie die GewĂ€hrleistung der Sicherheit von Patienten, Anwendern und ggf. Dritten bei zweckbestimmungsgemĂ€ĂŸer Anwendung des Medizinprodukts, was eine Risikoanalyse, bewertung und beherrschung wĂ€hrend seines gesamten Lebenszyklus und somit ein auf objektiven Nachweisen basierendes Risikomanagement impliziert. Artikel 5 Abs. 1 der o.g. Richtlinie enthĂ€lt ebenso wie § 8 Abs. 1 MPG einen Verweis auf harmonisierte Normen und die mit ihrer Anwendung einhergehende KonformitĂ€tsvermutung. Die harmonisierte Norm fĂŒr das Risikomanagement von Medizinprodukten ist die EN ISO 14971. Im Rahmen meiner TĂ€tigkeit als Risikomanagement-Beauftragte war es meine Aufgabe, die DIN EN ISO 14971 auf die HIT-Anlage anzuwenden, als Dreh- und Angelpunkt der aufgrund der raum- und versionsweisen Übergabe des PT-Systems zwischen 06/2006 und 10/2012 durchgefĂŒhrten vier KonformitĂ€tsbewertungsverfahren und zur GewĂ€hrleistung der Nachhaltigkeit des dadurch erzielten Sicherheitsniveaus fĂŒr Patienten, Anwender und Dritte wĂ€hrend der erwarteten Lebensdauer von 25 Jahren. Durch Entwicklung eines Risikomanagementplans und eines sog. RA Gesamtdokuments wurde zunĂ€chst der formale Rahmen fĂŒr die Planung und Erstellung von Risikoanalysen geschaffen. Aufgrund der GrĂ¶ĂŸe und KomplexitĂ€t der HIT-Anlage wurden die GebĂ€ude Infrastruktur und der Beschleuniger hierfĂŒr in 9 Gewerke unterteilt, fĂŒr Zubehör, ArbeitsablĂ€ufe und MPG-technische Aspekte der Gantry wurden weitere Risikoanalysen aufgesetzt. Auf Grundlage von Funktionsanalysen wurden diese 12 Risikoanalysen von mit Experten besetzten RA-Teams durchgefĂŒhrt, wobei systematisch gelistet wurde, welche Ursachen zu welchen Fehlern und welche Fehler zu welchen GefĂ€hrdungen fĂŒhren können, und wie die daraus resultierenden Risiken – Auswirkungen und Wahrscheinlichkeiten – bewertet werden (Risiken vor Maßnahmen). Falls aufgrund der im o.g. Risikomanagementplan festgelegten Akzeptanzkriterien eine Risikominderung erforderlich war, wurden eine oder mehrere Maßnahmen zur Risikobeherrschung spezifiziert, die geeignet waren, das jeweilige Risiko auf ein akzeptables Maß zu mindern. Anschließend wurden die Restrisiken unter der PrĂ€misse bewertet, dass diese Maßnahmen implementiert und wirksam sind (Risiken nach Maßnahmen). Nach vorlĂ€ufigem Abschluss einer Risikoanalyse wurden die Maßnahmen thematisch zusammengefasst in sog MaßnahmenblĂ€tter exportiert, wobei jede Maßnahme einem Maßnahmen- und einem PrĂŒfverantwortlichen zugeordnet wurde (4-Augen-Prinzip), deren Aufgabe es war, die Implementierung der Anforderung(en) durch Bereitstellung eines oder mehrerer objektiver Nachweise zu bestĂ€tigen. Danach wurde jede Maßnahme von einem Audit-Team verifiziert, das sie in ein Nachaudit verwies, falls die Anforderung(en) nicht vollumfĂ€nglich erfĂŒllt war(en). Am Ende jedes KonformitĂ€tsbewertungsverfahrens wurden die Ergebnisse aller Audits des ihm zugeordneten Maßnahmenpakets RA-weise zusammengefasst und den RA-Teams zur ÜberprĂŒfung vorgelegt, um evtl. Änderungen zu bestĂ€tigen, die o.g. Restrisiken zu ĂŒberprĂŒfen und ggf. zu korrigieren oder durch weitere Maßnahmen zu mindern. Ein ĂŒbergeordnetes Kern-Team entschied abschließend ĂŒber die Akzeptanz evtl. Restrisiken oberhalb der Akzeptanzgrenze und die Akzeptanz des Gesamt-Restrisikos. Die Ergebnisse des Risikomanagement-Prozesses wurden in einem Risikomanagementbericht aufgezeichnet. Aus den o.g. von 42 Personen in 3959,85 Stunden erstellten Risikoanalysen wurden 1387 Maßnahmen abgeleitet, die zu 681 Kombi-Maßnahmen zusammengefasst und von 45 Maßnahmen- und PrĂŒfverantwortlichen implementiert wurden. Im Rahmen der vier KonformitĂ€tsbewertungsverfahren wurden in 80 Audits in 734,15 Personenstunden aufgrund von Nachaudits und Wiederholungen (bei raum- und/oder versionsspezifischen Anforderungen) insgesamt 1187 Kombi-Maßnahmen verifiziert. Durch aus der Gap Analyse anlĂ€sslich eines Normenwechsels (EN ISO 14971:2009 → EN ISO 14971:2012) abgeleitete AktivitĂ€ten konnte die Anzahl der Restrisiken oberhalb der Akzeptanzgrenze von initial 25 bzw. (ohne Mehrfachnennungen) 16 auf 15 bzw. (ohne Mehrfachnennungen) 9 gesenkt werden, wobei es sich z.T. um nicht Ionenstrahl-Therapiespezifische Restrisiken handelt, wie die Bestrahlung von Patienten mit aktiven (z.B. Herzschrittmacher) und nicht-aktiven (z.B. Endoprothesen) Implantaten. Das Gesamt-Restrisiko wurde jedoch stets als akzeptabel bewertet. Um die mit der Anwendung der HIT-Anlage verbundenen Risiken fĂŒr Patienten, Anwender und Dritte dauerhaft zu beherrschen muss der Risikomanagement-Prozess wĂ€hrend ihres gesamten Lebenszyklus aufrechterhalten werden. Nur durch regelmĂ€ĂŸige ÜberprĂŒfung der Wirksamkeit des Maßnahmenbestands, strukturierte Aufarbeitung potentiell sicherheitsrelevanter Informationen und bedarfsorientierte Anpassung der Risikoanalyse(n) bei geplanten Änderungen kann der Regelkreis des Risikomanagements geschlossen und die Sicherheit, Eignung und Leistung der HIT-Anlage auch langfristig gewĂ€hrleistet werden. Ein Teil des o.g. Maßnahmenvolumens ist auf Wiederholung ausgelegt und wird i.d.R. jĂ€hrlich und/oder bedarfsorientiert durchlaufen. Die Sammlung und ÜberprĂŒfung von Informationen aus der Herstellung nachgelagerten Phasen erfolgt sowohl produkt- als auch prozessbezogen: Ersteres geschieht regelmĂ€ĂŸig im Rahmen der Marktbeobachtung, bei der HIT-interne und öffentlich zugĂ€ngliche Informationen auf evtl. Handlungsbedarf bewertet werden. Letzteres findet bedarfsorientiert mittels eines Critical Incident Reporting Systems statt, mit dem Meldungen ĂŒber kritische Ereignisse bei der Vorbereitung und DurchfĂŒhrung der Ionenstrahl-Therapie aufgearbeitet werden. Unwesentliche Änderungen der HIT-Anlage werden ĂŒber ein Änderungsverfahren abgewickelt, in dem u.a. eine KlĂ€rung der risikotechnischen Implikationen – Neudurchlauf von Maßnahmen und/oder Aktualisierung der Risikoanalyse(n) – enthalten ist. Bei wesentlichen Änderungen ist jeweils ein KonformitĂ€tsbewertungsverfahren erforderlich. DarĂŒber hinaus wird die Entwicklung der fĂŒr die HIT-Anlage relevanten regulatorischen Anforderungen mittels eines Rechtskatasters verfolgt, um darauf ggf. fristgerecht reagieren zu können. Der Vorstand des UniversitĂ€tsklinikums erhĂ€lt Jahresberichte, in denen das aktuelle Risikoprofil der HIT-Anlage und die geplanten risikorelevanten AktivitĂ€ten dargestellt werden. Das fĂŒr die HIT-Anlage etablierte Risikomanagement gemĂ€ĂŸ DIN EN ISO 14971 erfĂŒllt alle normativen Anforderungen und wird seit Aufnahme des Patientenbetriebs am 15. November 2009 vom gesamten an der Ionenstrahl-Therapie beteiligten Team erfolgreich gelebt. Bisher wurden mehr als 5000 Patienten bestrahlt, wobei die Anzahl der applizierten Fraktionen ca. 14000 pro Jahr betrĂ€gt. Verglichen damit ist die Anzahl von 19 gemeldeten CIRS-FĂ€llen in einem Zeitraum von 6 Jahren Ă€ußerst gering, zumal es sich bei keinem dieser Ereignisse um ein meldepflichtiges Vorkommnis gemĂ€ĂŸ § 2 Nr. 1 MPSV handelte. Die Risikomanagementakte umfasst derzeit (u.a. aus GrĂŒnden der Transparenz und Nachvollziehbarkeit) mehr als 35000 Anforderungs- und Nachweisdokumente, davon ca. 500 DIN A3 Seiten Risikoanalysen, und wĂ€chst aufgrund o.g. AktivitĂ€ten zur Nachhaltigkeit stetig weiter. UnabhĂ€ngig von geplanten administrativen Vereinfachungen ist das Risikomanagement der HIT-Anlage auch fĂŒr kĂŒnftige Weiterentwicklungen der Technologie und ihrer Verwendung gut aufgestellt

    First experiences with the implementation of the European standard EN 62304 on medical device software for the quality assurance of a radiotherapy unit

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    BACKGROUND: According to the latest amendment of the Medical Device Directive standalone software qualifies as a medical device when intended by the manufacturer to be used for medical purposes. In this context, the EN 62304 standard is applicable which defines the life-cycle requirements for the development and maintenance of medical device software. A pilot project was launched to acquire skills in implementing this standard in a hospital-based environment (in-house manufacture). METHODS: The EN 62304 standard outlines minimum requirements for each stage of the software life-cycle, defines the activities and tasks to be performed and scales documentation and testing according to its criticality. The required processes were established for the pre-existent decision-support software FlashDumpComparator (FDC) used during the quality assurance of treatment-relevant beam parameters. As the EN 62304 standard implicates compliance with the EN ISO 14971 standard on the application of risk management to medical devices, a risk analysis was carried out to identify potential hazards and reduce the associated risks to acceptable levels. RESULTS: The EN 62304 standard is difficult to implement without proper tools, thus open-source software was selected and integrated into a dedicated development platform. The control measures yielded by the risk analysis were independently implemented and verified, and a script-based test automation was retrofitted to reduce the associated test effort. After all documents facilitating the traceability of the specified requirements to the corresponding tests and of the control measures to the proof of execution were generated, the FDC was released as an accessory to the HIT facility. CONCLUSIONS: The implementation of the EN 62304 standard was time-consuming, and a learning curve had to be overcome during the first iterations of the associated processes, but many process descriptions and all software tools can be re-utilized in follow-up projects. It has been demonstrated that a standards-compliant development of small and medium-sized medical software can be carried out by a small team with limited resources in a clinical setting. This is of particular relevance as the upcoming revision of the Medical Device Directive is expected to harmonize and tighten the current legal requirements for all European in-house manufacturers

    Dataset supporting the use of nematodes as bioindicators of polluted sediments

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    Schenk J, Höss S, Brinke M, Kleinbölting N, BrĂŒchner-HĂŒttemann H, Traunspurger W. Dataset supporting the use of nematodes as bioindicators of polluted sediments. Data in Brief. 2020;32: 106087.We provide the dataset supporting the research article “Nematodes as bioindicators of polluted sediments using metabarcoding and microscopic taxonomy” [1]. Nematodes are frequently used as bioindicators and the NemaSPEAR[%] is an validated index that is originally based on morphological data. The index was compared to molecular sequence data for the 28S rDNA, 18S rDNA and COI gene for 7 locations. This dataset includes chemical analyses of the sediments for 33 different substances. The sequence data for OTU-based analyses for the 28S rDNA, 18S rDNA and COI gene is given, together with the read distribution during bioinformatics processing. We furthermore include alternative ASV data, based on a cluster-independent approach. The morphological data is presented, including the biomass for each species, as well as an overview about whether the species is represented in the NCBI database. Furthermore, rarefaction analysis is given for the morphological data, and furthermore NMDS plots for the species and genus level based on morphological and molecular data. The correlation between the mean PEC-Q and the NemaSPEAR[%] values is given in order to compare the efficiency of the index, based on morphological and molecular data

    C-type Nd2Se3

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    The title compound, neodymium sesquiselenide, is isotypic with the other known rare-earth metal(III) selenides M 2Se3 (M = La–Pr and Sm–Lu) with the cubic C-type structure. It adopts a cation-defective Th3P4-type arrangement with close to 8/9 of the unique neodymium-cation site occupied, leading to the composition Nd2.667Se4 (Z = 4) or Nd2Se3 (Z = 5.333), respectively. The Nd3+ cations are thus surrounded by eight selenide anions, forming trigonal [NdSe8]13− dodeca­hedra, whereas the Se2− anions exhibit a sixfold coordination, but due to the under-occupation of neodymium, each one is statistically surrounded by only 5.333 cations. The crystal studied was a merohedral twin with a 0.31 (6):0.69 (6) domain ratio
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