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Zweierlei Maß - nicht nur beim Alkohol. Geschlechterklischees bei der Interpretation eisenzeitlicher Prunkgräber
„Was tranken die frühen Kelten?“ war eine Leitfrage des BEFIM-Projektes. Doch was tranken eigentlich die frühen Keltinnen? Tranken sie überhaupt Alkohol? Und wenn ja: wie viel? Allein oder in Gesellschaft? Und taten sie das auch in der Öffentlichkeit? Antworten auf diese Fragen verspricht am ehesten das exklusive Trinkgeschirr, das in nahezu allen späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Prunkgräbern vorkommt - und zwar sowohl in Männer- als auch in Frauengräbern. Aufgrund der strukturellen Ähnlichkeiten wäre eine analoge Deutung des Trinkgeschirrs aus Prunkgräbern von Frauen und des Trinkgeschirrs aus Prunkgräbern von Männern zu erwarten. Doch das ist nicht der Fall. Vielmehr wird bei der Frage des Alkoholkonsums und seiner soziokulturellen Einbettung mit zweierlei Maß, genauer mit zweierlei „Gender-Maß“, gemessen - und das nicht nur beim Alkohol, sondern auch bei den Deutungen hinsichtlich der Identität und Lebensrealität der Bestatteten. Hintergrund dafür sind heutige Geschlechterklischees, die die sozial- und geschlechtergeschichtliche Interpretation eisenzeitlicher Prunkgräber leiten. Diese aktualistischen Projektionen mit einigen Schlaglichtern zum Thema zu machen und eine Debatte darüber zu eröffnen, ist Anliegen dieses Beitrags
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