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    Der Mensch der Menschenrechte: Transzendenzbegriff, Erfahrungskategorie, Ordnungskonstruktion?

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    Der Mensch der Menschenrechte kann nicht vorausgesetzt werden – weder als ahistorisch bestimmbare Substanz noch als delokalisierte Entität. Zwar ist die Sprache der Menschenrechte universalistisch angelegt, was die historischen, politischen, kulturellen und sozialen Hintergründe des Sprechens über den Menschen oft vergessen lässt. Ihr Gegenstand – der menschenrechtlich gefasste Mensch – verweist jedoch allenfalls auf eine kontingente Konstruktion mit universalistischem Anspruch, womit Ambivalenzen und Widersprüche des menschenrechtlichen Menschenbildes, seiner Genese, Diskursivierung, Institutionalisierung und Subjektivierung verbunden sind. Über normative Formierungswirkungen hinaus kommen Prozesse der Selbst-Subjektivierung, der Aneignung menschenrechtlicher Interpretations- und Deutungshorizonte in konkreten, lokalen und kulturellen Kontexten, in den Blick. Den menschenrechtlichen Transzendenzen einerseits korrespondieren existenzielle Erfahrungen des Mensch-Seins andererseits. Gleichwohl ist das Entsprechungsverhältnis von objektiver und subjektiver Wirklichkeit offen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie aus menschenrechtlich gerahmten Formen des Humanen humane Formen der Welt- und Wirklichkeitserfahrung werden können. Mit anderen Worten: was die soziale und subjektive Bedeutung der Menschenrechte ausmacht

    Solidarität ohne Grenzen? Probleme sozialer Ungleichheit und Teilhabe in transnationaler Perspektive

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    "Die Idee der Solidarität - verstanden im Kern als Idee eines wechselseitigen Zusammenhangs von Mitgliedern einer gegebenen Entität oder Gruppe von Menschen - stellt eine wichtige, kulturell und normativ fundierte Legitimationsbasis für die Bearbeitung und Bekämpfung sozialer Ungleichheiten dar. Solidarität in einem emphatischen Sinne der Unterstützung und Hilfe ist keineswegs selbstverständlich und, wie das Beispiel abstrakt verrechtlichter Sozialstaatlichkeit zeigt, auch nicht immer unmittelbar erkennbar. Sie spielt jedoch - so die Ausgangsthese des Beitrags - eine zentrale Rolle für die Mobilisierung ungleichheitsbezogener Handlungsbereitschaften; mithin auch für die Frage, welcher Sachverhalt, d.h. welche sozialen Asymmetrien, Formen der Benachteiligung oder Deprivation überhaupt als nicht legitime, nicht hinnehmbare Ungleichheit wahrgenommen und definiert werden. Eine zweite daran anschließende These ist, dass Begriff und Praxis der Solidarität unter den Bedingungen aktueller Prozesse globaler und europäischer Transnationalisierung einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Dieser liegt im wesentlichen darin, dass kollektive Sinnstiftungen und Identitätskategorien, die festlegen, wem warum unter welchen Umständen Solidarität zu gelten hat, nicht mehr ausschließlich an nationalen Grenzen orientiert sind und sein können. Damit jedoch werden elementare, historisch gewachsene, kulturell sedimentierte und politisch stabilisierte Bedeutungen von Solidarität transformiert, die (nicht nur, aber typischerweise auch) an Vorstellungen nationaler Zugehörigkeit anknüpfen und dadurch faktisch begrenzt und geschlossen worden sind. An deren Stelle treten Formen einer transnational 'entgrenzten' Solidarität, die - sei es unter Berufung auf verallgemeinerbare Vorstellungen eines guten Lebens, sei es begründet durch substantielle Normverletzungen - den Horizont nationalstaatlicher Wahrnehmungs- und Handlungsrahmen überschreiten. Eine solche Solidarität bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen universellen und partikularen Geltungsansprüchen ebenso wie zwischen gesellschaftlichen Prozessen der stets problematischen Herstellung, Öffnung und Schließung 'solidaritätswürdiger' bzw. 'solidaritätsfähiger' Einheiten. Bezogen auf das Thema der sozialen Dimension Europas sollen Grundlagen des behaupteten Wandels geklärt und Konturen eines transnational gewendeten Solidaritätsmodell aufgezeigt werden." (Autorenreferat

    Ethnographisches Wissen

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    Der Beitrag geht der Frage nach ethnographischem Wissen unter Bedingungen der Globalisierung nach. Die These lautet: Einerseits kann ethnographische Forschung in einer globalisierten Welt nicht von der Durchdringung des Sozialen durch globale Prozesse und Strukturbedingungen absehen (insofern ist ‚das Globale‘ immer schon ‚da‘). Andererseits löst sich dadurch die Bedeutung des Lokalen keineswegs auf. Die Ausrichtung auf lokale Gegebenheiten wird im Gegenteil zur Voraussetzung jeder Forschung, die sich nicht auf großformatige makrosoziologische Diagnosen beschränken, sondern die Spezifika und Besonderheiten jeweils einzelner Situationen, Handlungs- und Erfahrungsräume herausarbeiten und von dort aus Erkenntnisse über soziale Wirklichkeit und den Wandel von Gesellschaft gewinnen will (insofern ist es ‚das Lokale‘, das ‚zur Genauigkeit zwingt‘). Die Rede vom ‚Globalen‘ oder ‚Lokalen‘ ist metaphorisch; in beiden Fällen handelt es sich um räumliche Kategorisierungen, deren Grenzen nicht substanziell festgelegt sind — mit Ausnahme der Welt als globus, dessen maximale Ausdehnung tatsächlich planetarisch begrenzt ist. In den Begrifflichkeiten spiegeln sich gleichwohl Problemstellungen, die theoretisch-konzeptionell voraussetzungs- und methodologisch folgenreich sind: Was heißt es, von Dimensionen des Globalen bzw. von der globalen und lokalen Dimension des Sozialen  zu sprechen, und was ergibt sich daraus für die Analyse? Im ersten Schritt wird dazu auf die sozial- und kulturwissenschaftliche Globalisierungsforschung eingegangen. Im Anschluss daran werden einige kategoriale und methodische Herausforderungen für ethnographisches Wissen beleuchtet, wobei insbesondere die Unterscheidung von Welt als 'globus' und als 'mundus' sowie das Verhältnis von ‚Welt‘ und ‚Feld‘  im Vordergrund steht. Die Implikationen für ethnographische Forschung in einer globalisierten Welt werden abschließend an einem Beispiel illustriert.    &nbsp

    Menschenwürde und Geschlecht

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    Das Konzept einer ›Kosmopolitik‹ des Sozialen verweist auf Prozesse der Einbeziehung des Ausgeschlossenen in Form der ›inklusiven Differenz‹, womit an den modernisierungstheoretischen Begriff der Kosmopolitisierung von Ulrich Beck angeknüpft, dieser zugleich aber sozialtheoretisch weiter gefasst wird. Die Erfindung des Menschen als Menschenrechtssubjekt – das heißt als ein existenziell berechtigtes Wesen – und die Ausrichtung der je eigenen Selbstwahrnehmung daran ist ein ebenso eindrucksvolles Beispiel für die Kosmopolitik des Sozialen wie die Zuschreibung einer Würde des Menschen. Sie stellt keine substantielle, ahistorische Eigenschaft dar, sondern eine geschichtlich und gesellschaftlich konturierte symbolische Formgebung des Mensch-Seins und liefert so einen ethischen und moralischen Maßstab dafür, wie Menschen(nicht) behandelt und was ihnen (nicht) angetan werden soll. Dieser Maßstab verknüpft ›globale‹ (weltweit zirkulierende) Wissensbestände und ›lokale‹ (situativ verankerte) Erfahrungen mit Vorstellungen von Humanität und darauf bezogener Solidarität, mit Selbstsorge und Sozialität. Ob ›Me too‹, ob lautes oder stummes Entsetzen angesichts von Exzessen geschlechtsbezogener Gewalt im Zeichen des Terrors, ob Kränkung, Demütigung oder Grausamkeit als institutioneller Normalfall der Geschlechterordnung und ihrer ›glokalen‹ Infragestellung – stets schließt die Kosmopolitik des Sozialen die Erfahrung der existenziellen Verletzlichkeit bis hin zur De- und Re-Humanisierung ein. Der Mensch kommt – unbenommen seiner jeweiligen sozial-kategorialen Besonderungen – als ›absolute‹ und zugleich höchst fragile Statuskategorie zum Tragen, hinter die nicht weiter (als bis zum Ding oder Tier – oder zum anderen Geschlecht?) zurückgegangen werden kann. Menschenwürde ist, wissenssoziologisch betrachtet, der Versuch, der humanen Ausstattung des Menschen ›als Menschen‹ einen Namen zu geben, das heißt einer Selbstverständlichkeit, die doch keine ist. Dies wird bei weitem nicht nur, aber zunehmend auch vor dem Hintergrund globaler Verflechtungen und lokaler Interaktionsordnungen sichtbar

    Die Kosmopolitik des Alltags

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    Die Kosmopolitik des Alltags : zur Ökologischen Frage als Handlungsproblem. - Berlin : Ed. Sigma, 2004. - 251 S. - Zugl.: Augsburg, Univ., Diss., 200

    The Location of the Subject : Challenges of the Globalisation Studies and Reflections on a Post-Societal Theory of Society

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    Vor dem Hintergrund eines Überblickes über Grundzüge der sozial- und kulturwissenschaftlichen Globalisierungsdiskussion wird zunächst auf die Frage des Verhältnisses von Globalität und Lokalität sowie deren raumtheoretische Implikationen eingegangen. Mit Blick auf die Entwicklung einer Re-Figurationsperspektive und anknüpfend an die Theorie reflexiver Modernisierung werden die Überlegungen abschließend auf die Frage der Verortung des Subjekts in einer nachgesellschaftlichen Gesellschaftstheorie zugespitzt. Sie münden in die These einer multiplen Vergesellschaftung im Kontext je spezifischer Weltverhältnisse und Relevanzhorizonte, die an der Einbeziehung des bislang Ausgeschlossenen ansetzt, mit anderen Worten: in die These einer Kosmopolitik des Sozialen.In the context of an overview over the main features of the social- and cultural-scientific discourse on globalisation the question of the interplay between globality and locality and their respective implications on spatial theory will be posed. Regarding the development of a re-figuration perspective and following on from the theory of reflexive modernization, the reflections will conclude in the question of the location of the subject in a post-societal theory of society. They result in the thesis of a multiple socialization in the context of specific world relations and relevance horizons, which starts with the inclusion of the previously excluded, in other words: in the thesis of a cosmopolitan politics of the social.DFG, 290045248, SFB 1265: Re-Figuration von Räume

    Einführung: Die 'Andersheit' der Wissenskulturen

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    im Gespräch mit Ulrike Freitag, Yael Kupferberg, Nahed Samour und Dorothea Sattler (2021): Das Spannungsverhältnis von Feminismus, Säkularismus und Religion

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    Winkel H, Poferl A. im Gespräch mit Ulrike Freitag, Yael Kupferberg, Nahed Samour und Dorothea Sattler (2021): Das Spannungsverhältnis von Feminismus, Säkularismus und Religion. Feministische Studien. 2021;39(1):104-127

    Soziologische Wissenskulturen zwischen individualisierter Inspiration und prozeduraler Legitimation: zur Entwicklung qualitativer und interpretativer Sozialforschung in der deutschen und französischen Soziologie seit den 1960er Jahren

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    Wie wissen Soziologinnen und Soziologen, was sie wissen? Trotz der Internationalisierung der Soziologie bestehen nach wie vor starke sprachräumliche Unterschiede in der soziologischen Wissensproduktion, in eingesetzten Theorien, Methoden und Fragestellungen. Der nachfolgende Beitrag erläutert die Entwicklung und Ausprägung der Unterschiedlichkeit soziologischer Wissenskulturen im Hinblick auf den Einsatz qualitativer bzw. interpretativer Ansätze seit den 1960er Jahren in Deutschland und Frankreich. Er stützt sich auf ein von uns 2012-2014 geleitetes Forschungsprojekt und dessen empirische Grundlagen: Dokumentenanalysen und Interviews. Wissenskulturen werden als die Arten und Weisen der Produktion und Legitimation von (hier: soziologischem) Wissen verstanden. Diesbezüglich lässt sich von der Erkenntnisproduktion als dem zentralen Handlungsproblem soziologischen Forschens sprechen. Während für die französischsprachige Soziologie diagnostisch von einer Lösung dieses Erkenntnisproblems durch die den Forschenden zugeschriebenen Kompetenzen und Inspirationen ausgegangen werden kann, schiebt sich im deutschsprachigen Raume eine prozedurale Legitimation durch Verfahren in den Vordergrund. Der Beitrag rekonstruiert exemplarisch die Ausgangssituation dieser Entwicklungen um die Wende zu den 1960er Jahren und bettet sie in die weitere Entfaltung der jeweiligen Soziologien ein. Er will damit zur gegenwärtigen Entwicklung einer reflexiven Soziologie beitragen
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