15 research outputs found

    "Alter" und "Kosten" -Faktoren beiTherapieentscheiden amLebensende? Eine Analyseinformeller Wissensstrukturenbei Ärzten und Pflegenden1

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    Zusammenfassung: Die qualitative Interviewstudie analysiert informelle Wissensstrukturen von Pflegenden und Ärzten hinsichtlich der beiden Einflussfaktoren "Alter" und "Kosten" auf Therapieentscheide am Lebensende als Grundlage ethischer Meinungsbildung. Als Auswertungsmaterial dienen spontane Aussagen zu "Alter" und "Kosten", die nicht im Kontext von Fragestellungen zu Ageism oder Rationierung erhoben wurden. Diese Aussagen wurden einer Inhaltsanalyse unterzogen, und zwar anhand von qualitativen und quantitativen Analyseschritten. Die Studie zeigt, dass der Faktor "Alter" wesentlich häufiger als Einflussfaktor auf Therapieentscheide am Lebensende genannt wird als der Faktor "Kosten". Zudem gibt es Hinweise auf mögliche Ungleichbehandlung sowie auf Überversorgung von Patienten am Lebensende. Die Befunde stützen die Annahme, dass Therapieentscheidungen eher auf informellen, nicht-institutionalisierten Prozessen beruhen. Eine stärker explizite Strukturierung des Prozesses zur Therapieentscheidung könnte die Risiken von Ungleichbehandlung und Überversorgung reduzieren und dadurch zu ethisch besser vertretbaren Ergebnisse führe

    Avoiding bias in medical ethical decision-making. Lessons to be learnt from psychology research

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    When ethical decisions have to be taken in critical, complex medical situations, they often involve decisions that set the course for or against life-sustaining treatments. Therefore the decisions have far-reaching consequences for the patients, their relatives, and often for the clinical staff. Although the rich psychology literature provides evidence that reasoning may be affected by undesired influences that may undermine the quality of the decision outcome, not much attention has been given to this phenomenon in health care or ethics consultation. In this paper, we aim to contribute to the sensitization of the problem of systematic reasoning biases by showing how exemplary individual and group biases can affect the quality of decision-making on an individual and group level. We are addressing clinical ethicists as well as clinicians who guide complex decision-making processes of ethical significance. Knowledge regarding exemplary group psychological biases (e.g. conformity bias), and individual biases (e.g. stereotypes), will be taken from the disciplines of social psychology and cognitive decision science and considered in the field of ethical decision-making. Finally we discuss the influence of intuitive versus analytical (systematical) reasoning on the validity of ethical decision-makin

    Klinische Ethik als Partnerschaft - oder wie eine ethische Leitlinie für den patientengerechten Einsatz von Ressourcen entwickelt und implementiert werden kann

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    Zusammenfassung: Ethische Leitlinien für die klinische Praxis erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Damit klinisch-ethische Leitlinien aber überhaupt erfolgreich wirksam werden können, ist noch Pionierarbeit zu leisten. Solche Leitlinien müssen wissenschaftlich stärker fundiert und ihre praktische Anwendbarkeit muss verbessert werden. In dieser Arbeit werden die ersten Schritte des Projekts METAP zur methodischen Entwicklung und praktischen Implementierung einer Leitlinie für eine patientengerechte Versorgung am Krankenbett beschrieben und zur Diskussion gestellt. Das Projekt orientiert sich methodisch an der Entwicklung medizinischer Leitlinien und generiert damit eine forschungs- und konsensgestützte Leitlinie, die systematischer Evaluation und Modifikation unterliegt und Rechenschaft über ihre wissenschaftliche Fundierung gibt. Zusätzlich zur Leitlinie bietet das Projekt in der Form eines Handbuchs ein Entscheidungsfindungsverfahren an, welches unter anderem deliberative Aspekte unterstützt. Das Handbuch konzentriert sich auf ethische Fragen der Mikroallokation und liefert darüber hinaus Informationen über empirische, ethische und rechtliche Grundlagen für Therapieentscheidungen. Anhand eines Eskalationsmodells können unterschiedliche Instrumente nach Bedarf als ethische Lösungsstrategien eingesetzt werden, von der Kurzfassung im Kitteltaschenformat ("Leporello") mit den wichtigsten Fakten, weiterführenden Texten und Empfehlungen mit normativen und prozeduralen Hinweisen, über stationsinterne Lösungsversuche bis hin zum Ethikkonsil. Klinische Partner sind von Beginn an aktiv in den Entwicklungsprozess eingebunden und verbessern so die Praxistauglichkeit und Akzeptanz sowie die Ausrichtung des Instrumentariums an den tatsächlichen Bedürfnissen. Dieses partnerschaftliche, partizipative Vorgehen scheint eine wichtige Voraussetzung dafür zu sein, dass METAP in der Klinik Fuß fassen konnt

    Solidarität und Verantwortung in der Pandemie

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    Die Corona-Pandemie berührt weite Bereiche des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Lebens. Mit hoher Dringlichkeit stellt sich angesichts der Ressourcenknappheit die Forderung nach einer konkret gelebten Solidarität und verantwortungsvollen ­Koordination zwischen Behörden, Organisationen, Institutionen, Generationen und Individuen. Medizinethikerinnen und -ethiker der Schweiz formulieren dazu vier Postulate

    How to introduce medical ethics at the bedside - Factors influencing the implementation of an ethical decision-making model

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    BACKGROUND: As the implementation of new approaches and procedures of medical ethics is as complex and resource-consuming as in other fields, strategies and activities must be carefully planned to use the available means and funds responsibly. Which facilitators and barriers influence the implementation of a medical ethics decision-making model in daily routine? Up to now, there has been little examination of these factors in this field. METHODS: A medical ethics decision-making model called METAP was introduced on three intensive care units and two geriatric wards. An evaluation study was performed from 7 months after deployment of the project until two and a half years. Quantitative and qualitative methods including a questionnaire, semi-structured face-to-face and group-interviews were used. RESULTS: Sixty-three participants from different professional groups took part in 33 face-to-face and 9 group interviews, and 122 questionnaires could be analysed. The facilitating factors most frequently mentioned were: acceptance and presence of the model, support given by the medical and nursing management, an existing or developing (explicit) ethics culture, perception of a need for a medical ethics decision-making model, and engaged staff members. Lack of presence and acceptance, insufficient time resources and staff, poor inter-professional collaboration, absence of ethical competence, and not recognizing ethical problems were identified as inhibiting the implementation of the METAP model. However, the results of the questionnaire as well as of explicit inquiry showed that the respondents stated to have had enough time and staff available to use METAP if necessary. CONCLUSIONS: Facilitators and barriers of the implementation of a medical ethics decision-making model are quite similar to that of medical guidelines. The planning for implementing an ethics model or guideline can, therefore, benefit from the extensive literature and experience concerning the implementation of medical guidelines. Lack of time and staff can be overcome when people are convinced that the benefits justify the effort

    Pflegefachkräfte moralisch entlasten. Bedeutung der Organisationsethik am Beispiel impliziter Priorisierung mangelnder pflegerischer Ressourcen, theoretische Aspekte und praktische Umsetzung

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    Mangelnde personelle oder materielle Ressourcen zwingen Pflegefachpersonen zur impliziten Priorisierung, also der Zuteilung in Einzelfallsituationen nach individuellem Ermessen. Die internationale wissenschaftliche Literatur weist jedoch darauf hin, dass implizite Priorisierung die Pflege- und Behandlungsqualität beeinträchtigen kann, weil beispielsweise professionelle Standards nicht eingehalten werden. Daraus folgender Schaden im Einzelfall und damit einhergehende Verletzungen ethischer Mindestanforderungen können in einer Weise belasten, die zu Krankheitsausfällen oder Kündigungen führt. Mit Blick auf den Pflegenotstand und den Teufelskreis von Überlastung und Kündigungen gehören Maßnahmen zum Personalerhalt zu den zentralen Anliegen von Führungskräften. Die Ethik, insbesondere die Organisationsethik, kann dazu einen Beitrag leisten. Die implizite Priorisierung als Beispiel für eine Folge mangelnder pflegerischer Ressourcen bildet den Ausgangspunkt für den Vorschlag einer die Hierarchie übergreifenden ethischen Organisationsstruktur: einer Struktur, die die Individualethik eng mit der Organisationsethik vernetzt, Führungskräfte als aktive Stakeholder involviert und die ethische Selbstkompetenz und Selbstwirksamkeit aller Mitarbeitenden der Gesundheitsorganisation unterstützt. Davon sollen in einer Mangellage auch die Mitarbeitenden der Basis profitieren, indem sie aufgrund der erwarteten besseren (pflegerischen) Versorgungsqualität moralisch weniger belastet sind. Denn gängige ethische Unterstützungsstrukturen der klinischen Ethik wie auch der Ethik der ambulanten und stationären Langzeitpflege sind primär auf Problemstellungen ausgerichtet, die sich aus physischen oder psychischen Bedingungen der Patient*innen-/Bewohner*innensituation entwickeln und eine individualethische Reflexion erfordern. Für die Betrachtung mangelnder pflegerischer Ressourcen, die im Einzelfall Mindestanforderungen verletzen, fehlen i. d. R. die erforderlichen (organisations)ethischen Reflexionsstrukturen. Die Darlegung der theoretischen Aspekte moralischer Belastungsreaktionen am Beispiel der impliziten Priorisierung mangelnder pflegerischer Ressourcen bildet den Ausgangspunkt der Ausführungen

    Avoiding bias in medical ethical decision-making : Lessons to be learnt from psychology research

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    When ethical decisions have to be taken in critical, complex medical situations, they often involve decisions that set the course for or against life-sustaining treatments. Therefore the decisions have far-reaching consequences for the patients, their relatives, and often for the clinical staff. Although the rich psychology literature provides evidence that reasoning may be affected by undesired influences that may undermine the quality of the decision outcome, not much attention has been given to this phenomenon in health care or ethics consultation. In this paper, we aim to contribute to the sensitization of the problem of systematic reasoning biases by showing how exemplary individual and group biases can affect the quality of decision-making on an individual and group level. We are addressing clinical ethicists as well as clinicians who guide complex decision-making processes of ethical significance. Knowledge regarding exemplary group psychological biases (e.g. conformity bias), and individual biases (e.g. stereotypes), will be taken from the disciplines of social psychology and cognitive decision science and considered in the field of ethical decision-making. Finally we discuss the influence of intuitive versus analytical (systematical) reasoning on the validity of ethical decision-making

    Prinzipien und Diskurs – Ein Ansatz theoretischer Rechtfertigung der ethischen Fallbesprechung und Ethikkonsultation

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    Definition of the Problem Models of decision making in medical ethics have to establish themselves as being able to lead to ethically right or at least “credible” decisions. For this purpose, approaches of theoretical justification stemming from ethics are vital. However, clinical ethics is sometimes criticized for theoretical deficits. In order to address this criticism, we will try to justify ethical case discussion and ethics consultation by principlism and discourse ethics by referring to a clinical ethics project (METAP). Arguments Principlism and discourse ethics can fruitfully complement each other when used in ethical case discussion or consultation. Thereby, some theoretical as well as practical weaknesses of both approaches can be mitigated. Discourse ethics, for example, safeguards the ethical validity of moral decisions and norms for action, respectively, thus mitigating shortcomings of justification when using principlism. Conversely, principlism answers questions concerning ethical adequacy and functions particularly as a safeguard for appropriate decisions in the individual case. Conclusion By using a combination of these two approaches, a broader justification seems possible rather than by relying on principlism or discourse ethics alone. Even if some challenges persist, and even if the combined model cannot always prevent dissent, it may strengthen practical confidence in the ethical decision by its „double“ safeguards (principles and discourse). This could render clinical ethics more „robust“ that have been missing so far

    Solidaritt und Verantwortung in der Pandemie

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    Die Corona-Pandemie berührt weite Bereiche des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Lebens. Mit hoher Dringlichkeit stellt sich angesichts der Ressourcenknappheit die Forderung nach einer konkret gelebten Solidarität und verantwortungsvollen ­Koordination zwischen Behörden, Organisationen, Institutionen, Generationen und Individuen. Medizinethikerinnen und -ethiker der Schweiz formulieren dazu vier Postulate
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