3 research outputs found

    VersatzstĂĽcke

    Get PDF
    Bei studentischen Entwürfen, die sich mit dem Bauen im Bestand befassen, zeigt sich in jüngerer Zeit ein gestiegenes Interesse nicht nur an denkmalpflegerischen Fragen, sondern auch am historischen Material als solchem. Man schätzt es im Sinne eines begrenzt verfügbaren, daher wertvollen Reservoirs, aus dem man auf vielfältige Weise schöpfen kann, z. B. durch Integration von Recycling-Materialien oder aber auch durch Anleihen an den historischen Formenapparat. Dabei bedient man sich einer alten Methode: des Arbeitens mit Versatzstücken. Per Definition ist ein Versatzstück der bewegliche, beliebig zu versetzende Teil einer Bühnendekoration. Im übertragenen Sinne ist damit jedoch ein künstlerisches Verfahren gemeint, nämlich Teile eines Werkes in einem anderen Kontext – einem neuen Werk – schöpferisch wiederzuverwenden. Dieses Einfügen am neuen Ort ist in der Architektur meist mit einem räumlichen „Versetzen“ verbunden. Stets jedoch geht es auch um eine zeitliche Differenz: Denn das Versatzstück stellt einerseits den Bezug zu einem älteren Kontext her und veranschaulicht andererseits den Bruch, das Anders- und Fremdartige. Daher wohnt einer derartigen Zwiesprache zwischen Alt und Neu häufig ein ästhetisch bereicherndes, zugleich ein narratives Moment inne. Vom kunsthistorischen Begriff der „Spolie“ unterscheidet sich derjenige des „Versatzstückes“ durch seine größere Offenheit für verschiedene Interpretationen, wie die Beiträge dieses Heftes belegen. Allen gemeinsam ist die Frage nach den Bedeutungen, die man den jeweiligen Relikten beimisst: Sind derartige Wiederverwendungen pragmatisch oder programmatisch intendiert? Stehen ökonomische, politisch-ideologische, religiöse oder künstlerische Motive dahinter? Die Beiträge des Heftes zeigen, dass es sich wohl meist um eine Gemengelage handelt – mit allerdings unterschiedlichen Gewichtungen je nach Bauaufgabe, Anspruchsniveau und Zeitgeist. In der Gegenwart ist ein Arbeiten mit Versatzstücken u. a. ökologisch, vor allem aber wohl ästhetisch motiviert. Mit dem auf seine Verletzlichkeit verweisenden Fragment, mit dem durch Altersspuren angereicherten Relikt lassen sich Qualitäten des Poetischen erzeugen, die wir in einer weitgehend durchrationalisierten Welt zu schätzen wissen. In Reaktion auf die Spezifik des wiederverwendeten Materials scheint ein von normativen Vorstellungen abweichendes Arbeiten hier nicht nur erlaubt, sondern stellt sich oft als ein Gewinn heraus

    Zur Geschichte der erhaltenden Stadterneuerung in der Barockstadt Charlottenburg und im Bereich des Klausenerplatzes

    Get PDF
    Die Geschichte der erhaltenden Stadterneuerung in Berlin Charlottenburg führt auf eindrucksvolle Weise die unterschiedlichen Paradigmen der Stadterneuerung vom Totalabriss zur Flächensanierung bis hin zu Konzepten der behutsamen Stadterneuerung von den 1970er Jahren bis heute vor Augen. Es ist die Erfolgsgeschichte eines aufbegehrenden Bürgerprotestes in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss Charlottenburg, der sich bereits seit 1970 verstärkt gegen die damals üblichen Sanierungspraktiken wendet und in der Folgezeit ein System der erhaltenden Stadterneuerung auf der Basis von Bürgerbeteiligung entwickelt, das beispielgebend für zahllose Stadtsanierungsgebiete in ganz Deutschland wird. Dieser Bürgerbewegung, deren Grundsatz der «Erhalt des Erhaltenswerten» gewesen ist, verdankt sich eine Wertedebatte bezüglich der Stadterneuerung, noch bevor die staatlich institutionalisierte Denkmalpflege sich dieses Themas annahm. Der Erhalt der für Berlin typischen Blockrandbebauung mit seiner Mietshausstruktur hatte schließlich Vorbildcharakter für ähnliche Erneuerungsgebiete in der Stadt, wie etwa im Bezirk Kreuzberg, und schließlich sind zwei Blöcke des Charlottenburger Sanierungsbereichs als Beitrag zum Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 ausgewählt und auch ausgezeichnet worden. Spätestens seit diesem Zeitpunkt gelingt es auch der staatlichen Denkmalpflege mit zunehmend programmatischen Forderungen den Stadterneuerungsprozess zu beeinflussen. So wird bei der Sanierung der so genannten Barockstadt östlich der auf das Schloss zulaufenden Schlossstraße im besonderen darauf geachtet, die Eigenart und das charakteristische Nebeneinander unterschiedlicher Bebauungsphasen wie auch den besonderen Stadtgrundriss der Anlage zu erhalten. Seit 1987, dem Jahr der 750-Jahrfeier der Stadt, existiert in Teilen des ehemaligen Sanierungsgebiets Charlottenburg ein Rundgang zu Baudenkmalen, die auf besondere Weise die Bau- und Planungsgeschichte dieses Viertels dokumentieren

    new facades for the historic city : modernist conversions of facades in Berlin during the 1920`s

    No full text
    In den 1920er Jahren kommt es in der Berliner Innenstadt zu Umbauten, bei denen Gebäudefassaden des 19. Jahrhunderts modern umgestaltet werden, während zur gleichen Zeit nur wenige Neubauten entstehen. Mit diesen Umbauten der Moderne werden die in dieser Zeit formulierten Gestaltvorstellungen des Neuen Bauens in Bezug auf die Konstruktion und die Verwendung von Materialien umgesetzt, und die neuen Fassaden beginnen zunehmend das Bild des Stadtzentrums zu prägen. Dabei stehen die in großem Kontrast zur Bebauung des Historismus entwickelten Fassadenumbauten in ihrer Wirkung den zeitgleich entstehenden Neubauten nicht nach. Die zahlreichen Beispiele belegen, dass man bei der modernen Umgestaltung versuchte, gestalterisch wie technisch-konstruktiv den Anforderungen gerecht zu werden, die man auch an Neubauten jener Zeit stellte. Die umgestalteten Altbaufassaden wirken hierbei oft wie das Abbild von Neubauten, die in ihrer flächigen Gestaltung, in der Konstruktion der Außenwand, der Belichtungskonzeption und der technischen Ausformulierung schon als vollwertige Neubau-Konstruktionen erscheinen. Die vorliegende Arbeit geht den Fragen nach, in welchem Verhältnis Fassadenumbauten und Neubauten der Moderne der 1920er Jahre stehen und welche Hintergründe und Zusammenhänge zur Umgestaltung von Fassaden bestehender Wohn- und Geschäftshäuser führten. Dabei wird der Umbau als zeittypisches Phänomen im Kontext der modernen Gestaltpraxis dargestellt und den Gründen und gestalterischen wie konstruktiven Mitteln seiner Umsetzung nachgegangen. In einer abschließenden Bewertung wird dargelegt, welche Bedeutung der moderne Fassadenumbau in der vom 19. Jahrhundert geprägten Stadt einst hatte, welcher Stellenwert ihm heute zukommt und welche denkmalpflegerische Relevanz die Umgestaltungen der 1920er Jahre als Relikte eines sehr raren Gebäudebestands besitzen. Hier steht die Besonderheit der für die Moderne doch zunächst ungewöhnlichen Methode des Umbaus – teilweise auch als denkmalpflegerisch sinnvolle Variante zu Abriss und Neubau – im Mittelpunkt der Ausführungen.During the 1920s a huge number of building facades from the 19th century were modernized in the centre of Berlin, whilst only few new buildings were constructed. The modernizations of simple building fronts implement the perception of the new constructions and materials, which were posed during this period and thus the new facades start to affect the image of the city centre. Though differing from historicist buildings, these facade conversions show same qualities as contemporanous buildings. Many examples illustrate that the same artistic and technical expectations for new constructions were aspired at the time during the modern conversion. The redesigned historical facades often seem like a copy of new buildings concerning design, the construction of the outer wall, the concept of lighting and the technical formulation. The thesis answers the question of the relation of facade reconstructions and modern buildings from the 1920s and which backgrounds and correlations led to the reconstruction of facades of residencies and office buildings. The reconstruction is shown as a phenomenon typical of the time in context of modern creative practice and the reasons, as well as artistic and constructive methods used during the implementation are demonstrated. The conclusion shows the meaning of modern reconstruction of facades for a city which was once characterized by the 19th century as well as its significance today and relevance of the 1920s as relicts of a rare type of building in terms of historical preservation. The specific characteristic of the untypical method of reconstruction as a sensible variety for historical preservation in contrast to demolition and rebuilding is the focus of the thesis
    corecore