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Das Nibelungenlied - ein Buchepos?
Harald Haferland erört die Frage, inwiefern wir beim "Nibelungenlied" von einem âfesten Textâ sprechen können; dabei wird das VerhĂ€ltnis von MĂŒndlichkeit und Schriftlichkeit besprochen. Es wird die These aufgestellt, das Nibelungenlied stehe in der Tradition des auswendigen Vortrags und sei auch selbst auswendig vorgetragen worden
Figurenkonstellation, ErzĂ€hlschema und Action. Formen der Figurentypik im âșWolfdietrich Aâč und seinen VorgĂ€ngern und Nachfolgern
Der Aufsatz untersucht WidersprĂŒche in der Figurendarstellung des âșWolfdietrich Aâč. Sie sind in der mittelhochdeutschen Heldendichtung öfter anzutreffen und hĂ€ngen von der Starrheit der eingebrachten narrativen Schemata und Figurenkonstellationen ab. Solche Schemata werden mit der zugehörigen Figurendarstellung in die Lieddichtung der Völkerwanderungszeit zurĂŒckverfolgt. Zwei zentrale Forschungspositionen zur Vorgeschichte des âșWolfdietrichâč-Stoffs werden rekapituliert und zu einer einheitlichen ErklĂ€rung zusammengefĂŒhrt. In den hochmittelalterlichen âșWolfdietrichenâč ist ein besonders weitgehender Zuwachs an ErzĂ€hlzĂŒgen und -motiven aus der ErzĂ€hlfolklore zu beobachten, der schlieĂlich einen neuen Heldentypus entstehen lĂ€sst: An ihm lassen sich im Verbund mit der Plotkonstruktion entscheidende Merkmale des modernen Actionhelden ausmachen.The paper analyzes contradictions in characters in âșWolfdietrich Aâč. These contradictions are explained as resulting from the charactersâ relation to narrative schemata and their position in typical character constellation. The prehistory of such character modelling is sought in old Germanic heroic poetry. Scholarship on the history of the fable of âșWolfdietrich Aâč has established two different views which are reconciled in a new explanation. The paper proposes that the textual tradition of later âșWolfdietrichâč epics is formed by an import of motifs from narrative folklore. As a result of this process a new type of hero emerges, a forerunner of the modern action hero
Konzeptuell ĂŒberschriebene Module im volkssprachlichen ErzĂ€hlen des Mittelalters und ihre Auflösung
Inhalt: 1. Der Episodenbegriff (S. 110) â 2. Der Modulbegriff (S. 116) â 3. Module im âșIweinâč, âșTristanâč und im âșNibelungenliedâč (S. 120) â 4. Konzeptuelle Ăberschreibung von Modulen (S. 135) â 5. Zeit, Raum und Situation. Auflösungserscheinungen modularen ErzĂ€hlens (S. 143) â 6. Ăbergangstexte. Kontingente Situationsfaktoren im âșAmadisâč und in der âșAssenatâč (S. 157)
Kleine BlĂŒtenlese zu historischen und systematischen Gesichtspunkten unwahrscheinlichen und wahrscheinlichen ErzĂ€hlens
Der Aufsatz sucht das Feld von fĂŒr die Dichtung relevanten Wahrscheinlichkeitsbegriffen zu sondieren. Unterschieden werden Was- (bzw. Plot-)Wahrscheinlichkeit und Wie-Wahrscheinlichkeit. Was-Wahrscheinlichkeit lĂ€sst sich im Prinzip numerisch erfassen. Auf Wie-Wahrscheinlichkeit richten sich Forderungen schon in Aristotelesâ âșPoetikâč, wonach die Rezeptionswirkung einer Tragödie nicht beeintrĂ€chtigt werden sollte. Auch die antike Rhetorik schreibt die Einhaltung der Wahrscheinlichkeit im Zuge einer rhetorisch versierten Darstellung vor. Bestimmte Gattungen der Dichtung bleiben allerdings bis heute um solche Forderungen und Vorschriften unbekĂŒmmert. Wenn Dichtung offensiv auf bloĂ vorgestellte fiktive Szenarien umschaltet und zur Fiktion wird, beschrĂ€nkt dies die Rolle der Zeit: Wahrscheinlichkeit gewinnt die atemporale Form einer Abbildrelation
âMotivation von hintenâ: Durchschaubarkeit des ErzĂ€hlens und FinalitĂ€t in der Geschichte des ErzĂ€hlens
The article discusses forms of narrative orientation, both towards the ending of a narrative and governed by it. Prevalent in pre-modern fiction is a specific kind of motivation, which the German scholar Clemens Lugowski called âmotivation from behindâ. This kind of motivation operates on the level of narrative discourse. Modern fiction tends to minimize this motivation in favour of causal motivations on the level of the narrated events or story. Finality (teleology) is a trait shared by all plots, therefore a story can be anticipated by readers. The article differentiates forms of finality and inquires into the transformation of finality from the beginning of oral narration in folktales to modern fiction
ErzÀhlen des Unwahrscheinlichen und wahrscheinliches ErzÀhlen im mittelhochdeutschen MÀre
Der Aufsatz erprobt das Zusammenspiel zweier Begriffe von Wahrscheinlichkeit in einer narratologischen Analyse. MĂ€ren weisen sehr oft unwahrscheinliche Plots auf, die jeder Alltagserfahrung widersprechen. Allerdings erzĂ€hlen sie das Unwahrscheinliche oft auf eine Art und Weise, die es als wahrscheinlich erscheinen lĂ€sst. Diese ErzĂ€hlweise â so meine These â steht im Zusammenhang mit der begrenzten LĂ€nge von MĂ€ren und befördert PrĂ€gnanz einerseits aus der KĂŒrze, erlaubt es aber andererseits auch, ErzĂ€hlungen von mittlerer LĂ€nge prĂ€gnant zu halten
Narrator, Fiction, Focalisation: Three controversial disputed topics in Historical Narratology
1.1 Eine frĂŒhe Abbildung Wolframs von Eschenbach in der âGroĂen Bilderhandschriftâ des âWillehalmâ 1.2 Exkurs: Probleme des ErzĂ€hlerbegriffs 1.3 Zur Historisierung des ErzĂ€hlerbegriffs am Beispiel von Wolframs âWillehalmâ und der âWillehalmâ-Illustrationen in der âGroĂen Bilderhandschriftâ 1.4 Methodische Prinzipien bei der Historisierung des ErzĂ€hlerbegriffs
2.1 Fiktion: Sprachanalytische PrĂ€liminarien (FiktivitĂ€t und Erfundenheit) 2.2 FiktionalitĂ€t (Fiktionsstatus) als Form der Geltung im Literaturbetrieb 2.3 Bezugnahmen auf die Vergangenheit aus ErzĂ€hlungen ohne Fiktionsrahmen und in ErzĂ€hlungen mit Fiktionsrahmen 2.4 Strittige Merkmale narrativer Fiktionen in der mittelalterlichen Literatur 2.5 FaktizitĂ€tsgeltung im Mittelalter â der Fall der Heldendichtung (mit einem Postskript)
3.1 Fokalisierung: Zugrundeliegende narrative Verfahren 3.2 Genettes Fokalisierungsbegriff im erzĂ€hltheoretischen Kontext und seine Historisierung 3.3 Gert HĂŒbners Versuch einer Anpassung des Fokalisierungsbegriffs: Diskussion zweier Textbeispiele aus dem âTristanâ und den âBuddenbrooksâ mit einigen Schlussfolgerunge