9 research outputs found
Depeche Mode â 101
FĂŒr den Tourfilm 101 der Synthie-Pop-Gruppe Depeche Mode wurde der bekannte Musikdokumentarfilmer D.A. Pennebaker zusammen mit seiner Ehefrau Chris Hedegus sowie David Dawkins engagiert, um die letzten Etappen der Tour filmisch im Stile des Direct Cinema zu begleiten. Die Wahl fiel deshalb auf genau dieses Filmteam, weil die Band einen unmanipulierten Einblick ins Tourleben geben wollte und man in Pennebaker und seinen Mitstreitern dafĂŒr die richtigen Leute vermutete. Der SĂ€nger Dave Gahan erklĂ€rte: âWir hatten gesehen, was er mit Dylan und Monterey Pop und der Kennedy-Doku gemacht hatte â diese Filme geben nur Tatsachen wieder. Allzu viele Bands lassen solche Filme mit genauen Drehbuchvorschiften, Klischees und viel Glanz und Glamour machen.â Pennebaker Ă€uĂerte eine Ă€hnliche Intention: âIch wollte einen Film ĂŒber reale Leute im realen Leben machenâ (Malins 2007, 133)
Don Alan Pennebaker
Geboren am 15. Juli 1925, dreht der heute vierundachtzigjĂ€hrige Don Alan Pennebaker, Sohn eines Fotografen, noch immer Filme. Nach seinem MilitĂ€rdienst und einem Ingenieurstudium in Yale sowie am M.I.T in Cambridge arbeitete er in verschiedenen Berufen, bevor er auf Drew und Leacock stieĂ. Michael Barchet zufolge verdiente Pennebaker sein Geld zunĂ€chst als Werbetexter und entwickelte u.a. ein computergestĂŒtztes Buchungssystem fĂŒr Fluglinien (Barchet 1991, 154). Inspiriert durch den Filmemacher Francis Thompson drehte Pennebaker mit Ende zwanzig mit DAYBREAK EXPRESS (1953) und BABY (1954) seine ersten Filme ĂŒber die New Yorker U-Bahn und einen Zoobesuch mit seiner Tochter. Letzterer war eigentlich nichts anderes als ein Amateur-Familienfilm. Jedoch wurde ihm wĂ€hrend des Schneidens bewusst, dass er nicht seinem Material eine Story aufdrĂ€ngen, sondern dass er sich Story und Rhythmus spĂ€ter in der Montage aus sich selbst heraus entwickeln lassen sollte (Saunders 2007, 10)
Monterey Pop
Der Ă€sthetisch ambitionierte und kommerziell erfolgreiche Dylanfilm DONT LOOK BACK, den Pennebaker 1967 produziert hatte, machte die Produzenten des First International Monterey Pop Festivals auf den Dokumentaristen aus der Direct-Cinema-Gruppe um Robert Drew aufmerksam. Allerdings hatte er noch nie einen wirklichen Konzertfilm gemacht â in DONT LOOK BACK lag der thematische Schwerpunkt auf Dylan und nicht auf seiner Musik â, geschweige denn ein ganzes Festival verfilmt. In MONTEREY POP lĂ€sst Pennebaker die Interpreten die Geschichte des Festivals durch ihre Musik erzĂ€hlen, ohne dass viele Worte verloren werden. Getreu seinem Filmstil vermied er erneut jegliche ErlĂ€uterungen ĂŒbergeordneter ErzĂ€hler. Dennoch orientierte sich der Verlauf des Filmes an dem Festivalmitorganisator John Philipps und seinen Mamas and Papas als Headliner des Festivals. Eigentlich waren Pennebakers Aufnahmen fĂŒr ein TV-Special konzipiert. Festival-Co-Produzent Lou Adler zufolge erkannte Pennebaker jedoch mehr in dem Material, ging darum schon in der Planung ĂŒber den ursprĂŒnglichen Rahmen hinaus
Ziggy Stardust and the Spiders from Mars - The Motion Picture
Iâm D.A. Pennebaker and I â well I guess normally I would say I directed this film, but itâs hard to direct David Bowie in any thing. He kind of does what he wants to do and so you really watch him. My role as director is very questionable, but I did cause this film to be made, letâs say (Audiokommentar Pennebakers in ZIGGY STARDUST, 0:00:21). Dieses Zitat zur BegrĂŒĂung auf der Audiokommentarspur des Films drĂŒckt nicht nur die von Pennebaker immer wieder reklamierte Bescheidenheit des Filmemachers vor der Inszeniertheit des Rockkonzerts aus, sondern ist auch essenziell fĂŒr das VerstĂ€ndnis der filmischen Umsetzung des letzten Ziggy-Stardust-Konzerts im Londoner Hammersmith Odeon am 3. Juli 1973. Sofort nach den zu Ziggy und dem Glamrock passenden Neon-Credits setzt die filmische ErzĂ€hlung mit einer Backstage-Szene ein, in der sich der Musiker und Schauspieler David Bowie in seiner Garderobe in die BĂŒhnenfigur âZiggy Stardustâ verwandelt. Di
65 Revisited
Pennebaker hat doch zurĂŒckgeblickt. In weiteren fĂŒnfundsechzig Minuten zeigt er mit 65 REVISITED neue und ergĂ€nzende Facetten von Bob Dylan auf seiner 1965er Tournee durch England aus bisher unveröffentlichtem und digital aufgearbeitetem Material. Couchman (2002, 94) betont, dass Dylan ĂŒber vierzig Jahre nach DONâT LOOK BACK (1965) noch immer nichts von seiner enigmatischen Ausstrahlung verloren habe. Das gleiche gilt auch fĂŒr den Film und fĂŒr seine ErgĂ€nzung
Westernhagen â Keine Zeit
Im GesprĂ€ch mit Liz Stubbs spricht Pennebaker mit der Finanzierung einen der zentralsten Produktionsfaktoren an. Als unabhĂ€ngiger Filmemacher war er im Laufe seiner Karriere immer wieder gezwungen, hohe finanzielle Risiken einzugehen. Das Filmemachen ist teuer, erst recht, wenn mit Filmen wie THE WAR ROOM (1993) US-PrĂ€sidentschaftskandidaten begleitet werden und ĂŒber lĂ€ngere ZeitrĂ€ume viel Personal und Material eingesetzt werden muss. Laut eigener Aussage (Stubbs 2002, 48) macht Pennebaker nicht Filme, um viel Geld zu verdienen. Dennoch ist er natĂŒrlich auf finanzielle Mittel angewiesen, um die Filme auch beenden zu können und Kapital fĂŒr weitere Projekte zu bekommen. Chris Hegedus stimmte im gleichen GesprĂ€ch zu und sagte, dass der Film mit Westernhagen ein groĂer Deal mit Warner Brothers gewesen sei, jedoch nicht in Amerika laufen könne, da er gröĂtenteils in deutscher Sprache produziert wurde