4 research outputs found
Empirische Untersuchung von emotionalen Reaktionen im Prozess der Informationsrecherche im Web
Mit dieser Arbeit wird ein Überblick über Konzepte und Forschungsergebnisse
zur emotionalen Ebene bei der Web-Informationssuche gegeben und in einer qualitativen
Studie eine beobachtende Perspektive auf affektive Phänomene entlang des
Websuchprozesses eröffnet. Eine Literaturanalyse identifiziert Unsicherheit,
Nutzerzufriedenheit, Selbstwirksamkeit, Flow und Coping als relevante
Erklärungskonzepte für emotionale Vorgänge bei der Informationssuche. Flow und
Selbstwirksamkeit zeigen sich in der Übersicht über Forschungsergebnisse als besonders
geeignet zur Übertragung auf affektive Phänomene im Kontext der Websuche. Die
qualitative Studie geht mit den Methoden der passiv teilnehmenden Beobachtung und der
Thinking Aloud Methode den Fragen nach Art, Häufigkeit und Intensität von
Gefühlsausschlägen während der thematischen Websuche nach. Zudem werden die
Auslöser von emotionalen Reaktionen und der Zusammenhang zwischen
Gefühlsausschlägen und bestimmten Aktionsmerkmalen untersucht. Die Websuche zeigt
sich als emotional intensive und nuancenreiche Tätigkeit. Die besonders häufigen Auslöser
von Gefühlsausschlägen stehen in enger Beziehung zu erwarteter Relevanz und
Relevanzbewertung. Bei Auslösern von besonders intensiven emotionalen Reaktionen
spielt der optische Eindruck einer Webseite (Strukturiertheit und Layout/Bilder) eine
wichtige Rolle. In der Untersuchung von Gefühlsausschlägen in ihrem Verhältnis zu
Aktionsmerkmalen wurde deutlich, dass während langer Interaktionsepisoden mit
Suchmaschinen signifikant häufiger negative Gefühlstendenzen zu beobachten sind als
positive. Weiterer Untersuchungsbedarf zeigt sich vor allem in der Frage der Rolle
affektiver Vorgänge innerhalb des Relevanzkonzeptes. Eine Konkretisierung des Begriffes
„Affektive Relevanz“ wird angeregt. Methodische Grenzen ergeben sich durch die
eingeschränkte Erfassbarkeit nicht expliziter Gefühlsausschläge und die begrenzte
Objektivierbarkeit bei der Identifizierung von Gefühlsausprägungen
Das visuell Ästhetische im Web: eine experimentelle Untersuchung zum Einfluss der affektiven Bewertungsebene auf das Annäherungs- und Vermeidungsverhalten
Das Ästhetische im Web ist in den letzten Jahren zu einem zunehmend beachteten Forschungsgegenstand geworden. Hintergrund könnte ein steigendes Interesse an emotionalen Aspekten der Techniknutzung sein, die vor allem innerhalb der User Experience Aufmerksamkeit finden. Die enge Beziehung zwischen dem ästhetischen Eindruck und emotionalen Reaktionen wird in einer Analyse der Begriffsverwendung des Ästhetischen in der Philosophie, Psychologie und Mensch-Maschine-Interaktion deutlich. Auch die Verortung des Ästhetischen innerhalb der User Experience zeigt, dass es insbesondere in den emotionsbezogenen Ansätzen thematisiert wird. Zwei Verarbeitungsebenen des Ästhetischen deuten sich an. Zum einen könnte der ästhetische Eindruck über eine unmittelbare affektive Evaluationsebene entstehen. Ergebnisse im Webkontext legen nahe, dass hier ästhetische Bewertungsprozesse bereits innerhalb von 50ms stattfinden. Im Web könnte dem unmittelbaren affektiven ästhetischen Eindruck vor dem Hintergrund der sehr flüchtigen Interaktionsmuster eine besondere Bedeutung zukommen. Die Beziehung zwischen dem Sinneseindruck und dem Erleben von ästhetischem Gefallen und Missfallen kann jedoch auch über weitere Verarbeitungsprozesse vermittelt werden. Dies ist die reflektive ästhetische Verarbeitungsebene. Die vorliegende Arbeit erforscht den Einfluss des ästhetischen Eindrucks auf die Intensität der weiteren Interkation. Mit wenigen Ausnahmen haben Studien zum Ästhetischen als Wirkungsfaktor im Web Befragungsinstrumente als vorherrschende Datenerhebungsmethode eingesetzt. Im vorliegenden Experiment wurde die ästhetische Wirkung auf die Intensität der weiteren Interaktion über Verhaltensvariablen wie Verweildauer, Anzahl aufgerufener Webunterseiten und Leseanteil untersucht, die während der Interaktion erhoben wurden. Siebzig Versuchspersonen nahmen an dem Experiment teil und erkundeten zehn reale Webseiten. Ergebnisse zeigen, dass Versuchspersonen länger auf Webseiten blieben, mehr Webunterseiten aufriefen und mehr Zeit mit Lesen verbrachten auf Webseiten, die sie in ihrem ästhetischen Eindruck bevorzugten. Auch schon der erste affektive visuelle Eindruck wirkt sich auf die Intensität der weiteren Interaktion aus. Weiterer Forschungsbedarf könnte sich auf visuelle Merkmale richten, die insbesondere auf affektiver Ebene den ästhetischen Eindruck beeinflussen. Bisherige Untersuchungen, die bereits die visuelle Komplexität und Balance als unmittelbar affektiv wirksam herausgestellt haben, sollten erweitert werden. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse die Relevanz des Ästhetischen als Wirkungsfaktor im Web
Aesthetics on the web: effects on approach and avoidance behaviour
This paper describes an experimental investigation that tested the impact of the aesthetic impression on approach and avoidance behaviour by measuring relevant behavioural variables while interacting with websites. These variables included dwell time, number of retrieved web pages and reading time proportion. This approach extends previous research that primarily used surveys as the data collection method. Two levels of experiencing aesthetics were integrated into the research set-up: the first measures the reflective aesthetic appreciation and the second captures the immediate affective visual impression, the latter being operationalised through an affective priming experiment. Seventy participants took part in the main experiment and explored 10 real stimulus websites. Results showed that participants stayed significantly longer, retrieved more web pages and spent more time reading on websites that they preferred in their aesthetic impression. Aesthetics on the web are thus revealed to be of behavioural relevance. Effect sizes indicate only small to medium effects though. No statement is possible concerning the respective share of the two levels of aesthetic processing in this effect, because the study did not successfully delineate the effectiveness of affective and reflective aesthetic experiences in the course of exploration