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Die Subversion verletzender Worte: Grundlagen einer Politik des Performativen
Hate Speech wird hierzulande zunehmend als ernsthaftes gesellschaftliches Problem erkannt. Während in Debatten über Handlungsmöglichkeiten meistens Sanktionierungen durch staatliche Institutionen im Zentrum stehen, macht der Autor eine rhetorisch-künstlerische Form der Intervention stark, die der verletzenden Kraft nicht frontal entgegentritt, sondern sie umlenkt und zurückwirft. In Auseinandersetzung mit Hate Poetry, Kanak Sprak und Kanak Attak arbeitet der Autor Grundlagen zum Verständnis von Hate Speech und der Subversion verletzender Worte aus. Dabei knüpft er an Konzepte von Butler, Derrida, Austin und Bourdieu an und entwickelt sie weiter. Sein Buch stellt ein differenziertes theoretisches Instrumentarium für eine sprachpolitische Praxis gegen Hate Speech bereit
The Subversion of Words That Wound
Die Dissertation arbeitet Grundlagen zum Verständnis von Hate Speech und der Subversion verletzender Worte aus.
Im 1. Kapitel wird anhand einer Untersuchung von fünf empirischen Interventionen gegen verletzende Worte (zwei Interventionen gegen Hate Speech an Berliner Universitäten, Hate Poetry, Kanak Sprak und Kanak Attak) eine Unterscheidung zwischen prohibitiven und subversiven Interventionen eingeführt. Anschließend werden die Vorzüge subversiver Interventionen herausgearbeitet.
Im 2. Kapitel wird Derridas Konzept der Iterabilität systematisch rekonstruiert und weiterentwickelt, indem es mit einem Präzedenzfallmodell sprachlicher Praxis zusammengeführt wird. Auf dieser Grundlage wird die Möglichkeit subversiver Praktiken mit verletzenden Worten erklärt, und Butlers Konzeption der subversiven Resignifizierung wird weiterentwickelt.
Im 3. Kapitel wird auf der Grundlage einer Weiterentwicklung von Austins Unterscheidung zwischen illokutionären und perlokutionären Sprechakten eine Unterscheidung zwischen einer sozialen und einer psychisch-somatischen Dimension sprachlicher Verletzungen eingeführt. Auf Grundlage dieser Unterscheidung werden die Möglichkeiten des Scheiterns und der Subversion verletzender Worte erklärt und differenzierte Positionen zu sprachpolitischen Debatten entwickelt.
Im 4. Kapitel werden soziale Faktoren herausgearbeitet, die relevant dafür sind, dass subversive Praktiken mit verletzenden Worten vollzogen werden können und erfolgreich wirksam werden. Hierfür werden rhetorische Tropen, Verkörperungsformen, soziale Positionierungen und Diskurse untersucht. Es wird gezeigt, inwiefern die sozialen Faktoren selbst durch Iterabilität konstituiert und insofern veränderbar sind.
Im 5. Kapitel werden schließlich die akteursbezogenen Faktoren der Subversion verletzender Worte untersucht. Hierfür wird Bourdieus Konzept des Habitus rekonstruiert und mit der Logik der Iterabilität zusammengeführt. Damit wird Handlungsfähigkeit gegenüber verletzenden Worten auf Grundlage von Iterabilität, Reflexivität und rhetorischen Tropen erläutert