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    Faszination der Gewalt: Konservative Revolution und Neue Linke

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    Der Aufsatz behandelt die Gewaltfaszination innerhalb von zwei politisch konträren Intellektuellenmilieus in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Durch eine Gegenüberstellung der Konservativen Revolution der 1920er- und der Neuen Linken der 1960er-Jahre werden Ähnlichkeiten und Unterschiede in den intellektuellen Verhaltensstilen, Denkfiguren und argumentativen Grundmustern herausgearbeitet und jenseits von Skandalisierung und Apologie kontextualisiert. So können einerseits ideengeschichtliche Analogien zwischen beiden Bewegungen aufgezeigt werden, etwa in einem Überlegenheits- und Sendungsbewusstsein sowie in der Behauptung einer bevorstehenden Epochenwende. Andererseits resultierte aus den verschiedenen inhaltlichen Positionen eine unterschiedlich ausgeprägte Handlungsbereitschaft. Während sich die Weimarer Rechtsintellektuellen mehrheitlich als interessierte, wiewohl passive Beobachter von naturwüchsigen Krisenzuständen sahen, verstanden sich nicht wenige Protagonisten der westdeutschen Neuen Linken als handelnde Subjekte eines welthistorischen Entscheidungskampfes - wenngleich auch hier letztlich nur eine Minderheit den Weg aktiver Gewaltausübung einschlug.The article examines the fascination with violence harboured in two politically contrary intellectual movements of twentieth century German history. By contrasting the Conservative Revolution of the 1920s with the New Left of the 1960s, the author explores similarities and differences in intellectual conduct, patterns of thought, and argumentation. On the one hand, the comparison of the two intellectual movements reveals analogies, such as their sense of mission and superiority and their claim that they would soon be witnesses of a historical watershed. On the other hand, the ideological differences resulted in opposing attitudes towards personal involvement and violent action. While the majority of Weimar right-wing intellectuals acted as interested, yet passive observers of an almost natural crisis by the early 1930s, many protagonists of the West German New Left saw themselves as subjects of a decisive battle with historic consequences in the late 1960s

    Die Urschrift: Zur Originalurkunde des Versailler Vertrages von 1919

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    Auf den Beginn des Zweiten Weltkrieges reagierten die Archivare des französischen Außenministeriums mit kühlem Realismus. Angesichts der Tatsache, dass man auf der anderen Seite des Rheins seit zwei Jahrzehnten gegen das "Diktat von Versailles" zu Feld gezogen war, lag es auf der Hand, dass die am Quai d'Orsay verwahrte Original­urkunde des Friedensvertrages vom 28. Juni 1919 vor jedwedem Zugriff deutscher Eroberer in Sicherheit gebracht werden musste. Noch während der Mobilisierungsphase im September 1939 wurden darum ältere Pläne der Bestandssicherung aktiviert und die Pariser Friedensverträge zusammen mit anderen zentralen Unterlagen in geheime Depots an der Loire verlagert

    Globale Sicherheit und ironische Selbstkontrolle: Die James-Bond-Filme der 1960er-Jahre

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    Um Anerkennung als legitimes Objekt wissenschaftlichen Fragens muss die Populärkultur längst nicht mehr kämpfen. Zwar dürfte es kaum möglich sein, die vielfältigen Ansätze zur Massen- und Unterhaltungskultur auch nur des späten 20. Jahrhunderts auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, aber unter den dabei bevorzugt behandelten Gegenständen müsste wohl den James-Bond-Filmen ein prominenter Platz eingeräumt werden. Mehr als jede andere Filmreihe haben sie ein ganzes Genre des Actionkinos definiert und Standards des Spionage- und Agententhrillers etabliert, die bis heute und noch in ihrer ironischen Brechung als Referenzgröße dienen

    Hochgespannte Erwartung: H.G. Wells’ Utopie einer 'befreiten Welt' am Vorabend des Großen Kriegs

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    In der belletristischen Literatur spiegeln sich nicht nur die Vergangenheitsbilder einer Epoche, sondern ebenso ihre Vorstellungen von der Zukunft. Müsste man eine Rangliste der literarischen Propheten erstellen, welche als Seismographen die Erwartungen und Befürchtungen ihrer Zeit aufnahmen und verarbeiteten, so wäre dem britischen Autor Herbert George Wells (1866–1946) einer der obersten Plätze sicher. Wie kaum ein anderer Schriftsteller und Intellektueller der späten Viktorianischen Ära verknüpfte er in seinen Werken politische Zeitdiagnostik und phantastische Zukunftsvisionen, und dies nicht allein in den bekannten Klassikern der frühen Science-Fiction-Literatur »The Time Machine« (1895) und »The War of the Worlds« (1898). Wells war ein gleichermaßen populärer, produktiver wie politisch entschiedener Autor, der insgesamt mehr als 50 Romane und eine noch größere Zahl von Sachbüchern vorlegte, von zahllosen Erzählungen und journalistischen Gelegenheitsarbeiten ganz abgesehen

    Eine Maschine, die träumt: Das Recht in der Zeitgeschichte und die Zeitgeschichte des Rechts

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    Historiker und Historikerinnen, zumal jene der jüngeren deutschen Geschichte, beschäftigen sich am liebsten mit Recht, wenn es nicht weh tut. Der Boom der Menschenrechtshistoriographie steht dieser Diagnose ebensowenig entgegen wie die Flut an Behördengeschichten der NS-Zeit. Beide Trends bestätigen vielmehr den Befund, versteckt sich hinter den Etiketten doch nicht selten eine klassische Politik­historie, oft in der Gestalt einer Gesetzgebungsgeschichte, aufgelockert durch und verwoben mit ideen- und diskurshistorischen Elementen. Dies erlaubt es einerseits, sich von der etablierten, meist juristisch definierten Rechtsgeschichte abzusetzen, der vorgeworfen wird, zu einer sterilen Dogmengeschichte erstarrt zu sein. Andererseits hält man an tradierten Arbeitsteilungen fest: Die lästige, wiewohl notwendige Pflichtaufgabe, sich in die technischen Einzelheiten des Rechts zu vertiefen, darf aus der eigenen Zuständigkeit entlassen werden. Entsprechend begrenzt bleibt der wissenschaftliche Austausch: Rechtswissenschaftler/innen lesen historiographische Arbeiten als leichte Lektüre für den Hintergrund; Historiker/innen rezipieren die Studien ihrer juristischen Kolleg/innen als sprödes Fußnotenfutter. Dass der fächerübergreifende Kontakt zuletzt vor allem durch regierungsseitig initiierte Projekte über die NS-Belastung einzelner Ministerien und Behörden vorangetrieben wurde, bestätigt diese Beobachtung eher, als dass sie widerlegt würde

    A POST-LIBERAL ORDER? HANS ZEHRER AND CONSERVATIVE CONSENSUS BUILDING IN 1950S WEST GERMANY

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    This publication is with permission of the rights owner freely accessible due to an Alliance licence and a national licence (funded by the DFG, German Research Foundation) respectively.While it is well known that German conservative intellectuals were skeptical or indifferent to the Federal Republic of Germany established in 1949 and to its democratic founding principles, this essay shifts attention to a specific mode of right-wing acceptance of the new order. Focusing on Hans Zehrer, a renowned journalist and notorious opponent of democracy in the Weimar Republic, I will demonstrate how right-wing intellectuals interpreted West Germany's political system as a post-liberal order after the “end of politics”. But this vision of transcending societal and intellectual conflicts in a meta-politics was neither entirely new nor simply raked up from the late 1920s but reshaped to fit the postwar sociopolitical context. The essay illuminates several intellectual connections between Weimar-era neoconservatism and the specific conservative consensus formed after 1949, but it also explores personnel continuities within a network of right-wing journalists as well as continuities in the field of journalistic style.Peer Reviewe
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