18 research outputs found

    Der nachhallende "Posaunenton Gottes" : musikalische Annäherungen an Hildegard von Bingen

    Get PDF
    Die Musikgeschichte des späten 20. Jahrhunderts gleicht in mancher Hinsicht einem Glasperlenspiel. Ein Spiel mit «sämtlichen Werten unserer Kultur, wie etwa in den Blütezeiten der Künste ein Maler mit den Farben seiner Palette gespielt haben mag». Hermann Hesses Vision, die während des Dritten Reiches entstand, gilt auch für die Postmoderne. Denn an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend ist die musikalische Schau nach rückwärts gewendet, die Chronologie der Ereignisse weniger relevant als vielmehr die zeitgenössische Bedeutung, die die symbolisch-musikalischen Zeugnisse vergangener Epochen annehmen könnten. Besonders deutlich wird dies an der musikalischen Rezeption der Hildegard von Bingen

    Die Kindheit als Paradies : musikalische Romantik und mythische Verklärung

    Get PDF
    1817 erscheint in Leipzig "Die Welt als Wille und Vorstellung" von Arthur Schopenhauer. Das Kapitel "Vom Genie" enthält ein auch heute noch verblüffendes Bekenntnis: "Die Kindheit [ist] die Zeit der Unschuld und des Glückes, das Paradies des Lebens, das verlorene Eden, auf welches wir, unsern ganzen übrigen Lebensweg hindurch, sehnsüchtig zurückblicken. Die Basis jenes Glückes aber ist, dass in der Kindheit unser ganzes Daseyn viel mehr im Erkennen, als im Wollen liegt . . ." Dieses Bekenntnis Schopenhauers wird verständlicher, wenn man sich die zeitgenössische Literatur, Philosophie, Musik und Kunst vergegenwärtigt: Eine Verehrung der Kindheit als Inbegriff des verlorenen Paradieses scheint alle Künstler und Literaten erfasst zu haben. Kindheit als Phänomen, als besondere Erscheinungsform des Lebens ist nicht so alt, wie wir denken. Im Mittelalter zum Beispiel, in dem die Menschen viel früher als heute erwachsen wurden, gab es keine Kategorie "Kind". Kinder sehen auf Gemälden wie kleindimensionierte Erwachsene aus - wir kennen dies von zahlreichen Darstellungen des Jesuskindes. Es hat also "Kindheit" nicht immer gegeben - nämlich jenen von uns wahrgenommenen und wahrgemachten prinzipiellen Abstand zwischen Erwachsenen und Kindern» (Hartmut von Hentig in seinem Vorwort zur deutschen Übersetzung der "Geschichte der Kindheit" von Philippe Ariès). Dieser prinzipielle Abstand wurde erst wahrgenommen, als Moralisten und Pädagogen des 16. und 17. Jahrhunderts sich von dem humanistischen Ideal lebenslangen Lernens und lebenslanger Lebensveredelung abwendeten und die Kindheit als die eigentliche Zeit der Formung und Prägung betrachteten: Erziehung als zentrales Anliegen der Aufklärung. ..
    corecore