22 research outputs found
Neudefinition der „bürgerlichen Grundbildung“ und gefährdete Bildungsteilhabe
Mehr als 40 Jahre ist es her, dass die mit Bildung verknüpfte „Teilhabefrage“ in der Bundesrepublik Deutschland erstmals breitflächig auf die politische Agenda gesetzt wurde. Zwei einflussreiche Diskussionsbeiträge waren Pichts „Bildungskatastrophe“ (Picht 1965) und Dahrendorfs „Bildung ist Bürgerrecht“ (Dahrendorf 1965): Gemeinsam ist ihnen, dass sie Probleme der Persönlichkeitsentwicklung und des staatsbürgerlichen Engagements in einer demokratischen Gesellschaft in den Mittelpunkt stellten und die Frage aufwarfen, inwieweit sie aus einer geringen Beteiligung an höherer Bildung herrührten. Weniger befassten sie sich jedoch mit der Frage, wie unterschiedlich sich die durch Bildung vermittelten Erwerbs- und Reproduktionschancen (etwa: Einmündung in Erwerbstätigkeit, erzielbares Erwerbseinkommen) gestalteten und welche Folgen dies für die Lebensweisen hatte
Wettbewerbskorporatismus oder neue Machtressource Gewerkschaftliche Betriebspolitik im Spannungsfeld der Korporatismuskritik
Der Artikel zeigt, dass der Erhalt der Beschäftigung in der Krise wesentlich das Ergebnis konfliktärer Aushandlungsprozesse auf der Betriebsebene war und nicht allein einer tripartistischen Vereinbarung auf der Verbandsebene zugeschrieben werden kann. Das “deutsche Beschäftigungswunder“ wird somit aus der spezifischen Form der industriellen Beziehungen in Deutschland erklärt, weil diese den Gewerkschaften einen direkteren Zugriff auf betriebliche Entscheidungen ermöglicht. Daraus wird verallgemeinernd abgeleitet, dass sich im Zuge der Standortsicherungsverhandlungen eine erweiterte gewerkschaftliche Betriebspolitik entwickelt habe, die betriebliche Machtressourcen für gewerkschaftliche Interessenpolitik erschließt. Diese Thesen werden auf der Grundlage einer qualitativen Auswertung von 66 Fallbeispielen empirisch begründet.
Competitive Corporatism or New Power Resource Trade Union Company Policy in the Field of Tension of the Critique of Corporatism
This article demonstrates that the preservation of employment during the crisis was, to a significant extent, the result of controversial negotiations at the company level and cannot be attributed solely to a tripartite agreement at the national level. It is suggested that the “German job miracle” can be explained by way of the specific form of industrial relations in Germany, which provides the trade unions with direct influence on company decision-making. This leads to the generalized conclusion that, in the course of negotiations on securing company locations, trade union policy at the company level has expanded, making power resources accessible for interest-based trade union politics. These assertions are empirically substantiated with a qualitative analysis of 66 case studies