33 research outputs found

    Der Fall der Geburtenrate: ein Fall für Darwin, Luhmann oder Frau Minister von der Leyen?

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    "In der politischen und wissenschaftlichen Diskussion des Geburtenrückgangs gibt es einen Konsens über zwei normative Vorannahmen: Es würden zu wenig Kinder geboren; und es würde politisch zu wenig dagegen getan. Entsprechend konzentrieren sich auch die soziologischen Beiträge zum Thema auf politisch - scheinbar - beeinflussbare Gründe: Motive der Individuen, strukturelle Konfliktlagen, z.B. Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, und kulturelle Faktoren wie Säkularisierung, Individualisierung, Mutterbilder ... Die Vorannahmen sind fragwürdig, die Erklärungen greifen zu kurz. Sie bewegen sich in der Regel im nationalen Rahmen. Der Fall der Geburtenrate aber ist global und trifft traditionelle und industriell nachziehende Gesellschaften mittlerweile stärker als postindustrielle. Er lässt sich interpretieren als Umstellung des Reproduktionsmodus der menschlichen Spezies: von vielen, riskant und kurz lebenden auf wenige, relativ sicher und lang lebende Individuen; und von biologisch gesteuerter, quantitativer auf soziokulturell gesteuerte, qualitative Evolution. Deren Erfolg misst sich nicht an Größe und Bestand von Populationen, sondern an Bestand und Problemlösungsfähigkeit von sozialen Systemen. Als funktionale Systeme kristallisieren sie sich um bestimmte Leitwerte (Produktivität für die Wirtschaft, Liebe für die Familie, Macht für die Politik) und stabilisieren sich trotz weiter fallender Geburtenraten, ja erzwingen diese sogar. Eine wichtige Rolle spielt dabei die weltweite Arbeitsteilung zwischen produktiven und reproduktiven Kulturen. Diese 'Weltkultur' in Verbindung mit der Kultur der funktionalen Systemdifferenzierung nimmt, in ihrer Unverfügbarkeit, den Charakter einer zweiten, sozialen Natur an. Sie steuert den Fall der Geburtenrate. Familien- und Geburtenpolitik als voluntaristische Gegensteuerung folgt dagegen einem kulturalisierten biologistischen Reflex, wonach mehr Nachkommen besser seien als wenige. Sie hat nicht nur die Selbststeuerung der übrigen Systeme, sondern auch die soziokulturelle Evolution gegen sich. Der Ausgang ist ungewiss. Ob und wann aus dem Fall der Geburtenrate ein Anstieg wird, liegt nicht an 'richtiger' Politik, sondern an nicht intendierten und schwer einsehbaren Mechanismen sozialer Selbststeuerung." (Autorenreferat

    Skandalmärkte und Skandalkultur

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    Untersucht wird, warum alle westlichen Gesellschaften von Skandalen heimgesucht werden und welche Unterschiede es in der "Skandalkultur" von Gesellschaften gibt. Antworten auf diese Fragen werden gesucht, indem Skandale im ökonomischen Paradigma von Angebot und Nachfrage und im kultursoziologischen Paradigma normativer Regelungen analysiert werden. Drei Grundelemente des Skandals - moralische Verfehlungen, Enthüllung, Empörung - werden versucht in der Sprache von Angebot und Nachfrage zu begreifen. Gezeigt wird, welche Bedeutung die erfolgreiche, von Marktprozessen und normativ-kulturellen Regelungen gesteuerte Abwicklung von Skandalen für den moralischen Haushalt moderner Gesellschaften besitzt. (GF

    Soziale Dimensionen von AIDS

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    Der Wohlfahrtsstaat und die Konstitution sozialer Probleme

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    Einleitend wird die Frage behandelt, welche sozialen Probleme erzeugt der Wohlfahrtsstaat? Dabei werden aus der politischen Diskussion drei Hypothesen zusammengefaßt: (1) Der Wohlfahrtsstaat gefährdet individuelle Freiheiten, reglementiert und bürokratisiert immer mehr Lebensbereiche und schmälert so die private Wohlfahrt, die er öffentlich fördern will. (2) Der Wohlfahrtsstaat schwächt die individuelle Leistungsbereitschaft und damit einhergehend die Leistungsfähigkeit des ökonomischen Systems. (3) Der Wohlfahrtsstaat führt zu steigenden individuellen Ansprüchen an den Staat und wird dadurch überfordert. In den Abschnitten zwei bis vier werden diese Hypothesen überprüft, indem Wohlfahrtsstaaten mit Nicht-Wohlfahrtsstaaten etwa des gleichen Entwicklungsstandes verglichen werden: Niederlande und Schweden als Wohlfahrtsstaaten; USA und Japan als ihr Gegenbild. Großbritannien und die BRD nehmen eine Zwischenstellung ein. Die Ausführungen machen deutlich, daß die genannten Problembereiche weniger durch den Wohlfahrtsstaat selbst erzeugt sind und durch ihn erklärt werden können, als durch spezielle Organisations- und Regelungsvorkehrungen in modernen Gesellschaften und letzten Endes durch die Entwicklungsgesetze, denen diese Gesellschaften auf dem Weg durch die Industrialisierung unterliegen. Im fünften Abschnitt werden die zentralen Probleme industrieller Gesellschaften skizziert und die Möglichkeiten ihrer Lösung durch den Wohlfahrtsstaat diskutiert. Im letzten Abschnitt geht es um das ungelöste Problem der Größe. Abschließend wird festgestellt, daß die Probleme und Herausforderungen des Wohlfahrtsstaates keine für ihn spezifischen Probleme sind, sondern Probleme der Organisation moderner Gesellschaften schlechthin sind. (RW

    Die Dialektik von Kollektivierung und Individualisierung: am Beispiel der Paarbeziehung

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    "Kein anderer Begriff hat sich zur Kennzeichnung von gesellschaftlicher Modernisierung und Fortschritt so selbstverständlich durchgesetzt wie der der Individualisierung - verstanden als 'Freisetzung von traditionalen Bindungen'. Vertreter der 'Individualisierungsthese' meinen damit in der Regel, daß Herkunftsbindungen durch neue, selbstgewählte Bindungen ersetzt werden. Ihre Vision ist die einer Gesellschaft, die ihre Grundstruktur von herkunftsbestimmten auf frei gewählte Kollektivitäten umstellt. Sozialen Zwang gäbe es demzufolge nur noch als Restbestand von Traditionen, als strukturelle Randbedingungen und als Zwang zur Wahl. Versucht man Individualisierung phänomenologisch anhand konkreter Prozesse - zum Beispiel Bildung und Trennung von Paaren - nachzuzeichnen, dann erweist sich die Vision als Illusion: jeder Schritt zur Individualisierung impliziert - offen oder verdeckt, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, sogleich oder später, in demselben oder in einem weiter gespannten sozialen Gebilde - auch Prozesse der Kollektivisierung. Das individuelle Handeln nach freier Wahl führt zu kollektiven Strukturen, die die freie Wahl einschränken. In diesem Sinne verhalten sich neue Kollektivitäten, die in Individualisierungsprozessen entstehen, genauso einschränkend, traditionalistisch und traditionsbildend wie die alten auch. Aber auch in einem viel konkreteren Sinne fährt Individualisierung in alte Kollektivitäten zurück: die Individuen wählen ihre alten Herkunftsbindungen neu, weil sie keine andere oder keine bessere Wahl haben. Daß aus dem dialektischen Zusammenhang von Individualisierung und Kollektivisierung nur der Begriff der Individualisierung herausgegriffen und zum Signum der Moderne gemacht wurde, ist das eigentlich zu erklärende Problem. Wie kommen ausgerechnet Soziologen dazu, ein solch individualistisch halbiertes Verständnis von Modernität zu entwickeln? Warum hat Individualisierung als Illusion einen solchen gesellschaftlichen Erfolg? Und was ist die Zukunft dieser Illusion? In meinem Beitrag werde ich Antworten auf diese Fragen suchen." (Autorenreferat

    Bildung, Kultur und elementare soziale Prozesse

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    Die Soziologie hat an Interesse verloren. Ein Grund dafür könnte das langjährige Bemühen der Soziologie sein, sich als Kulturwissenschaft von den Naturwissenschaften abzugrenzen. Im Ergebnis ist die Soziologie in den Kulturwissenschaften aufgegangen. In diesem Beitrag geht es darum, Gegenstand und Perspektive des Faches wieder zu finden. Der Autor greift auf die Gedanken der Gründerväter der Soziologie zurück und entwickelt das Konzept der elementaren sozialen Prozesse. Mit dessen Hilfe versucht er, die Erkenntnisse und Gesetze der Soziologie zu begreifen und von denen der Kultur- und Bildungswissenschaften zu unterscheiden. Der Verfasser unterscheidet zwischen fünf elementaren Sozialprozessen: Erwidern (Austauschen), Werten (Urteilen), Teilen, Bergen (Ver-Bergen) und Bestimmen (Entscheiden). Jeder dieser Prozesse steht für ein Charakteristikum, das auch allen anderen Prozessen und dem sozialen Leben insgesamt eigen ist. Die Europäer fürchten kulturelle Differenzen, die kulturelle Andersartigkeit der Türkei ist das Hauptargument gegen deren Beitritt. Auch dabei können die elementaren sozialen Prozesse ihre Macht entfalten. Denn sie bewirken nicht nur, dass kulturelle Grenzen gezogen werden, sondern auch, dass diese sich auflösen. Voraussetzung dafür ist, dass die übergreifenden Übereinstimmungen stark genug sind. Daraus kann ein europäisches Wir-Gefühl werden, das es ohne die Türkei so nicht gäbe. Es ist schwächer als ein Nationalgefühl, aber stärker als eine Vergesellschaftung bloß über wirtschaftliche und politische Interessen. (ICB2

    Nicht ohne die Türkei - Europa auf der Suche nach Identität

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    Der Beitritt der Türkei steht der EU nicht bevor, nach gängiger Lesart droht er ihr vielmehr. Gleichzeitig behaupten sich in "Kerneuropa" kulturelle Identitäten und Grenzen gegen eine Politik grenzenloser Öffnung. Dabei sind Europas Werte für die Aufnahmekandidaten nur insoweit interessant, als sie sich für die eigenen Interessen instrumentalisieren lassen. Im innertürkischen Identitätskampf sucht jede Gruppe gegen die anderen europäische Unterstützung. Mit der Zahl der Mitglieder wächst auch die kulturelle Heterogenität der EU. Ein Beitritt der Türkei würde die EU militärisch stärken, zugleich aber auch die Vorsicht vor Militäreinsätzen mehren. Mit einer europäisch-islamischen Türkei als Mitglied könnte die EU ihre Lieblingsrolle noch besser ausfüllen - die des gewaltlosen, Identitäten überwölbenden Vermittlers. (ICE

    Entwicklungslinien und Möglichkeiten des Theorievergleichs

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    Der Autor skizziert zu Beginn die Entwicklungsrichtung, die die allgemeine theoretische Soziologie in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg genommen hat, anhand von drei Auseinandersetzungen: die Kontroverse über den "homo sociologicus", der Positivismusstreit und die systemtheoretische Debatte. Er erläutert anschließend die Zielsetzung des Theorievergleichs und die Reichweite soziologischer Theorien als Auswahlkriterium. Seine weiteren Ausführungen beschäftigen sich näher mit folgenden zehn Vergleichsgesichtspunkten für Theorien: Gegenstandsbereich, Problemhinsicht, Problemlösungen, Erkenntnisleistungen, logischer Status, Strukturmerkmale, Verfahren der Datengewinnung, Prioritäten bzw. Strategien sowie Relevanz der Theorie für Problemlösungen in anderen, nichtwissenschaftlichen Sozialsystemen. Der Autor beschreibt exemplarisch einen Theorievergleich anhand des Problems "Evolution" und formuliert abschließend Thesen zum Vergleich von Verhaltenstheorien, Handlungstheorien, funktionalistischen Systemtheorien und historischem Materialismus. (ICI

    Sozialer Wandel und Entwicklung | Zu den Büchern von Zimmermann, Heintz und Tjaden

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