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    Funktionelle Konsequenzen von Mutationen im Melanocortin-4-Rezeptorgen bei adipösen Kindern und Jugendlichen

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    Der Melanocortin-4-Rezeptor spielt eine zentrale Rolle in der Gewichtsregulation, er vermittelt (indirekt) die anorexigenen Effekte des Leptin, indem er nach Aktivierung eine Einstellung der Nahrungsaufnahme und eine Erhöhung der Stoffwechselrate bedingt. Er ist der Familie der G-Protein-gekoppelten-Rezeptoren zuzuordnen und koppelt an ein Gs-Protein, welches die Adenylylcyclase aktivieren kann. Das Rezeptorprotein besteht aus 332 AminosĂ€uren und wird durch ein einziges Exon in der humanen Chromosomen-region 18q22 kodiert. Den endogenen Agonisten am Melanocortin-4-Rezeptor stellt das alpha-MSH dar, welches dem VorlĂ€uferprotein Proopiomelanocortin (POMC) entstammt. Zahlreiche Mutationen im MC4R-Gen konnten bis zum heutigen Tage gefunden werden, die Hoffnung, hierin eine Hauptursache fĂŒr die extreme kindliche Adipositas gefunden zu haben, hat sich leider nicht bestĂ€tigen können. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde eine sehr große Patientenpopulation (808 Kinder und Jugendlich mit einem durchschnittlichen BMI> 30 kg/m2), sowie deren Eltern auf Mutationen im Melanocortin-4-Rezeptor-Gen hin untersucht. Dabei ergab sich ein signifikant höherer Anteil von TrĂ€gern relevanter Mutationen als in der unter- bis normalgewichtigen Kontrollgruppe. Um die funktionelle Relevanz der 16 neu detektierten Mutationen untersuchen zu können, wurden diese zunĂ€chst in den Expressionsvektor pSG5 kloniert. Im Anschluss transfizierten wir COS7-Zellen mit den entsprechenden Proben und fĂŒhrten den cAMP-Akkumulations-Assay durch. Im Rahmen dieser Untersuchung zeigten die 16 Mutationen sehr unterschiedliche Verhaltensweisen. Ein Teil zeigte eine deutliche Reduktion der cAMP-Spiegel unter Stimulation mit alpha-MSH gegenĂŒber denen des Wildtyp-Rezeptors. Ein anderer Teil zeigte Konzentrations-Wirkungskurven, die der des Wildtyps entsprachen. Zwei der von uns untersuchten Rezeptorvarianten (S127L und P230L) zeigten gar ohne Stimulation durch den entsprechenden Liganden Basalwerte, die weit ĂŒber dem des Wildtyp-Allels lagen, so dass wir hier eine konstitutive AktivitĂ€t der Rezeptorproteine postulierten. Gerade die physiologische oder gar die gesteigerte AktivitĂ€t der verĂ€nderten Rezeptorproteine unter Agonisten-Stimulation lĂ€sst sich dabei nur schwer zur ErklĂ€rung des adipösen PhĂ€notyps des betroffenen Probanden heranziehen. Der von uns ebenfalls im cAMP-Assay untersuchte, weit verbreitete Polymorphismus V103I zeigte in seiner Dosis-Wirkungskurve nur geringe Abweichungen von den Werten des Wildtyp-Rezeptors. Da sich ein Teil der AusfĂ€lle in der FunktionalitĂ€t bei Mutationen des MC4R-Gens durch einen gestörten Transport der verĂ€nderten Proteine in die Plasmamembran erklĂ€ren lĂ€sst, untersuchten wir einige der Rezeptoren außerdem im ZelloberflĂ€chen-ELISA. Im ELISA ergab sich eine Reduktion der OberflĂ€chen-expression der Mutationen G181D und S94R (welche bereits im cAMP-Assay einen totalen Funktionsausfall gezeigt hatten). Die von uns als konstitutiv aktiv deklarierten Rezeptorvarianten S127L und P230L zeigten jedoch wider Erwarten keinen behinderten Transport an die ZelloberflĂ€che, im Gegenteil erschien die ZelloberflĂ€chen-Expression gegenĂŒber der des Wildtyp-Rezeptors eher erhöht. Die restlichen im ELISA untersuchten Rezeptorvarianten zeigten eine Ă€hnliche Expression an der ZelloberflĂ€che wie der Wildtyp-MC4R. Auch der intrazellulĂ€re Verbleib der verĂ€nderten Rezeptorproteine reicht hier also zur KlĂ€rung der Ursache der Fettsucht des betroffenen Patienten nicht aus. Die Frage, welche Bedeutung bestehenden Mutationen im Melanocortin-4-Rezeptor-Gen im Hinblick auf den adipösen PhĂ€notyp des betroffenen Individuums zukommt, konnte von uns nur teilweise gelöst werden: Die Annahme eines autosomal dominanten Erbganges kann vor dem Hintergrund der Ergebnisse der funktionellen Untersuchungen (und vorheriger Beschreibungen schlanker, heterozygoter TrĂ€ger funktionell relevanter Mutationen) eindeutig verneint werden. Aufgrund der Tatsache, dass in unserer Studienpopulation signifikant mehr TrĂ€ger einer funktionell relevanten Mutation (15) auftraten (gegenĂŒber keiner funktionell relevanten Mutation innerhalb der Kontrollgruppe) und alle funktionell relevanten Mutationen zudem von den Eltern auf ihre Kinder weitervererbt worden waren, konnten wir einen „major-gene-effect“ von funktionell relevanten MC4R-Varianten auf den PhĂ€notyp des betroffenen Individuums postulieren. Da Melanocortin-4-Rezeptor-Mutationen jedoch nur fĂŒr einen sehr geringen Prozentsatz der Adipositas-FĂ€lle verantwortlich gemacht werden können, haben sie eine geringe epidemiologische, bei gleichzeitiger hoher individueller Relevanz

    Funktionelle Konsequenzen von Mutationen im Melanocortin-4-Rezeptorgen bei adipösen Kindern und Jugendlichen

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    Der Melanocortin-4-Rezeptor spielt eine zentrale Rolle in der Gewichtsregulation, er vermittelt (indirekt) die anorexigenen Effekte des Leptin, indem er nach Aktivierung eine Einstellung der Nahrungsaufnahme und eine Erhöhung der Stoffwechselrate bedingt. Er ist der Familie der G-Protein-gekoppelten-Rezeptoren zuzuordnen und koppelt an ein Gs-Protein, welches die Adenylylcyclase aktivieren kann. Das Rezeptorprotein besteht aus 332 AminosĂ€uren und wird durch ein einziges Exon in der humanen Chromosomen-region 18q22 kodiert. Den endogenen Agonisten am Melanocortin-4-Rezeptor stellt das alpha-MSH dar, welches dem VorlĂ€uferprotein Proopiomelanocortin (POMC) entstammt. Zahlreiche Mutationen im MC4R-Gen konnten bis zum heutigen Tage gefunden werden, die Hoffnung, hierin eine Hauptursache fĂŒr die extreme kindliche Adipositas gefunden zu haben, hat sich leider nicht bestĂ€tigen können. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde eine sehr große Patientenpopulation (808 Kinder und Jugendlich mit einem durchschnittlichen BMI> 30 kg/m2), sowie deren Eltern auf Mutationen im Melanocortin-4-Rezeptor-Gen hin untersucht. Dabei ergab sich ein signifikant höherer Anteil von TrĂ€gern relevanter Mutationen als in der unter- bis normalgewichtigen Kontrollgruppe. Um die funktionelle Relevanz der 16 neu detektierten Mutationen untersuchen zu können, wurden diese zunĂ€chst in den Expressionsvektor pSG5 kloniert. Im Anschluss transfizierten wir COS7-Zellen mit den entsprechenden Proben und fĂŒhrten den cAMP-Akkumulations-Assay durch. Im Rahmen dieser Untersuchung zeigten die 16 Mutationen sehr unterschiedliche Verhaltensweisen. Ein Teil zeigte eine deutliche Reduktion der cAMP-Spiegel unter Stimulation mit alpha-MSH gegenĂŒber denen des Wildtyp-Rezeptors. Ein anderer Teil zeigte Konzentrations-Wirkungskurven, die der des Wildtyps entsprachen. Zwei der von uns untersuchten Rezeptorvarianten (S127L und P230L) zeigten gar ohne Stimulation durch den entsprechenden Liganden Basalwerte, die weit ĂŒber dem des Wildtyp-Allels lagen, so dass wir hier eine konstitutive AktivitĂ€t der Rezeptorproteine postulierten. Gerade die physiologische oder gar die gesteigerte AktivitĂ€t der verĂ€nderten Rezeptorproteine unter Agonisten-Stimulation lĂ€sst sich dabei nur schwer zur ErklĂ€rung des adipösen PhĂ€notyps des betroffenen Probanden heranziehen. Der von uns ebenfalls im cAMP-Assay untersuchte, weit verbreitete Polymorphismus V103I zeigte in seiner Dosis-Wirkungskurve nur geringe Abweichungen von den Werten des Wildtyp-Rezeptors. Da sich ein Teil der AusfĂ€lle in der FunktionalitĂ€t bei Mutationen des MC4R-Gens durch einen gestörten Transport der verĂ€nderten Proteine in die Plasmamembran erklĂ€ren lĂ€sst, untersuchten wir einige der Rezeptoren außerdem im ZelloberflĂ€chen-ELISA. Im ELISA ergab sich eine Reduktion der OberflĂ€chen-expression der Mutationen G181D und S94R (welche bereits im cAMP-Assay einen totalen Funktionsausfall gezeigt hatten). Die von uns als konstitutiv aktiv deklarierten Rezeptorvarianten S127L und P230L zeigten jedoch wider Erwarten keinen behinderten Transport an die ZelloberflĂ€che, im Gegenteil erschien die ZelloberflĂ€chen-Expression gegenĂŒber der des Wildtyp-Rezeptors eher erhöht. Die restlichen im ELISA untersuchten Rezeptorvarianten zeigten eine Ă€hnliche Expression an der ZelloberflĂ€che wie der Wildtyp-MC4R. Auch der intrazellulĂ€re Verbleib der verĂ€nderten Rezeptorproteine reicht hier also zur KlĂ€rung der Ursache der Fettsucht des betroffenen Patienten nicht aus. Die Frage, welche Bedeutung bestehenden Mutationen im Melanocortin-4-Rezeptor-Gen im Hinblick auf den adipösen PhĂ€notyp des betroffenen Individuums zukommt, konnte von uns nur teilweise gelöst werden: Die Annahme eines autosomal dominanten Erbganges kann vor dem Hintergrund der Ergebnisse der funktionellen Untersuchungen (und vorheriger Beschreibungen schlanker, heterozygoter TrĂ€ger funktionell relevanter Mutationen) eindeutig verneint werden. Aufgrund der Tatsache, dass in unserer Studienpopulation signifikant mehr TrĂ€ger einer funktionell relevanten Mutation (15) auftraten (gegenĂŒber keiner funktionell relevanten Mutation innerhalb der Kontrollgruppe) und alle funktionell relevanten Mutationen zudem von den Eltern auf ihre Kinder weitervererbt worden waren, konnten wir einen „major-gene-effect“ von funktionell relevanten MC4R-Varianten auf den PhĂ€notyp des betroffenen Individuums postulieren. Da Melanocortin-4-Rezeptor-Mutationen jedoch nur fĂŒr einen sehr geringen Prozentsatz der Adipositas-FĂ€lle verantwortlich gemacht werden können, haben sie eine geringe epidemiologische, bei gleichzeitiger hoher individueller Relevanz
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