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Gewalterleben und die Krise der Moderne
In ihrem Aufsatz versucht die Autorin das Rätsel um den Zusammenhang von modernen Krisenerscheinungen und veränderten subjektiven Lebenslagen am Beispiel der vor allem medial inszenierten Debatte um jugendliche Gewalt zu entwirren, ohne dem öffentlichen Wunsch nach Psychologisierung der Täter nachzugeben. Zunächst beschreibt sie, wie physische Gewalt erlebt wird und schließt dann daraus Konsequenzen der Gewaltferne für die Forschung. Anschließend skizziert sie unterschiedliche Tätertypen, vom sozial Deklassierten bis hin zum 'postmodernen Neonazi'. In einem weiteren Abschnitt nähert sie sich in acht Thesen der Frage, inwieweit die Attraktivität von Gewalt mit den Krisenerfahrungen in der Folge von Modernisierungsprozessen in Zusammenhang gebracht werden kann: (1) die kindlichen Erfahrungen von Abhängigkeit und gleichzeitiger Einschränkung der eigenen Handlungs- und Lösungskompetenz werden in der Weltgesellschaft spürbarer und zur permanenten Alltagserfahrung. (2) Fremdenhaß tritt gerade jetzt in Gewaltaktionen nach außen, wo das Bild des Fremden immer unschärfer wird. (3) Unsere Welt ist keine Welt von Beziehungen zwischen Personen. (4) Gewalt ist etwas Körperliches. (5) Gewaltsamkeit ist unmittelbares Erleben, in dem Reflexion und Vermittlungsmedien ausgeschaltet sind. (6) Gewalt ist ein ungeheuer aufregendes Stimulanz, mit der wir der Monotonie und Langeweile des Alltags entfliehen können. (7) Lust auf Gewalt läßt an sexuelle Lust denken. (8) Individualisierungsprozesse beinhalten auch Vereinzelung und mögliche Vereinsamung. (psz