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    Rassismus und Kulturalismus

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    Der Arbeitskreis zu "Theorie und Praxis der Interkulturalität" konzentrierte sich im Sommersemester 1997 auf Erscheinungsformen von "Rassismus" und "Kulturalismus" in der Gegenwart. Die meisten der hier versammelten Texte gehen auf Vorträge in diesem Semester zurück.\ud \ud \ud Rassisten glauben gewöhnlich zweierlei: daß es verschiedene Rassen unter den Menschen gibt und man sie auch eindeutig erkennt. Das ist das eine. Der andere Glaubenssatz lautet: Meine Rasse ist die beste.\ud \ud \ud Theoretisch könnte man sich vorstellen, daß jemand den ersten Glaubenssatz annimmt und an den zweiten nicht denkt. Dann wäre das ein rein "wissenschaftliches" Problem und ganz wertfrei. Praktisch ist das aber nicht der Fall, wenn es um gesellschaftliche und politische Fragen geht. Dazu kommt noch ein zweiter Umstand: Man kann vom ersten Glaubenssatz ganz absehen und dennoch eine absolute Überlegenheit der eigenen Art annehmen. Dann wird man nicht mehr von "Rassen" sprechen, sondern von "kulturell Anderen" oder auch von der eigenen "kulturellen" oder "nationalen Identität".\ud \ud \ud Solche "Diskriminierungen", also Ausgrenzungen von etwas, das als Besonderes oder Niedrigeres gegenüber dem Allgemeingültigen oder Höheren gewertet wird, sind das gemeinsame Thema der vorliegenden Beiträge. Es werden aber auch Wege aufgezeigt, menschenverachtenden Ausgrenzungen theoretisch wie praktisch zu begegnen, ohne in die schlechte Alternative zu verfallen, entweder Ghettos in einem "ethnischen Zoo" zu schaffen oder aber eine differenzenlose Einheitsgesellschaft schaffen zu wollen.\ud \ud \ud Das Thema der Transformation von Nationalismus, Rassismus und Kulturalismus behandelt Hakan Gürses. Wenn heute nur mehr selten offen rassistische Thesen öffentlich vertreten werden, so sind doch die Grenzlinien gegenüber den jeweils "Anderen" nicht weniger deutlich: Auch bei "kulturell" Anderen wird regelmäßig eine Rangordnung und natürlich im Vergleich zur eigenen Kultur eine Unterordnung angenommen. Die Popularität dieser Denkweise sieht Gürses begründet in der Gleichzeitigkeit eines elitären Universalismus mit einem partikularistisch-rassistischen Kulturalismus der großen Mittelschicht.\ud \ud \ud Monika Firla behandelt ein heikles Thema der Philosophiegeschichte anhand einer Fallstudie zu Immanuel Kant. Obwohl daraus keinerlei Zweifel an Kants überragender philosophischen Bedeutung abzuleiten ist, ist doch auch nicht zu leugnen, daß er in seinen Vorlesungen rassistische und kulturrassistische Vorurteile nicht nur geteilt, sondern wohl auch befördert hat. Hier drängt sich die allgemeinere Frage auf, ob und wieweit Philosophen sich von diskriminierenden Vorurteilen freimachen können. Vorsichtiges Mißtrauen scheint angebracht.\ud \ud \ud Johann Dvoráks Beitrag befaßt sich mit einer Form von Rassismus und Sexismus, wie sie in der intellektuellen hochkulturellen Szene des Wiener fin de siècle durchaus gesellschaftsfähig waren. Er zeigt das Syndrom bei Chamberlain und Weininger und führt am Beispiel Hofmannsthals aus, wie die nationalistische Denkweise mit Rassismus und Elitendünkel zusammen eine gegen die Arbeiterbewegung gerichtete Ideologie bildete.\ud \ud \ud Vladimir Malachov hat den "neuen Nationalismus" bei deutschsprachigen Philosophen der Gegenwart analysiert. Dabei zeigt sich, etwa in den Arbeiten von Kurt Hübner, daß neuer Wein in Form von komplizierterer Ausdrucksweise doch nur in alte Schläuche gefüllt wird, wenn nicht mehr von einem "Wesen" eines "Volkes", sondern von der "Identität" und dem "Nationalen" die Rede ist. Frühere Chauvinisten drückten sich eindeutiger aus, und Malachov stellt auch dies dar, indem er in sich und untereinander höchst widersprüchliche Versuche vorstellt, das "Wesen" des jeweils eigenen (deutschen, russischen, französischen etc.) und das des anderen Volkes zu beschreiben. Wüßte man nicht um üble Folgen, so wäre die Lektüre amüsant.\ud \ud \ud Ulrike Davy geht konkret der Frage nach, welche Formen das Asylrecht in der Gegenwart angenommen hat. Entscheidend dabei ist, daß die Anerkennung des Flüchtlingsstatus voraussetzt, daß sich der asylgewährende Staat von der Wert- und Staatsordnung des Herkunftslandes distanziert. Somit ist "Empörung" vonnöten, die jedoch wiederum nur bei kultureller Differenz rechtliche Folgen hat.\ud \ud \ud Gero Fischer untersucht Merkmale rassistischer Sprachpraktiken sowohl in humanwissenschaftlichen Disziplinen als auch in der Mediensprache der Gegenwart. Gerade in Debatten um die Multikulturalität in modernen Gesellschaften finden sich dafür bestürzende Belege. Wirklich gefährlich wird diskriminierendes Sprechen - und Darstellen - aber dann, wenn es von denen, die es praktizieren, gar nicht mehr als solches erkannt wird; am Negativbeispiel aus einem Kinderbuch von Thomas Brezina wird dies deutlich.\ud \ud \ud Nadine Hauer hat Aktivitäten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in allen neun österreichischen Bundesländern untersucht und ihr Augenmerk vor allem auf solche Dinge gerichtet, die kaum oder gar keine Bekanntheit erlangen. Sie ist dabei auf wenig Spektakuläres, aber durchaus Eindrucksvolles gestoßen. In ihrem Beitrag schildert sie gelungene und auch mißlungene Projekte von einzelnen wie von Organisationen, Verständnis und Zusammenleben zu fördern und Vorurteile abzubauen

    A transient presence: black visitors and sojourners in Imperial Germany, 1884-1914

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    The onset of German colonial rule in Africa brought increasing numbers of Black men and women to Germany. Pre-1914 the vast majority of these Africans can best be described as visitors or sojourners and the Black population as a whole was a transient one. This makes recovering their presence in the archival record exceptionally difficult and it is not surprising that the existing historiography almost exclusively focuses on individual biographies of well documented lives. Through utilising a number of newly digitised archival materials, particularly the Hamburg Passenger Lists, this article draws upon a database with information on 1092 individuals from sub-Saharan Africa who spent time in Germany over the period 1884-1914 in order to add considerable bread and depth to our understanding of the Black presence as a whole. It provides increasing empirical detail about the make-up and character of this fluid population - where visitors came from, why they came to Germany, their age on arrival - as well as more accurate detail on the temporal and, to a lesser extent, spatial distribution of visitors
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