8 research outputs found

    Bekämpfung von Arbeitslosigkeit durch Qualifizierungsmaßnahmen? Oder: Pädagogik kann nicht leisten, was Politik versagt!

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    'Die Behauptung, durch gezielte Maßnahmen der Qualifizierung von (potenziellen) Arbeitskräften die Arbeitslosenraten verringern zu können, wird heute von allen politischen Gruppierungen geteilt. Im vorliegenden Artikel wird dargestellt, dass sich in dieser Behauptung, für die - wie nachgewiesen wird - kein empirischer Beweis vorliegt, eine allgemeine Entpolitisierung widerspiegelt. Indem so getan wird, als ob im Bildungsargument der Interessenswiderspruch von Kapital und Arbeit neutralisiert würde, wird der gegenwärtige Trend verstärkt, gesellschaftliche Phänomene primär moralisch und nicht als Folge der Durchsetzung von Interessen zu interpretieren. Arbeitslosigkeit wird zum Qualifikationsproblem erklärt, dem es durch nationale Anstrengungen zu begegnen gilt, und kann so nicht als Folge der Tatsache wahrgenommen werden, dass ArbeitnehmerInnen nicht ausreichend an den Produktivitätsfortschritten der letzten Jahre partizipieren können. Auf Basis dieser Argumentation dient Lernen nicht mehr dazu, die Welt zu begreifen, um sie im Sinne eigener Interessen und Bedürfnisse mitgestalten zu können; es verliert seine emanzipatorische Potenz und pervertiert schlussendlich zum Unterwerfungsritual.' (Autorenreferat)'Nowadays all political groups share the statement that the unemployment rate can be reduced by purposeful measures of qualification of (potential) employees. The present article delineates that this statement, for which - as is proven - no empirical evidence exists, mirrors a general depoliticalization. Pretending that qualification is the solution to all intents and purposes, neutralising the contradiction between capital and work, the current trend that social phenomena are interpreted purely in terms of morals and not as the consequence of who is getting his interests through, is reinforced. Unemployment is declared as a problem of qualification, which can be resolved by national effort, and thus cannot be realised as a consequence of the fact that employees could not sufficiently participate in the advances of productivity made in recent years. On basis of this argumentation, learning no longer serves to comprehend the world in order to contribute to shape it in accordance with one's interests, needs and desires. Learning loses its power for emancipation and is perverted to a ritual of submission to the present system, which is considered to be unalterable.' (author's abstract

    Rezensionen

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    Rezension zu: 1) Arnold, Rolf; Gieseke, Wiltrud; Zeuner, Christine (Hrsg.): Bildungsberatung im Dialog. Bd. 1, Theorie - Empirie – Reflexion. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren 2009. ISBN 978-3-8340-0556-4. 2) Knoll, Jörg: Lern- und Bildungsberatung: professionell beraten in der Weiterbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verl. 2008. ISBN 978-3-7639-1956-7. 3) Schiersmann, Christiane; Bachmann, Miriam; Dauner, Alexander; Weber, Peter: Qualität und Professionalität in Bildungs- und Berufsberatung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verl. 2009. ISBN 978-3-7639-4200-8. 4) Alheit, Peter; Felden, Heide von (Hrsg.): Lebenslanges Lernen und erziehungswissenschaftliche Biographieforschung: Konzepte und Forschung im europäischen Diskurs. Wiesbaden: VS Verl. f. Sozialwissenschaften 2009. ISBN 978-3-531-15600-2. 5) Dehnbostel, Peter: Berufliche Weiterbildung - Grundlagen aus arbeitnehmerorientierter Sicht. Berlin: Ed. Sigma 2008. ISBN 978-3-89404-562-3. 6) Kortendieck, Georg; Summen, Frank (Hrsg.): Betriebswirtschaftliche Kompetenz in der Erwachsenenbildung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verl. 2008. ISBN 978-3-7639-3652-6. 7) Müller-Commichau, Wolfgang: Identitätslernen: jüdische Erwachsenenbildung in Deutschland vom Kaiserreich bis zur Berliner Republik. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren 2009. ISBN 978-3-8340-0583-0. 8) Müller-Ruckwitt, Anne: „Kompetenz“ - Bildungstheoretische Untersuchungen zu einem aktuellen Begriff. Würzburg: Ergon Verl. 2008. ISBN 978-3-89913-615-9. 9) Salman, Yvonne: Bildungseffekte durch Lernen im Arbeitsprozess: Verzahnung von Lern- und Arbeitsprozessen zwischen ökonomischer Verwertbarkeit und individueller Entfaltung am Beispiel des IT-Weiterbildungssystems. Bielefeld: W. Bertelsmann Verl. 2009. ISBN 3-7639-1123-5. 10) Schmidt-Lauff, Sabine: Zeit für Bildung im Erwachsenenalter: interdisziplinäre und empirische Zugänge. Münster: Waxmann 2008. ISBN 978-3-8309-2020-5. 11) Strauch, Anne: Kompetenzbilanzierung im Betriebskontext - eine Fallstudie. Baltmannsweiler: Schneider Verl. Hohengehren 2008. ISBN 978-3-8340-0468-0. 12) Wolf, Frieder: Bildungsfinanzierung in Deutschland. Wiesbaden: VS Verl. f. Sozialwissenschaften 2008. ISBN 978-3-531-16055-9

    Alphabetisierung - bloß berufliche Notwendigkeit oder mehr?

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    Anstrengungen zur Verringerung der unzureichend gegebenen Elementarbildung jener Bevölkerungsgruppe, auf die hierzulande die Bezeichnung „AnalphabetInnen“ zutrifft, werden derzeit – so wie Bildungsbemühungen generell – fast durchwegs unter dem Gesichtspunkt des gesellschaftlichen Tausch- bzw. Marktwerts argumentiert. Sie gelten als eine Investition in die „Ressource Mensch“ – auf einen darüber hinausgehenden humanitären oder politischen Wert wird nur selten Bezug genommen. Auch wenn die Bedeutung der Kulturtechniken im Rahmen der ökonomischen Verwertung menschlicher Arbeitskraft selbstverständlich nicht ignoriert werden kann, bedeutet die Befähigung der Menschen zur schriftlichen Kommunikation weit mehr als ihre Zurichtung zu verwertbarem Humankapital. Literalität ist ein grundsätzlicher Aspekt der „Menschwerdung“ des Menschen, sie erst ermöglicht dem einzelnen Individuum eine Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben, darüber hinaus und darauf aufbauend aber auch die fortschreitende Emanzipation des Menschengeschlechts insgesamt. Die Teilhabemöglichkeit an der menschlichen Gemeinschaft ist nicht bloß ein Vorteil unter vielen anderen, der auf der gleichen Ebene wie die Möglichkeit, seine Arbeitskraft lukrativ verkaufen zu können, angesiedelt ist. Es geht dabei um wesentlich mehr – in letzter Konsequenz um die Überwindung der die Gesellschaft in allen Aspekten bestimmenden Verwertungsprämisse. (DIPF/Orig.

    Daniela Holzer: Weiterbildungswiderstand. Eine kritische Theorie der Verweigerung [Rezension]

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    Rezension von: Daniela Holzer: Weiterbildungswiderstand. Eine kritische Theorie der Verweigerun

    Quality framework Ö-Cert sets clear boundaries between therapy, leisure activities and esotericism

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    Ö-Cert ist ein bundesweit einheitlicher Qualitätsrahmen für Anbieter der Erwachsenenbildung in Österreich. Erwachsenenbildungsorganisationen können sich für Ö-Cert seit Ende 2011 im Rahmen eines Akkreditierungsverfahrens bewerben. In der Akkreditierungsarbeit selbst kristallisierten sich von Anfang an Abgrenzungsprobleme zwischen den Angeboten aus Therapie/Freizeit/Gesundheit/Esoterik und Erwachsenenbildung heraus. Welche Angebote entsprechen dem Bildungsverständnis von Ö-Cert und welche nicht? Aus einer Innensicht beschreibt dieser Beitrag den langen, partizipativ angelegten Entwicklungs- und Aushandlungsprozess zwischen Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Praxis der Erwachsenenbildung, um ein diesbezügliches Beurteilungsraster zu entwickeln. Dieser Ö-Cert-Beurteilungsraster wird vorliegend erstmals öffentlich vorgestellt. Er präzisiert Kriterien im Bestreben, eine objektive Einschätzung und Abgrenzung vornehmen zu können. Nun kommt es, wie die AutorInnen abschließend ausführen, darauf an, den Ö-Cert-Beurteilungsraster in der konkreten Akkreditierungsarbeit zu erproben. (DIPF/Orig.)Ö-Cert is a federally standardized quality framework for courses in adult education offered in Austria. Adult education organizations have been able to apply to Ö-Cert as part of an accreditation process since the end of 2011. From the very start of accreditation work, problems have arisen in distinguishing between offerings in the areas of therapy/ leisure/health/esotericism and in those of adult education. What course offerings correspond to Ö-Cert’s understanding of education and which do not? This article describes the long participatory development and negotiation process leading to the evaluation questionnaire from an insider’s perspective. Its developers come from the spheres of politics, administration, and science and include practitioners of adult education. This Ö-Cert evaluation questionnaire is made available to the public for the first time. It states the criteria precisely in the hope of providing an objective assessment and definition. The Ö-Cert evaluation questionnaire must now be tested in actual accreditation work. (DIPF/Orig.

    Abschied vom Bildungsbürger

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    Die aus Aufklärung und misslungenen bürgerlichen Revolutionen im deutschsprachigen Mitteleuropa hervorgegangene Bildungsidee erweist sich heute zunehmend als antiquiert. Sie ist zur Heranbildung von Humankapital für die Verwertung im globalen Konkurrenzkampf nicht kompatibel. Als Folge demissioniert auch der Bildungsbürger, Metapher für das dichotom gespaltene Individuum: einerseits Citoyen – eigensinnig seinen Verstand gebrauchend und den Maximen des Guten, Wahren und Schönen verpflichtet – und andererseits Bourgeois – nutzenorientiert und im Sinne von Markt und Staat funktionierend. Das Menschenbild der Moderne fand im Bildungsbürger seine prototypische Entsprechung, mehr als zwei Jahrhunderte war er wesentliche Orientierungsgröße aller Selbst- und Sozialtechnologien. Gegenwärtig etabliert sich eine neue Subjektivierungsmatrix, der »Entrepreneur«. Während dem Lernen – bildungsbürgerlicher Janusköpfigkeit entsprechend – vordem die widersprüchlichen Effekte Anpassung und Widerstand zugeschrieben wurden, gilt es nun als ein Prozess, der Menschen sich selbst und die Welt im Fokus der Vermarktung begreifen lässt. Wurde es bisher aufgrund seiner vorgeblich bildenden Wirkung idealisiert und das kritische, aber dennoch funktionierende Individuum glorifiziert, geht es nun um das sich enthusiastisch selbst verwertende »unternehmerische Selbst« (Bröckling)

    Bildung - Kampfbegriff oder Pathosformel

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    Mit diesem Buch stellt der Autor klar, dass Bildung nicht erst neuerdings zur Ware wurde. Die ökonomische Indienstnahme der menschlichen Besonderheit, sich lernend erst eine Form geben zu müssen, fand im Bildungsbegriff immer schon seine Entsprechung. Bildungsbeflissene Kreise monieren in den letzten Jahren immer öfter, dass die Orientierung von Schule und Universität am humanistisch gebildeten Individuum verloren gehe. Bildung werde fast nur mehr ökonomisch argumentiert und verkomme zur Ware. Tatsächlich lässt sich kaum leugnen, dass die aktuell an allen Ecken und Enden angegangenen Umgestaltungen des Bildungssystems fast durchwegs an Effektivitätsprämissen und der Herstellung verwertbaren Humankapitals orientiert sind. Mit bestenfalls geringfügig erhöhten Ressourcen sollen an den Arbeitsmarkt besser angepasste Absolvent/innen produziert werden. Als Reaktion auf diese ökonomische Argumentation neigen Fürsprecher/innen der Bildungsidee verschiedentlich dazu, vergangene Zustände im Bildungswesen zu verklären und von einer ehemals heilen Welt der Bildung zu schwärmen. Dieses Buch wendet sich gegen eine derartige Nostalgie. Denn neu ist bloß, dass derzeit Produktivitätssteigerung, Globalisierung und anwachsende Verwertungskrise die Konkurrenz zwischen Individuen, Regionen und Staaten massiv verschärfen und einen ideologischen Überbau organisierten Lernens in Form der Bezugnahme auf das Menschenbild der Aufklärung damit obsolet machen. Der machtkritische Nimbus, mit dem der Bildungsbegriff stets verbrämt wurde, verpufft und das Bildungssystem wird als das angesprochen, was es real ist, seit es Verpflichtungscharakter hat: Eine Einrichtung zur Herstellung des bürgerlichen Subjekts, dem Vernunft und ökonomisches Kalkül dasselbe sind und das sich selbst und die Welt einzig unter dem Aspekt des Geldwerts begreift
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