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Die Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands bis 2030: Ein Methodenvergleich
Die 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung bildet die aktuell bedeutsamste Informationsquelle für die zukünftige Entwicklung der deutschen Bevölkerung. Annahmen über eine anhaltend hohe Nettomigration führen im Ergebnis zu einer fast neutralen Bevölkerungsbilanz bis 2030. Dies lässt die demografischen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft weniger dramatisch erscheinen. Dennoch schreitet die Alterung der Gesellschaft weiter voran. Auch methodisch stößt die genutzte Szenariotechnik an Grenzen, weil den Szenarien keine Eintrittswahrscheinlichkeiten zugeordnet werden können. Es besteht die Gefahr, dass Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft das für sie beste Szenario als das wahrscheinlichste auswählen und danach handeln. Das kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Der Beitrag diskutiert den Mehrwert und die Probleme stochastischer Methoden am Beispiel einer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellten stochastischen Bevölkerungsprognose
Einfluss der Zuwanderung auf die demografische Entwicklung in Deutschland
Aktualisierte Informationen über die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung sind für viele ökonomische Fragestellungen relevant. Die stochastische Bevölkerungsprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln berücksichtigt deshalb die Rekordzuwanderung des Jahres 2015 und die sich abzeichnende hohe Nettomigration in den Folgejahren. Bis 2035 nimmt die Bevölkerung auf dieser Grundlage um 1,2 Millionen auf 83,1 Millionen Personen zu. Die Schätzung unterstellt dabei für das Jahr 2016 einen Wanderungssaldo von 850.000 Personen. Langfristig geht die Nettomigration auf 218.000 Personen zurück. Der Bevölkerungsanstieg verhindert allerdings nicht die Alterung der Gesellschaft. Die demografischen Herausforderungen, beispielsweise am Arbeitsmarkt und in den sozialen Sicherungssystemen, bleiben somit hochrelevant
Ein hedonischer Mietpreisindex für studentisches Wohnen
Am Wohnungsmarkt für Studenten haben sich in den letzten Jahren deutliche Anspannungen gezeigt. Um die Mietpreisentwicklung für studentisches Wohnen zu messen, wurde ein hedonischer Mietpreisindex von der Deutschen Real Estate Funds und dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln entwickelt. Dieser Studentenwohnpreisindex wurde auf Grundlage der Angebotsdaten von ImmobilienScout24 für 15 Groß- und Universitätsstädte für den Zeitraum 2010 bis 2016 berechnet. Demnach kam es in dieser Zeit zu teils deutlichen Mietsteigerungen, allerdings in einer Spannweite von 8,0 bis 37,3 Prozent. Außerdem wurde die Miethöhe einer standardisierten Studentenwohnung ermittelt, um eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu ermöglichen. Auch die berechneten hypothetischen Mieten signalisieren eine große Diskrepanz zwischen den betrachteten Städten. Während in München monatliche Mietkosten von 615 Euro anfallen, werden für eine vergleichbare Wohnung in Leipzig lediglich 316 Euro fällig
Analyse der Wohn‐ und Arbeitsortverteilung von Hochqualifizierten in der Metropolregion Rhein‐Neckar
Der Strukturwandel zu wissensbasierten Dienstleistungen und der High Tech Branche bedingt eine steigende Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitnehmern. Für eine erfolgreiche Regionalentwicklung ist daher ein ausreichender Bestand an Hochqualifizierten unabdingbar. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden demographischen Wandels droht jedoch ein zukünftiger Mangel an Fachkräften auf nationaler Ebene. Diese Entwicklung wird sich regional sehr heterogen vollziehen und für
Regionalplaner und Unternehmen wird es in Zukunft zunehmend schwerer werden, die „klugen Köpfe“ anzulocken, beziehungsweise sie nach dem Studium oder der Ausbildung in der Region zu halten.
Dieses Papier untersucht für die Europäische Metropolregion Rhein‐Neckar und ihrem Pendlereinzugsgebiet, welche Faktoren den Anteil von Hochqualifizierten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowohl am Arbeits‐ als auch am Wohnort auf Kreisebene beeinflussen. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass neben den Beschäftigungsbedingungen und Chancen des Wirtschaftsraumes auch die Attraktivität der Region als Wohnstandort eine wichtige Rolle spielt und dass Wettbewerbsvorteile zunehmend regional verwirklicht werden
Population Development of the Rhine-Neckar Metropolitan Area:A Stochastic Population Forecast on the Basis of Functional Data Analysis
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels erfreuen sich stochastische Bevölkerungsprognosen wachsender Beliebtheit, denn sie liefern im Vergleich zu der für Vorausberechnungen häufig verwendeten Szenariotechnik eine wichtige Zusatzinformation: die prognostizierte Bevölkerung liegt innerhalb eines Schwankungsbereichs, dem eine Eintrittswahrscheinlichkeit zugeordnet werden kann. Allerdings erfordert dieser Ansatz lange Zeitreihen und detaillierte Informationen über die Determinanten der Bevölkerungsentwicklung (Fertilität, Mortalität und Nettomigration), die auf regionaler Ebene häufig nicht in ausreichender Tiefe verfügbar, sondern in der Regel zu Altersgruppen zusammengefasst sind. Stochastische Bevölkerungsprognosen beschränken sich deshalb meist auf die nationale Ebene. Jedoch ermöglichen es Methoden der funktionalen Datenanalyse, die erforderlichen demographischen Merkmale auf Altersjahre zu disaggregieren und als Datenbasis einer stochastischen Modellierung, auch auf regionaler Ebene, zu nutzen. In diesem Aufsatz werden am Beispiel der Bevölkerungsentwicklung der Metropolregion Rhein-Neckar dieser Ansatz und darauf aufbauende Modelle vorgestellt.Stochastic population forecasts are gaining popularity in these times of demographic change, as compared with the scenario technique frequently used for projections, they provide important additional information: the forecasted population lies within a prediction interval to which a probability of occurrence can be allocated. However, this approach requires long time-series and detailed information about the determinants of population development (fertility, mortality and net migration), which are frequently not available in sufficient depth at the regional level, but are generally subsumed into age groups. Stochastic population forecasts are therefore usually limited to the national level. Nonetheless, methods of functional data analysis enable us to disaggregate the required demographic variables into years of age and to use them as the data basis of a stochastic model, also at the regional level. This essay presents this approach and models based on it using the example of the population development of the Rhine-Neckar metropolitan area in Germany
Die Entwicklung der Bevölkerung und der Erwerbspersonen in der Metropolregion Rhein-Neckar
Der demographische Wandel verändert die Gesellschaft: Das Verhältnis von Jungen zu Alten und von Erwerbstätigen zu Rentnern verschiebt sich zu Gunsten der älteren Personen. Obgleich auf nationaler Ebene nur ein geringfügiger Rückgang der Bevölkerung in den kommenden 20 Jahren prognostiziert ist, wird die Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter deutlich zurückgehen. Diese Entwicklung vollzieht sich auf regionaler Ebene jedoch uneinheitlich und wird auf die einzelnen regionalen Arbeitsmärkte ungleichmäßig ausstrahlen, woraus sich ein steigender Bedarf an regionalen Prognosen der Bevölkerung und der Anzahl der Erwerbspersonen als quantitative Entscheidungsgrundlage für die Regionalplanung ableiten läss
Evaluation der Mietpreisbremse
Getrieben durch den starken Zuzug aus dem In- und Ausland erleben die Wohnungsmärkte der deutschen Metropolregionen in den letzten Jahren einen deutlichen Nachfrageschub. Durch die gleichzeitig nur moderat ausgeweitete Bautätigkeit fällt es Mietern zunehmend schwerer bezahlbaren Wohnraum zu finden. Im Nachgang der Bundestagswahl 2013 ist das Problem der sich verschärfenden Wohnungs-knappheit auf der politischen Agenda der deutschen Bundesregierung gelandet, mit dem Ziel, Wohnraum auch zukünftig für die breite Bevölkerung bezahlbar zu halten. Mit dem 1. Juni 2015 wurde dann das Wohnungsmarktinstrument der Mietpreisbremse - zunächst in Berlin - eingeführt, um überdurchschnittlichen Mietpreiserhöhungen entgegenzuwirken. Mit einigen Ausnahmen für neu errichtete und umfassend modernisierte Wohnungen darf seitdem die geforderte Neuvertragsmiete die jeweilige orts-übliche Vergleichsmiete um maximal zehn Prozent überschreiten. Jedoch scheint der Anstieg der Mieten trotz der Einführung der Wohnungsmarktregulierung ungebrochen, sodass in Öffentlichkeit und Medien zunehmend Zweifel an der Wirksamkeit der Mietpreisbremse aufgekommen sind. [...
Past and Future Trends in Refugee Migration on the Regional Level in Germany – An Analysis and Projection of Labor Market Effects
Since 2013, more than two million refugees have arrived in Germany and have been allocated across federal states and districts according to legal policies. A steadily increasing number of refugees is now entering the German labor market, albeit under varying economic and demographic contexts. However, regional differences in refugees’ labor market integration have received little attention both retrospectively and particularly prospectively, given the projected population decline across Germany. Addressing this apparent shortcoming in the literature, we collect data on refugee arrivals by gender, nationality, approval rates, and regional allocation from 1995 to 2019. Applying principal component analysis and time series analysis, we first analyze past patterns of refugee migration to Germany and project both arrivals and regional allocations by gender and nationality until 2030. Then, combining the collected migration figures for German labor market regions and official labor market statistics, we investigate past regional employment effects from 2008 to 2019. Next, we calculate corresponding future employment effects conditional on our projected refugee figures, our estimation results, and official regional demographic forecasts until 2030. Our findings suggest that refugee migration does not affect German labor market regions equally, but instead has and will continue to lead to distinct regional employment effects. Moreover, the labor market integration differs by gender and origin of the refugees. Consequently, the interaction of regional employment effects with projected population change gives rise to different regional mitigation potentials in view of the upcoming population decline.
* This article belongs to a special issue on "Refugee Migration to Europe – Challenges and Potentials for Cities and Regions"
Fertility Response to the COVID-19 Pandemic in Developed Countries – On Pre-pandemic Fertility Forecasts
The COVID-19 pandemic has affected all areas of our lives. Among other outcomes, the academic literature and popular media both discuss the potential effects of the pandemic on fertility. As fertility is an important determinant of population development and population forecasts are important for policy decisions and planning, we need to address to which extent fertility forecasts performed before the pandemic still apply.
Using Monte Carlo forecasting based on principal components of fertility rates, we quantify the effects of the pandemic on fertility for 22 countries and discuss whether forecasts made prior to the pandemic need adjustment based on more recent data.
Among the studied countries, 14 countries show no significant effect of the pandemic at all, while six countries have significantly lowered numbers of births in comparison to counterfactual trajectories that assume that past trends will hold. These countries are primarily in the Mediterranean and East Asia. For Finland and South Korea, there is statistical evidence for increased fertility in the early phases of the pandemic. In all cases with statistically significant fertility differentials caused by the pandemic, reproductive behavior normalized quickly. Therefore, we find no evidence for long-term effects of the pandemic on fertility, leading to the conclusion that pre-pandemic fertility forecasts still apply
The importance of long-term financing by banks: Advantages and future challenges
Long-term financing plays an important part in calming the markets and thus ensuring the stability of economies. The German market for residential real estate financing provides an impressive example of this. However, new financial market regulations such as Basel III and Solvency II will cause the market for long-term financing to contract, as banks will be incentivised to grant more short-term loans. Other financial intermediaries such as insurance companies or funds are unlikely to be able to close this gap. Although alternative financial intermediaries will increase their lending due to advantages in regulation, they will be unable to eliminate the shortage of long-term financing, owing to a lack of experience and incentives. The regulatory framework must therefore be adapted to make the banking sector more robust while simultaneously allowing it to continue to fulfil its original economic functions.Langfristige Finanzierungen tragen wesentlich zur Beruhigung der Märkte und damit zur Stabilität von Volkswirtschaften bei. Dies zeigt eindrucksvoll das Beispiel des deutschen Marktes für Wohnungsfinanzierungen. Bedingt durch die neuen Finanzmarktregulierungen wie Basel III und Solvency II wird sich der Markt für langfristige Finanzierungen jedoch verkleinern, da Banken Anreize erhalten, eher kurzfristige Darlehen zu vergeben. Andere Finanzintermediäre, etwa Versicherungen oder Fonds, werden diese Lücke kaum schließen können. Zwar werden alternative Finanzintermediäre aufgrund von Vorteilen in der Regulierung ihre Kreditvergabe erhöhen, aber wegen fehlender Erfahrungen und Anreize werden sie den Mangel an Langfristfinanzierungen nicht beheben können. Geboten ist daher eine Anpassung des Regelwerks, damit der Bankensektor robuster wird, gleichzeitig aber seine originären volkswirtschaftlichen Funktionen weiter erfüllen kann