113 research outputs found

    Learning how to read and write as a process of intellectual development

    Full text link
    In diesem Bericht aus dem Bremer Projekt „Kinder auf dem Weg zur Schrift“ werden die Voraussetzungen eines erfolgreichen Schrifterwerbs unter Rückgriff auf empirische Untersuchungen aus verschiedenen Ländern diskutiert. Schwierigkeiten beim Schrifterwerb lassen sich danach nicht auf einen bestimmten Bereich eingrenzen. Weder sinnesspezifische Funktionsstörungen noch allgemeine intellektuelle Operationen oder die Entwicklung der gesprochenen Sprache können die Streuung der Lese- und Rechtschreibleistungen nach dem 1. bzw. 2. Schuljahr befriedigend über die Gesamtgruppe hinweg erklären. Es gibt alternative Ursachen für jeweils unterschiedlich ausgeprägte Lese-/Rechtschreibschwächen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den konkreten Erfahrungen mit Schrift zu, die Kinder vor und neben der Schule sammeln. Über einzelne Kenntnisse und Fertigkeiten wie Buchstaben- oder Wortkenntnis hinaus sind die gedanklichen Vorstellungen der Kinder über die soziale Funktion und über den technischen Aufbau der Schrift wichtig. Diese kindlichen Konzepte sind zwar naiv, aber nicht willkürlich, sondern in sich geordnet und heften, auf dem jeweiligen Entwicklungsstand subjektiv sinnvoll mit Schrift umzugehen. Einheitsfibeln, durch die alle Schulanfänger einer Klasse sozusagen im Gleichschritt marschieren müssen, werden dieser Situation nicht gerecht. Mehr noch: Lesen- und Schreibenlernen läßt sich nicht als passives Abspeichern von stückweise verabreichten Wissensbausteinen und als Addition isolierter Teilleistungen erklären; das Kind ist auf persönlich bedeutsame Erfahrungen aus dem aktiven Umgang mit Schrift angewiesen, um seine individuellen Vorstellungen fortentwickeln zu können. (DIPF/Orig.

    Experimental decision-making and responsive accountability. The need for a comprehensive and differentiated evaluation of schooling

    Full text link
    Educationists cannot escape accountability. They should concentrate on shaping it in a way that everyday practice can benefit from it. Such attempts should be supported by evaluators developing more adequate methods. If, however, the public and its representatives insist on simplistic measures for the success of schooling, defensiveness rather than improvement will be the answer. In this paper the elements for a more responsive accountability system and the respective strengths and shortcomings of different evaluation approaches are analyzed. It is not possible to determine one best combination of elements for all countries. Accountability mechanisms have to match existing patterns of decision-making in the respective system and to respond to the prevailing philosophy of education and the values of its political culture. The argument put forward in this paper should help to find a better match. (Author

    Warum heute noch Religion unterrichten?

    Full text link
    Über die Frage, wo und wie Religion ihren Ort im Curriculum der Grundschule finden soll, ist in den letzten Jahren heftig gestritten worden. Konfessioneller oder ökumenischer Religionsunterricht, daneben noch ein Angebot für Muslime oder doch besser ein Lernbereich „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde “ (LER) für alle? In einem fiktiven Gespräch zeichnet Hans Brügelmann Argumente und Sichtweisen der Pro- und Contra-Seiten nach. (DIPF/Orig.

    Das kurze Gedächtnis großer Reformer. Anmerkungen zum Beitrag von Wolfgang Böttcher in diesem Heft

    Full text link
    Als Antwort auf Böttchers Plädoyer für Bildungsstandards stellt der Autor folgende Thesen auf: "[ 1.] Standards sind im Bildungsbereich nicht (zumindest nicht allein) (fach-)zielbezogen, sondern vorrangig als pädagogische Prozesskriterien zu definieren. [2.] Ziele sind nicht als verbindliche Niveaus, sondern als fokussierte Perspektiven für die Entwicklung von Kindern zu bestimmen. [3.] Repräsentative Leistungsdaten sind für LehrerInnen als "Spiegel" und Bezugsrahmen für die Einordnung der eigenen Klasse wichtig, aber nicht als "output"-Vorgabe sinnvoll." Seine Skepsis gegenüber "output"-Vorgaben begründet er mit entsprechenden Negativerfahrungen von "System-Reformern" in Deutschland, Großbritannien und den USA. (DIPF/Orig./ Un

    "Schreiben, wie man spricht" – ein sinnvoller Einstieg in den Schriftspracherwerb. Einordnung der Ergebnisse der "Bonner Studie" zur Wirkung verschiedener Ansätze des Lese- und Schreibunterrichts auf die Entwicklung der Rechtschreibleistung im Verlauf der Grundschulzeit

    Full text link
    Im Herbst 2018 sorgte die sog. „Bonner Studie“ zur Wirkung verschiedener Ansätze des Lese- und Schreibunterrichts auf die Entwicklung der Rechtschreibleistung im Verlauf der Grundschulzeit für Aufsehen in den Medien. Design, Methode und Daten sind jetzt erst in der Dissertation von Tobias Kuhl „Rechtschreibung in der Grundschule“ /Springer: Wiesbaden 2020) zugänglich. Die Darstellung bestätigt die im Herbst 2018 vorgetragenen Vorbehalte gegenüber dem forschungsmethodischen Status der Ergebnisse. Damit bleiben die Einschränkungen der Aussagekraft der Studie und des Geltungsanspruchs der Folgerungen, die von der Betreuerin in ihren Vorveröffentlichungen gezogen wurden, bestehen. Das zentrale Problem der Studie ist die Unklarheit des Gegenstandes: Schon konzeptuell werden die verglichenen Ansätze nicht sauber definiert und unterschiedlich gruppiert. Darüber hinaus bleiben der Unterricht selbst, dem die Ergebnisse zugerechnet werden sollen, und sein Umfeld eine „black box“. Diese und weitere forschungsmethodische Schwächen schränken die Aussagekraft der Studie stark ein – teils schon für die Bonner Stichprobe selbst, vor allem aber für eine Verallgemeinerung der Daten. Und: Im Ergebnis entsprechen die „Lesen durch Schreiben“-Kinder in Kuhls Studie nach dem bundesweit repräsentativen Maßstab der Hamburger Schreibprobe schon zum Ende des Anfangsunterrichts und über die Grundschulzeit hinweg der bundesdeutschen Norm. Sogar der Anteil besonders leistungsschwacher Schüler*innen ist niedriger als in der Bonner Gesamtstichprobe – besonders auffällig in Klasse 1 und 2. Die „Ausreißer“ bilden die (zusammengefassten) Fibel-Klassen (nach oben) und die Rechtschreibwerkstatt-Klassen (nach unten). Die mediale Aufregung war ein Sturm im Wasserglas. (Autor

    Entwicklung der Rechtschreibleistungen im Spiegel des SPIEGEL über 70 Jahre hinweg

    Full text link
    In seiner Online-Version vom 12.3.21 titelt der SPIEGEL „Deutschland verlernt das Schreiben. Deutlich mehr Fehler in Abiklausuren“. Martin Doerry vergleicht Rechtschreibleistungen in 67 Abiturarbeiten in Deutsch von 1984 und 1985 mit 73 Arbeiten aus den Jahrgängen 2018 und 2019 im Gymnasium Gaienhofen am Bodensee. Der Artikel von Doerry ist der letzte in einer Reihe von Beiträgen im SPIEGEL seit 1953, in denen über die Jahrzehnte immer wieder ein dramatischer Verfall der Rechtschreibleistungen beklagt wird – auf allen Schulstufen und in allen Schularten. Aber signalisieren diese Befunde tatsächlich einen Verlust der „Schriftkultur“ (1983)? Im vorliegenden Betrag wird die Auswertung von Doerry unter drei Gesichtspunkten kritisch geprüft: Welcher Anspruch an die Rechtschreibkompetenz von Absolvent*innen unserer Schulen ist sinnvoll?; Haben sich die tatsächlichen Leistungen nachweisbar verschlechtert?; Welche Gründe könnte es für schlechtere Leistungen geben? Fazit der Analysen: Die Doerry-Studie ist zwar ein interessantes Steinchen im Forschungsmosaik, wir wissen aber weder genau, wieweit die Befunde über Gaienhofen hinaus Geltung beanspruchen können, noch, welche Erklärungskraft die diskutierten Hypothesen tatsächlich haben. Die SPIEGEL-Überschrift „Deutschland verlernt das Schreiben“ lässt sich aus den Ergebnissen der Untersuchung nicht ableiten. (Autor

    Aufgaben zur Beobachtung und Förderung - am Beispiel des Schriftspracherwerbs

    Full text link
    "Es reicht nicht aus, festzustellen, was jemand kann, sondern man muss auch beobachten, wie er oder sie eine Aufgabe angeht und löst." Das wiederum sei Voraussetzung dafür, hilfreiche Aufgaben für eventuelle Schwierigkeiten anzubieten. Beobachtung und Förderung können dann ineinander greifen. Am Beispiel des Schriftspracherwerbs verdeutlicht Hans Brügelmann, wie dies durch Sachkenntnis und dialogische Verständigung mit dem Kind gelingen kann

    Vermessene Schulen - standardisierte Schüler. Zu Risiken und Nebenwirkungen von PISA, Hattie, VerA & Co.

    Full text link
    Die Zunahme von empirischen Studien mit standardisierten Messinstrumenten hat in der Bildungsforschung zu der Forderung geführt, dass pädagogisches Handeln sich am Durchschnittserfolg eines didaktischen Konzepts oder einer Unterrichtsmethode in großen Stichproben orientieren solle. Dieser Anspruch einer „Evidenzbasierung“(„Gold-Standard“ der Forschung) wird in dem Buch unter den Stichworten "Durchschnittsfalle" und "Objektivitätsillusion" kritisch diskutiert. Denn Befunde in den Humanwissenschaften sind in hohem Maße situationsabhängig. Ihre statistische Absicherung sichert keine Übertragbarkeit auf Einzelfälle oder neue Situationen. Zudem sprechen Zahlen nicht für sich. Auch die Ergebnisse standardisierter Tests und Fragebögen sind angewiesen auf die Interpretationsfähigkeit ihrer Autor*innen und Leser*innen. Letztere können (und sollten!) Befunde aus Großstudien als Hypothesen nutzen, um ihre Aufmerksamkeit auf möglicherweise bedeutsame Bedingungen zu richten. Ob eher die Potenziale oder die Risiken dieser Faktoren im Einzelfall zum Tragen kommen, muss jeweils situationsbezogen neu überprüft werden. Dafür sind die (implizite) Praxiserfahrung und deren Reflexion durch die Pädagog*innen von zentraler Bedeutung. (Autor)The increase in empirical studies with standardized measurement instruments has led to the demand in educational research that pedagogical action should be based on the average success of a didactic concept or a teaching method in large samples. This claim of "evidence-based" research ("gold standard") is critically discussed in the book under the keywords "average trap" and "objectivity illusion". Findings in the human sciences are highly situation-dependent. Their statistical validation does not ensure transferability to individual cases or new situations. Moreover, numbers do not speak for themselves. The results of standardized tests and questionnaires are also dependent on the interpretative competence of their authors and readers. The latter can (and should!) use findings from large-scale studies as hypotheses to focus their attention on potentially significant conditions. Whether the potentials or the risks of these factors come into play in the individual case must be examined anew in each situation. For this, the (implicit) practical experience and its reflection by the educators are of central importance. (Author

    Rechtschreibdidaktik auf kriminalistischen Abwegen. Gibt es einen orthographischen Fingerabdruck?

    Full text link
    Der Beitrag referiert ein Gerichtsgutachten, in dem anhand von sprachlichen Besonderheiten, insbesondere Rechtschreib- und grammatischen Fehlern, die Urheberschaft eines Textes geklärt werden konnte. Dabei wird die allgemeinere Frage gestellt, wie stabil (fehlerhafte) orthographische Besonderheiten in den Textern einzelner Personen sind und ob sie als Indikator für die Rechtschreibkompetenz der betreffenden Person herangezogen werden können – wie es in standardisierten Tests unterstellt wird. Der Beitrag mündet forschungsmethodische Ideen für die Klärung dieser Fragen
    corecore