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Behandlungssettings in der Therapie umschriebener Sprachentwicklungsstörungen: Vergleich der PrÀsenz-Standardtherapie mit einer Tele-Sprachtherapie bei Kindern im Kindergartenalter
Hintergrund: Im deutschsprachigen Raum fehlt weitgehend ein direkter Wirksamkeitsvergleich zwischen der Standard-PrĂ€senztherapie und einer telemedizinischen Sprachtherapie bei der Behandlung (umschriebener) Sprachentwicklungsstörungen ((U)SES). Gleichzeitig zeigen verschiedene Untersuchungen Vorteile einer Teletherapie, unter anderem hinsichtlich Therapiecompliance und Kosteneffizienz. In der vorliegenden Studie wird eine GegenĂŒberstellung der Wirksamkeit einer Standard- und Telesprachtherapie durchgefĂŒhrt. PrimĂ€re Arbeitshypothese: Der (kurzzeitige) Effekt einer Teletherapie ist vergleichbar mit dem Outcome einer Standardtherapie.Material und Methoden: Es handelt sich um eine prospektive, kontrollierte Kohortenstudie mit zwei parallelen Gruppen. 32 Kinder (3;4-6;3 J.) mit (U)SES erhielten 1x wöchentl. 20 Sprachtherapieeinheiten, als PrĂ€senz-Standardtherapie (n=16) oder via Teletherapie (n=16). Es erfolgten zwei logopĂ€dische Testungen: zum Studienbeginn (T0) und 12 Wochen nach Therapiestart (T1). Die T-Werte der einzelnen Subtests (im Bereich SprachverstĂ€ndnis, Semantik/Lexikon, Morphologie/Syntax und phonologisches GedĂ€chtnis) wurden zu einem Gesamtscore aggregiert. HauptzielgröĂe stellte der Differenzwert der Gesamtscores zu T0 und T1 (DiffGesT1T0) dar. Als NebenzielgröĂe wurde der prozentuale Anteil korrekt gebildeter Konsonanten(cluster) (PCC) erfasst. Anhand eines Zweistichproben-t-Tests fand eine Analyse beider ZielgröĂen statt.Ergebnisse: Die HauptzielgröĂe ist fĂŒr die Teletherapie (DiffGesT1T0: M=4,42; SD=3,78) signifikant höher (t(30)=-2,09; p=.045) als fĂŒr die Standardtherapie (DiffGesT1T0: M=1,66; SD=3,70, mit mittlerer EffektstĂ€rke (Cohen's d=0,74). FĂŒr die NebenzielgröĂe konnte zwischen der Teletherapie (PCC: M=2,72; SD=1,31) und der Standardtherapie (PCC: M=2,38; SD=1,14) kein signifikanter Unterschied festgestellt werden (t(20)=-,629; p=.537).Diskussion: Die Ergebnisse unterstreichen die Wirksamkeit der Teletherapie. Darauf basierend unternimmt die Folgestudie "THEON - Wirksamkeit einer Online-Intervall-Kleingruppentherapie fĂŒr Kinder mit USES" eine weiterfĂŒhrende Untersuchung des Telesettings hinsichtlich QualitĂ€t, ZweckmĂ€Ăigkeit und Wirtschaftlichkeit.Fazit: Die Studie zeigt klare Hinweise auf die EffektivitĂ€t der Teletherapie; eine solche könnte fĂŒr bestimmte Zielpopulationen (z.B. Familien mit langen Warte- und Anfahrtszeiten) eine zukunftsweisende Versorgungsform darstellen
Wirksamkeit stationÀrer Intensivtherapie von Sprachentwicklungsstörungen im Vergleich zur ambulanten Einzeltherapie
Hintergrund: Studien zu verschiedenen Behandlungssettings fĂŒr die Therapie von Sprachentwicklungsstörungen (SES) bei Vorschulkindern sind selten. Ein besonderes Behandlungssetting ist dabei die in Deutschland durchgefĂŒhrte stationĂ€re Intensivtherapie fĂŒr Kinder mit schweren SES, die bei stagnierendem oder fehlendem Therapiefortschritt in der ambulanten Einzeltherapie (Standardtherapie) einen Therapieerfolg ermöglichen soll. In dieser Studie wird eine stationĂ€re Intensivtherapie fĂŒr SES mit der Standardtherapie verglichen. Es wird erwartet, dass die stationĂ€re Intensivtherapie kurzfristig vergleichbare oder leicht bessere Therapieergebnisse als die Standardtherapie erzielen kann.Material und Methoden: In einer alltagspraktischen, prospektiven, kontrollierten Kohorten-Parallelgruppenstudie erhielten 64 Kinder (3;4-6;7 J.) 20 sprachtherapeutische Behandlungen mit einem der folgenden Behandlungssettings: Standardtherapie (n =16) oder stationĂ€re Intensivtherapie (n =36). Als HauptzielgröĂe wurden die linguistischen Ebenen SprachverstĂ€ndnis, Semantik/Lexikon, Morphologie/Syntax und phonologisches GedĂ€chtnis zu einem Gesamttestwert aggregiert. Der Kurzfristeffekt wurde durch Testungen bei Studieneinschluss (Zeitpunkt T0) und 3 Monate spĂ€ter (Zeitpunkt T1) ermittelt. Mit einem Benenntest wurde der Prozentsatz korrekt gebildeter Konsonanten (PCC) als NebenzielgröĂe gemessen. Die Differenzwerte (T0-T1) der ZielgröĂen wurden mit einem T-Test analysiert. Eine Regressionsanalyse zeigte keinen Einfluss von Alter, Geschlecht und Gesamttestwert bei T0 (Baseline) auf die HauptzielgröĂe.Ergebnisse: Es konnten fĂŒr die stationĂ€re Intensivtherapie und die Standardtherapie keine signifikanten Unterschiede fĂŒr die Differenzwerte der Haupt- und NebenzielgröĂen zwischen T0 und T1 festgestellt werden (Gesamttestwert: p=.06; PCC-Wert: p=.51). Der Differenzmittelwert des Gesamttestwerts zeigte tendenziell einen höheren Zuwachs fĂŒr die stationĂ€re Intensivtherapie im Vergleich zur Standardtherapie (2,65 vs. 1,66) sowie fĂŒr den PCC-Differenzwert (5,49 vs. 3,71).Diskussion: Eine stationĂ€re Intensivtherapie kann bei schweren SES und vorher stagnierendem oder fehlendem Therapieerfolg einen Behandlungsfortschritt ermöglichen und vergleichbare Ergebnisse erzielen wie in einer Standardtherapie. Die ĂberprĂŒfung der Langfristeffekte sollte diese Annahme noch bestĂ€tigen.Fazit: Eine stationĂ€re Intensivtherapie kann eine ErgĂ€nzung zur Standardtherapie bei schweren SES sein
Wirksamkeit der Therapie fĂŒr Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen in verschiedenen Settings in Deutschland - erste Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten Studie THESES
Hintergrund: Die Behandlung von Sprachentwicklungsstörungen (SES) ist eine der hĂ€ufigsten Therapien im Kindesalter. Um sie möglichst wirksam zu gestalten, hat sich die Therapieforschung in den letzten Jahren zunehmend auf ihr Setting, die Dosis und Dosierungsform konzentriert.Material und Methoden: Vier Gruppen ĂĄ 50 Kinder (3;6 bis 5;11 Jahre) mit mittelschwerer bis schwerer SES wurden randomisiert (auĂer Gruppe II), um jeweils 20 Sitzungen Sprechtherapie in einem der folgenden Behandlungssettings zu erhalten: (I) individuelle PrĂ€senz-Einzeltherapie, (II) intensive stationĂ€re Therapie, (III) intensive ambulante Kleingruppentherapie mit Auffrischung und (IV) individuelle Online-Einzeltherapie. Zielvariablen waren Testergebnisse standardisierter und normierter Sprachtests, der Anteil korrekt gesprochener Konsonanten/Konsonantenverbindungen und die Ergebnisse eines Elternfragebogens zur VerstĂ€ndlichkeit ihres Kindes im Kontext. Um die natĂŒrliche Sprachentwicklung zu berĂŒcksichtigen, wurden die Kinder (auĂer Gruppe II) ein zweites Mal in eine Therapiegruppe und eine Wartekontrollgruppe randomisiert. Letztere begann die Therapie nach einer 12-wöchigen Wartezeit. Die Zielparameter wurden zu Beginn der Therapie (T0), 12 Wochen spĂ€ter (T1) und ein Jahr nach Therapiebeginn (T2) erhoben.Ergebnisse: Es zeichnet sich in der vorlĂ€ufigen Auswertung eine höhere EffektivitĂ€t der individuellen Online-Therapie (n=19 zu T2) fĂŒr alle Sprachniveaus gegenĂŒber allen anderen Therapieformen ab. AuĂerdem zeigt sich eine Tendenz fĂŒr die Wirksamkeit ambulanter intensivierter Gruppentherapie, wobei die Stichprobe (n=6 zu T2) noch klein ist. Ferner fanden sich gute Effekte fĂŒr die stationĂ€re Intensivtherapie (n=31 zu T2), insbesondere in SprachverstĂ€ndnis und Aussprache, weniger jedoch in der Grammatik. Verglichen mit allen anderen Behandlungssettings zeigte die individuelle PrĂ€senz-Einzeltherapie (n=12 zu T2) vorlĂ€ufig die niedrigste EffektivitĂ€t.Diskussion: Die Aufnahme der Online-Einzeltherapie in den Heilmittelkatalog wird empfohlen. Auch scheint ein hĂ€ufigerer Einsatz von Kleingruppentherapie bei Lösung logistischer Anforderungen sinnvoll, allerdings ist die Stichprobe fĂŒr eine generelle Empfehlung noch klein. Bei mittelschwerer und schwerer SES und GefĂ€hrdung der Kindesentwicklung ist eine intensive stationĂ€re Therapie zu befĂŒrworten.Fazit: Unterschiedliche Therapiesettings scheinen fĂŒr unterschiedliche Zielgruppen geeignet zu sein und ermöglichen individualisierte Lösungen