41 research outputs found

    Für Körper, Geist und Staat

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    Die vorliegende Studie unternimmt eine Neubewertung der Geschichte der Psychiatrie in Japan durch die kritische Anwendung von Michel Foucaults Theorie der Disziplinarmacht. Zuerst wird die Gesellschaft der angehenden Meiji-Periode als Disziplinargesellschaft definiert, indem speziell auf Diskurse der Strafpraxis und der generellen sozialen Reformen im Zeitalter der Modernisierung Japans eingegangen wird. Nach einer Rekapitulation der Entstehungsgeschichte der Psychiatrie kommt es im zweiten Schritt zu einer dekonstruktiven Lektüre einiger zentraler Primärquellen aus der Phase der Formierung der japanischen Psychiatrie. In einem für die japanische Psychiatriegeschichtsschreibung neuartigen Zugang wird auf marginale Textstellen fokussiert, in denen sich deren speziell konstitutiver Charakter für die Etablierung eines psychiatrischen Diskurses in Japan herauskristallisiert. Es zeigt sich, dass diese Fragmente, die stark von der biologischen Psychiatrie des deutschsprachigen Raumes beeinflusst waren, im besonderen Maße die Gefährlichkeit geisteskranker Subjekte für die Nation hervorheben. Zusätzlich wird die Institutionalisierung der Psychiatrie aufgrund eines juristischen Dilemmas beschleunigt, das in der Einführung eines neuen Rechtssystems nach europäischem Vorbild wurzelt. Die verschiedenen Fäden der Analyse verknoten sich im diskursiven Bruch zwischen zwei Gesetzen, die den Umgang mit Geisteskranken in der japanischen Gesellschaft im 20. Jahrhundert kodifizierten. Es handelt sich um das Gesetz zur Obhut von Geisteskranken von 1900 und dem Gesetz für psychiatrische Krankenhäuser von 1919. Wo das Gesetz von 1900 in erster Linie um administrative Probleme bemüht war, versuchte das Gesetz von 1919, das seinen Anstoß bereits der Psychiatrie verdankte, neue Formen der Macht zu entfalten. Der psychiatrische Diskurs zielte auf eine Verfeinerung des disziplinarischen Netzwerks innerhalb des sozialen Gefüges ab, während er es gleichzeitig verstand den diskursiven Bruch zwischen psychiatrischen Techniken und traditionellen Praxen der Pflege psychisch Kranker permanent zu verwischen.This study attempts to reassess the history of psychiatry in Japan through critical application of Michel Foucault’s theory of disciplinary power. First the society of the early Meiji-era will be defined as an example of a disciplinary society within the scope of discourses on the system of punishment and general social reforms in the age of modernization. After recapitulation of the historical framework, the second stage engages in a close reading of the central discursive figures and texts of Japanese psychiatry. In a unique account for the field of history of Japanese psychiatry, focusing on marginalized fragments of psychiatric texts, their constitutive character for the establishment of psychiatric discourses in Japan is revealed. It is shown, that these texts, rooting in German speaking biological psychiatry, heavily stress the hazard of the insane to the nation. Additionally drawing on juridical problems, which derive from the enactment of a European model of law, provides an explanation for the necessity of psychiatry as a social institution. The key argument asserts a discursive break between the two major legal acts dealing with modes of confinement of the mentally ill: The Custody of the Mentally Ill Act dating to 1900 and the Mental Hospital Act from 1919. The first dealing mainly with administrative issues, the latter being formed under tremendous influence of the emerging psychiatric power, psychiatry pursuits to refine the disciplinary network operating in the social space, while constantly blurring the discursive crack between traditional forms of care and psychiatric techniques

    El Lissitzkys "Wolkenbügel" als Inszenierung einer neuen Welt

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    Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den theoretischen Grundätzen des Wolkenbügels, eines horizontalen Hochhausentwurfes von El Lissitzky, die sich aus der Zweidimensionalität der Leinwand entwickelt haben, zu den Prinzipien der neuen Gestaltung werden sollen und zu einem vollends veränderten Raumverständnis führen. Die Arbeit versucht weiters darzulegen, auf welche Überlegungen und Theorien der Entwurf durch das ihm innewohnende Zeichengehalt verweist und wie das experimentelle Verständnis der zweidimensionalen Werke in ein dreidimensionales Großprojekt adaptiert wird, wobei das Hauptaugenmerk auf dem daraus resultierenden inszenierenden und utopischen Aspekt des Wolkenbügels gelegt wird.This paper deals with the theoretical tenets of the Wolkenbügel, a horizontal concept of a high-rise building by El Lissitzky, which derive from the two-dimensionality of the screen. They are to become the principles of the new design and profoundly change our perception of space. Furthermore, this paper means to bring to light the thoughts and theories that the project points to through its inherent signs and to explain how the experimental understanding of a two-dimensional project is adapted to a three-dimensional large-scale project. The main focus of attention here is the resulting utopian aspect of the Wolkenbügel

    Dresdner Universitätsjournal

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    "Dresdner Universitätsjournal" vom 20. April 200

    Philosophie der Mentalenergie

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    Nach dem Energieerhaltungssatz kann Energie nicht erzeugt, sondern nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden. In einem energetisch abgeschlossenen System muß dem-gemäß die Gesamtenergie konstant bleiben. Die vorliegende Arbeit geht grundsätzlich der Frage nach, inwieweit dieses physikalische Gesetz überhaupt noch Platz für eine mentale Energie läßt, zumal eine solche Wirkkraft unausweichlich eine Überdetermination zu begrün-den scheint. Ich stelle u.a. jene Überlegungen der Quantenphysik vor, welche mir geeignet erscheinen, die Kluft zwischen Geist und Materie überbrücken zu können. Zum einen des-halb, weil sie die althergebrachte Vorstellung von Materie in Frage stellen, zum anderen, weil sie die Einwirkung des Bewußtseins und das Verhältnis von Objektivität und Subjektivität beleuchten. Es scheint, als besäße das Elektron keine vom Bewußtsein unabhängigen Eigenschaften und als wäre in der Quantentheorie das Objekt vom Subjekt prinzipiell nicht zu trennen. Die Quantenmechanik kennt nichtlokale Verbindungen, die weder mit Energie, noch mit Mechanik, noch mit herkömmlicher kausaler Verknüpfung zu tun haben. Die Nichtlokali-tät stellt somit eine Korrelation, nicht einen kausalen Zusammenhang, wie etwa eine Wechsel-wirkung dar, da keinerlei Signalübertragung stattfindet. Die kausale Geschlossenheit der Welt kann nur soweit Gültigkeit beanspruchen, als physikalische klassische Systeme als umfassende Darstellungen der Welt angesehen werden können. Die Vorstellung, dass subatomare Teilchen einen bestimmten Weg in Raum und Zeit verfolgen und miteinander interferieren, ist eine rein mentale Konstruktion, die unserem Vor-stellungsvermögen entgegenkommt, aber keinerlei zusätzliche Erklärungskraft besitzt. In der gegenwärtigen Diskussion über mentale Verursachung wird oftmals von einem Dualismus ausgegangen, der meines Erachtens von einem überholten Materiebegriff ausgeht. Bei der „Mental-Energie“ ist das Mentale letztlich nicht geheimnisvoller, als die Energie, und die kausale Verbindung des Geistes mit sogenannter „Materie“ nicht rätselhafter und unmöglich-er, als zwei korrelierte Teilchen, die unabhängig von Zeit, Raum verschränkt sind. Ich versuche zu argumentieren, dass es ein “irreduzibles Selbst“ gibt und dass sein „Innewerden“ möglich ist, ansonsten wir gar nicht wissen und spüren könnten, dass wir beispielsweise zentriert sind, wenn wir in unserer Mitte sind. Die Mitte existiert nur „mitten-drin“, als Mitte von Etwas. Ich behaupte, dass es möglich ist, dieses Etwas durch das „Prinzip der transzendenten Resonanz“, als das nicht hintergehbare Selbst, verstärkt wahrzunehmen. Es ist ein Gewahrwerden seiner selbst durch „Spiegelung“ oder „Nachhall“ des Unverstellten und Wesentlichen in besonderen Lebensmomenten. Das Eigentliche um uns bringt durch Resonanz das Eigentliche in uns zum Anklingen: Das „eigentliche Selbst“. Wir erleben uns selbst nicht nur als Erlebende und Erkennende dieser transzendenten Momente, sondern gleichzeitig auch als feststellende, auffindende, wesensgleiche und somit auf gleicher Wellenlänge seiende Kategorisierer und Bewerter dieser besonderen essentiellen Qualität, die um diese Wertkategorie auch wissen. Auf diese Weise bekommen wir neben diesem erkennenden auch ein ergänzendes Wissen von uns selbst, weil ein Teil unseres „ontischen Ergänzungsbedarfs“ den wir als „ex-zentrische“ Wesen haben, gedeckt wurde. In diesem transzendenten Sich-Selbst-Erleben stillen wir unsere Sehnsucht nach Ganzheit. Die Sehn-sucht nach dieser Komplettierung ist die Quelle aller mentalen Energie.After the law of conservation of energy, energy cannot be generated, but only be converted from one form into another. Hence in an energetically closed system the total energy must stay constant. The present paper goes principally into the question how far this physical law leaves room for mental energy at all, the more so as such an agency inevitably seems to establish overdetermination. I will present, inter alia, those quantum physics reflections I feel suitable for bridging the divide between mind and matter: because they call into question the established perception of matter on the one hand, because they illuminate the impact of awareness and the relationship between objectivity and subjectivity on the other hand. Apparently the electron owns no properties independent from awareness and, on principle, object cannot be separated from subject in quantum theory. Quantum mechanics knows non-local links dealing neither with energy, nor with mechanics, nor with traditional causal operation. The non-locality constitutes a correlation, not a causal connection, such as interaction, as no signal transmission at all takes place. The causal closure of the world can claim validity only insofar as physical classic systems can be seen as all-inclusive depictions of the world. The idea of subatomic particles following a particular pathway in space and time and interfering with one another is a mere mental construction accommodating our mental imagery, but owning no additional explanatory power. The current discussion about mental causation is often based on the idea of dualism which, in my opinion, proceeds from an obsolete concept of matter. In “mental energy”, “mental” will ultimately be no more mysterious than “energy”, and the causal link between mind and so-called “matter” will not be more enigmatic and impossible than two correlated particles interlocked independent of time and space. I will try to argue for the existence of an irreducible self, and for the possibility of becoming aware of it; otherwise we would not be able to know and feel, for instance, our being centred when being in our centre. The centre exists only in the thick of it, as centre of something. I claim the possibility of intensified perceiving this something by the principle of transcendental resonance, as the non circumventable self. It is the awareness of oneself by mirroring or reverberation of the undisguised and essential in special moments of life. The essence around us brings to sound the essence in us by resonance: the “actual self”. We experience ourselves not only as witnesses and detectors of those transcendental moments, but also, simultaneously, as ascertaining, discovering, consubstantial, and, therefore, tuned to the same wavelength, categorizing and evaluating this special essential quality, and also knowing about this value category. In so doing we acquire, besides this realizing knowledge, an additional knowledge about ourselves, as a part of our, as ex-centrical beings, ontic demand for supplement has been covered. In this transcendental self-experiencing we may satisfy our desire for wholeness. The longing for this completion is the source of all mental energy

    Young Carers als Zielgruppe eines Beratungssystems im Kontext Schule

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    Die Institution Schule spielt bei der Unterstützung von Young Carers eine zentrale Rolle. Studien stellen diesbezüglich die Bedeutung von Lehrkräften heraus. Weitere Fachkräfte im schulischen Kontext zur Unterstützung der Zielgruppe werden in der Forschung bisher kaum betrachtet. Aus sozialökologischer Perspektive untersucht die vorliegende Studie mithilfe eines Mixed-Methods Designs die Handlungsmöglichkeiten von Fachkräften eines externes schulischen Beratungssystems. Im ersten Teil wurden mit einer Fragebogenerhebung (N = 178) zunächst die Wahrnehmungen zu Young Carers im beruflichen Alltag der Fachkräfte sowie erste Ansätze zur Unterstützung dieser Zielgruppe erfasst. Die anschließenden problemzentrierten Interviews mit einer gezielten Auswahl der Fachkräfte (n = 8) ermöglichten einen vertiefenden Einblick in deren Handlungsmöglichkeiten, wahrgenommene Barrieren und für die Umsetzung notwendige Voraussetzungen. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die Fachkräfte über Möglichkeiten verfügen, die für die Unterstützung von Young Carers bedeutsam sind, und damit an dieser Stelle eine bedeutsame Rolle einnehmen können

    Experimente zu spezifischen parapsychologischen Phänomenen in der Bewegungs- und Trainingswissenschaft

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    Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand in der Entwicklung eines automatisierten Testverfahrens zur Erforschung der Beeinflussung eines Empfängers durch die Gedankenkraft eines Senders bei kognitiven und motorischen Aufgaben, um eine mögliche Anwendung der Studien zur direkt mentalen Interaktion auf den Sport zu untersuchen. Sender und Empfänger wurden zum Ausschluss sensorischer Kommunikation in unterschiedlichen Räumen platziert und per Computer durch das Testverfahren gesteuert. Das Verfahren wurde zur Extraktion von Placeboeffekten als 2-faktorielle Doppelblindstudie arrangiert. Während die kognitive Aufgabe keine überzufällig hohen Trefferquoten verzeichnete, lieferte die motorische Aufgabe (Armvorhalte) ein ambivalentes Bild. Anhand des Schulterarmwinkels wurden einerseits signifikante Placeboeffekte identifiziert, andererseits wiesen einzelne Amplituden- und Spektralparameter des Empfänger-EMGs signifikante Sendereffekte auf, die sich in einem Folgeexperiment z. T. bestätigten

    Innovation und Kooperation im Mittelstand. Eine Beteiligungs- und Arbeitsform im Mittelstand – die Initiativ-KG und die Werkhof ´07 GmbH – in der Perspektive von Kooperation, Innovation und kollektiver Intelligenz

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    Wie entfaltet sich ein kollektiver Innovationsprozess mehrerer Beteiligter und gibt es hierfür geeignete Rahmenbedingungen oder Unternehmens- bzw. Rechtsform-Modelle? Unter Berücksichtigung der modernen Theorie der Innovationssysteme, die diese Fragestellungen behandelt, soll mit der vorliegenden Arbeit ein konkretes und in der Praxis realisiertes Modell untersucht werden: die hier sogenannte „Initiativ-KG“ und deren Folgeaktivitäten im Rahmen der „Werkhof ´07 GmbH“. Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist sowohl die Gründungs- und Bau- wie auch die folgende Betriebsphase der Initiativ-KG sowie ihrer Weiterentwicklung „Werkhof ´07 GmbH“ und ihr Wirkungszusammenhang mit den Aspekten Kooperation und Innovation. Zusammengefasst lautet die Fragestellung dieser Arbeit: Ist die auf genossenschaftlich-kooperativer Gedankenbasis gegründete Initiativ-KG (sowie deren Folgeaktivität „Werkhof ´07“, die noch näher beschrieben wird): selbst eine Innovation, eine geeignete Basis und Organisationsform für die Generierung von Innovationen und dient sie der praktischen Umsetzung des Konzeptes der kollektiven Intelligenz? Die Initiativ-KG und ihre innovationsbezogene Wertung Konzeption und Entstehung der Initiativ-KG wurden umfassend dargestellt. Sie basiert auf kooperativ-genossenschaftlichen Ideen und weist innovative Züge auf – ohne jedoch in ihrer Gesamtheit als Innovation im Schumpeterschen schöpferisch-zerstörerischen Sinne gelten zu können. Sie entspricht aber weitgehend der beschriebenen Definition einer Value Innovation: Sie wird als neuartig wahrgenommen, hat inkrementellen, nicht-revlutionären Charakter, stiftet neuen Nutzen und schafft Werte. Das Konzept der Initiativ-KG erscheint für Nachahmer geeignet, die mit einer Gemeinschaftskultur materielle und immaterielle Werte schaffen wollen. Jedoch erscheint es notwendig, dies aktiv zu managen, damit einerseits sowohl in der Entstehungsphase wie auch in der Betriebsphase Gesellschafter zu Beteiligten werden, die die Gemeinschaft aktiv leben, und andererseits gemeinsam definierte Normen auch eingehalten werden. Innovatorische Wertung des Werkhofs ´07 als Weiterentwicklung der Initiativ-KG Der Werkhof ´07 ist eine Marketing- und Kooperationsplattform. Sie kann nicht als schöpferisch-zerstörerische Innovation, jedoch als Value Innovation gewertet werden, die als „Nutzeninnovation“ definiert wurde. Der Werkhof hat – ganz im Sinne der Value Innovation – bei seiner Gründung und in der Umsetzung nicht darauf abgezielt, Wettbewerbsvorteile in bestehenden Märkten zu generieren, sondern es wurde bewusst eine Nische gesucht, in der Kooperation jenseits des üblichen Wettbewerbshandelns ermöglicht werden sollte. Die Potentiale des Werkhof-Konzeptes sind bei weitem nicht ausgeschöpft. Das praktizierte Partnerkonzept bietet zwar einen klar definierten Nutzen, jedoch ist bisher weder das Thema Innovation im Fokus, noch werden die Möglichkeiten der kollektiven Intelligenz aktiv genutzt. Innovationsförderung nach dem Konzept der kollektiven Intelligenz Der Ansatz der kollektiven Intelligenz ist – gerade in Bezug auf die kollektive Intelligenz der vielen Verbundenen – noch wenig erforscht und definiert. Dennoch bietet er zahlreiche Möglichkeiten, kooperatives Innovieren zu fördern. Der Werkhof kann sich – bei entsprechender Führung und Ausrichtung – zu einer Institution kollektiv intelligenter Innovationsförderung entwickeln. Hierzu ist ein kollektiv intelligenter Unternehmertyp als Werkhof-Leiter unentbehrlich

    Die doppelte Koinzidenz: Das Problem der empirischen Basis beim frühen Moritz Schlick

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    Schlick übernimmt in der Allgemeinen Erkenntnislehre von Hilbert das Programm der impliziten Definition. Da Hilbert dieses System für den metamathematischen Bereich ersinnt, bleibt die Frage offen, wie die Relevanz dieses Systems für einen außerlogischen, empirischen Bereich gewährleistet werden kann. Schlicks erster Lösungsansatz in Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik zielt darauf ab, die Physik grundsätzlich von der (reinen) Anschauung zu trennen. In den jeweiligen Sinnesräumen ist für Schlick die Koinzidenz von Punkten das maßgebende Geschehen zur Verortung des Erkenntnisobjekts. So erfolgt die Konstruktion des Gegenstandes im physischen Raum laut Schlick ohne Rekurs auf die ursprünglich subjektive Erfahrung. Es soll gezeigt werden, daß Schlicks Bestimmung der Punktkoinzidenzen zwischen zwei Polen oszilliert. Einerseits meint Schlick hier die psychologische Seite einer ostensiven Definition. Andererseits bedeutet für Schlick die Koinzidenz gleichzeitig die Identifikation von Koordinaten des physischen Raumes allein. Das Koinzidenz-Argument ist hier, wie Friedman (1983) betont, der Vorläufer des Basisproblems. Die ursprüngliche Koinzidenz in Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie hat die Funktion der einzigen Konstituente der physikalischen Objektivität. Der Grund, warum Einstein die Koinzidenzen einführt, ist, die Trennung des Gravitationsfeldes vom Raum zu negieren, da nur bei einer gemeinsamen Betrachtung von Raum und Feld Punkte bestimmt werden können. Die Punktkoinzidenz kann so als Ausfluß des Äquivalenzprinzips verstanden werden. Schlick führt zur weiteren Abgrenzung von intuitionaler Erfahrung die Unterscheidung Form vs. Inhalt ein. Dabei fällt unter Inhalt der Teil von Erfahrung, der die Union von Unkommunizierbarem und Fremdpsychischem darstellt. Da Inhalt somit nicht den Anforderungen von Wissenschaft nach Intersubjektivität – und damit Objektivität – gerecht werden kann, eignet er sich auch nicht als empirische Basis. Dennoch ist die Unterscheidung Form vs. Inhalt nicht zielführend in Bezug auf die Punktkoinzidenzen. Wären die Koinzidenzen lediglich als der reine Inhalt von empirischen Aussagen zu bestimmen, so wären sie ein Anker im physischen Raum, der die sonst konventionelle Festsetzung der Topologie objektiv fixiert. Letztlich soll gezeigt werden, daß Schlicks eigene Darstellung der epistemologischen Funktion der Punktkoinzidenz in eine Metaphysik der Erfahrung münden muß, da Schlick den Begriff nicht von seinen psychologischen Elementen befreien kann
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