Textsorten- und Textmusterwissen im fremdsprachlichen Textverstehensprozess : Theoretische Grundlagen und empirische Studien mit finnischen Deutschlernern

Abstract

Die Arbeit untersucht die Rolle von Textsorten- und Textmusterwissen beim fremdsprachlichen Textverstehen in theoretischer Hinsicht und mittels empirischer Untersuchungen. Theoretisch wird das Untersuchungsobjekt aus den Perspektiven der Psycholinguistik, Textsortenlinguistik und der finnischen Bildungspolitik betrachtet. Die Untersuchung wird auch durch empirische Belege gestützt, die in zwei kleinen Studien mit finnischen Deutschlernern gesammelt wurden. Die Prozesse des Textverstehens werden seit mindestens 40 Jahren von ForscherInnen im Bereich der Psycholinguistik untersucht. Viele ForscherInnen sind davon ausgegangen, dass das Textverstehen in der Mutter- und in einer Fremdsprache in gleicher Weise abläuft. Jedoch wurde in mehreren Studien nachgewiesen, dass das Lesen in einer Fremdsprache von vielen Faktoren beeinflusst wird, wie z.B. Alter, Grad der Beherrschung der Fremdsprache, Motivation zum Fremdsprachenlernen und allgemeines Wissen der LernerInnen. Das fremdsprachliche Textverstehen muss also mit Rücksicht auf allen beteiligten leser- und kontextabhängigen Faktoren untersucht werden. In der Textlinguistik hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass alle Texte einer bestimmten Textsorte zugeordnet werden können. Textsorten und die ihnen zugrunde liegenden Textmuster sind Kommunikationsmuster, mittels derer die Mitglieder einer Sprachgemeinschaft erfolgreich kommunizieren können. Textmuster sind als Teil des allgemeinen Wissens eines Sprechers zu verstehen, als eine Art Schemata, die im Verstehensprozess aktiviert werden und die Erkennung von Textsorten ermöglichen. Die Fähigkeit, mit solchen Textmustern in der Kommunikationspraxis umzugehen, wird Textsortenkompetenz genannt. Die Entwicklung von Textsortenkompetenzen ist im Sinne einer ausdifferenzierteren Arbeit mit Lesetexten im Fremdsprachenunterricht von großer Bedeutung. Leider ist eine Textsortenorientiertheit des Fremdsprachenunterrichts im Moment noch nicht spürbar. In den neuesten finnischen Rahmenlehrplänen für die allgemeinbildende Schule und für Gymnasien spielt die Erweiterung von Sprachbewusstheit und Sprachkompetenzen im Mutter- und Fremdsprachenunterricht eine wichtigere Rolle. Dabei sollte auch das Einüben von Textsortenkompetenzen zu den Zielen des Sprachunterrichts gehören. Jedoch spiegelt sich diese Zielsetzung in der Auswahl von Texten in den Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache bisher nicht wider. Die empirische Untersuchung besteht aus zwei kleinen Studien, an denen insgesamt 22 Probanden aus finnischen Gymnasien teilnahmen. Die Probanden beschäftigten sich mit einem für die Untersuchung speziell hergestellten Lesetest, der ihre Kenntnisse in Bezug auf die Textsorten Bedienungsanleitung und Stellenanzeige messen sollte. Die Ergebnisse der Untersuchung weisen darauf hin, dass die Probanden über ein Textsorten- und Textmusterwissen bezüglich der beiden Textsorten verfügen und es beim Lesen eines fremdsprachlichen Textes verwenden können

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This paper was published in Helsingin yliopiston digitaalinen arkisto.

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