Umzingelte Bühnen

Abstract

Diese Diplomarbeit stellt eine Grundlagenforschung in der Sarajevoer Theaterszene während der Belagerung der bosnisch-herzegowinischen Hauptstadt (April 1992 – Februar 1996) dar. Zweierlei Forschungskerne standen dabei im Mittelpunkt: Einerseits wurde das im Mai 1992 neu gegründete „Sarajevoer Kriegstheaters/Sarajevski Ratni Teatar/ SARTR“ in seiner Entstehung und historischen Entwicklung von 1992 bis heute betrachtet, andererseits wurde anhand dieser Institution auch versucht, Rückschlüsse auf die damalige Produktions- und Rezeptionssituation in Sarajevo zu ziehen. Im historischen Teil dieser Diplomarbeit liegt der Fokus auf der Belagerungsperiode. Nachdem andere Theaterhäuser der Stadt vorgestellt und ein grober Einblick in deren Tätigkeiten im Laufe des Krieges gegeben wurde, wurde anhand von Zeitungsausschnitten der damaligen Zeit sowie noch unveröffentlichten Materialien des SARTRs die historische Entwicklung dieses Hauses nachgezeichnet. Auch wurde die Phase nach 1996 betrachtet, wobei den Schlussteil dieser Diplomarbeit ein Blick in die theaterpolitische Neuorientierung unter dem seit Anfang 2012 amtierenden Direktor Nihad Kresevljakovic bildet. Dabei wurde die Frage nach der Möglichkeit einer Fortführung von „Kriegstheater“ in Zeiten des Friedens gestellt. Ebenso wurde das erste Stück des SARTRs, Skloniste, im Rahmen dieser Diplomarbeit vom Verfasser unter dem Titel Der Unterschlupf ins Deutsche übersetzt und im Anhang, zusammen mit anderen Materialien, beigelegt. Anhand einer text- und inszenierungsanalytischen Herangehensweise an das Stück, welches insbesondere der Frage nach der Sinnhaftigkeit von Theater während des Krieges nachgeht, sowie mit Hilfe zahlreicher Aussagen von ZeitzeugInnen wurde versucht, Rückschlüsse über die Besonderheiten dieses Belagerungstheaters zu ziehen. Hierfür wurden zahlreiche TheatermacherInnen (SchauspielerInnen, Regisseure, andere Kulturschaffende) dieser Zeit, aber auch VertreterInnen des damaligen Publikums befragt. Anhand des Primärtextes und der Interviews wurden Rückschlüsse zur veränderten Ko-Präsenz von SchauspielerIn und ZuschauerIn geschlossen, das Theater als (Schutz)ort neu definiert, dem illusorischen Element von Theater während des Krieges nachgegangen sowie die politische Funktion des damaligen Theaters hinterfragt

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This paper was published in OTHES.

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