Von Mao Tse-tung zu Konfuzius?

Abstract

Die vorliegende Arbeit untersucht die, sowohl im medialen als auch akademischen Diskurs, weit verbreitete und dennoch häufig unhinterfragte These einer machtpolitisch motivierten Instrumentalisierung der konfuzianischen Tradition durch die Kommunistische Partei nach 1978. Allerdings wird weniger die Frage untersucht, ob eine politische Neubewertung und Funktionalisierung der konfuzianischen Kulturtradition stattfindet, sondern vielmehr das Ausmaß und der Bedeutungszusammenhang politischer Rückgriffe, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf dem (angeblichen) Sinn derartiger Rückgriffe liegt, nämlich der Legitimation. Um jene Realitätsbedingungen zu analysieren, unter denen eine diskursive, politische Aneignung der konfuzianischen Kulturtradition stattfindet, gliedert sich die Arbeit in zwei Teile. In einem ersten Teil werden der Stand der Forschung dargelegt, darin jene Annahmen verortet, welche zur zuvor angesprochenen These führen, und ein theoretischer Bezugsrahmen für die folgende Argumentation geschaffen. Der zweite Teil setzt sich schließlich mit der Rezeption der konfuzianischen Tradition durch die Kommunistische Partei auseinander und kommt schließlich zu dem Schluss, dass die erwähnte These erhebliche Mängel aufweist. Dreierlei wird deutlich. Erstens zeigt sich, dass im Hinblick auf die Neubewertung der konfuzianischen Tradition durch die Kommunistische Partei nach 1978 nicht von einer historischen Zäsur gesprochen werden sollte, da dieser graduelle Prozess viele intellektuellen Anknüpfungspunkte vor 1978 aufweist. Zweitens kommt die Arbeit zum Schluss, dass jene Indikatoren, welche gemeinhin als Beweis einer Instrumentalisierung der konfuzianischen Tradition durch die Kommunistische Partei angeführt werden, zwar durchaus eindrucksvoll sind, jedoch, in ihrem jeweiligen Sinnzusammenhang betrachtet, nur begrenzt aussagekräftig sind. Drittens ist abschließend festzuhalten, dass die Neubewertung der konfuzianischen Tradition durch die Kommunistische Partei nur im weiteren Kontext des ideologischen Transformationsprozesses und damit im Rahmen des sukzessiven Legitimationswandels nach 1978 zu begreifen ist

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This paper was published in OTHES.

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