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Vom „Anti-Väinämöinen“ zum „neuen Sibelius“. Die Imago der Komponistin Kaija Saariaho als Musterbruch im finnischen Musikdiskurs
Kaija Saariaho war die erste finnische Komponistin, die einen bemerkenswerten internationalen Ruf erlangte. Im Vergleich zu den etablierten Mustern, die das Bild finnischer Komponisten prägten – hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, basierend auf der diskursiven Konstruktion von Jean Sibelius als prototypischem Beispiel –, kann das Auftreten von Saariaho auf mehreren Ebenen als ein störendes Ereignis betrachtet werden. Mein Artikel beginnt mit der Einführung definitorischer Konzepte von Mustern (als potentiell multimodale Zeichenkomplexe, die als Modelle dienen und reproduziert werden) und der Störung von Mustern (als Bruch eines Kanons). Mit besonderem Blick auf die Imago einer Künstlerpersönlichkeit werden in einem multimodalen Ansatz sowohl die Kernelemente beschrieben, die das Bild eines „kanonischen“ finnischen Komponisten prägen, als auch die störenden Aspekte in Saariahos Musik, Karriere und öffentlichem Image im Verhältnis zu diesen Mustern. Schließlich deutet die Analyse auf die Beobachtung hin, dass Musterunterbrechungen in künstlerischen Diskursen zu einer fast unmittelbaren Bildung neuer Muster oder Mustermischungen führen können, wodurch ihre Unterbrechungswirkung abgeschwächt wird. Auf der Grundlage dieses Hinweises könnten weitere Forschungen durchgeführt werden, die der Frage nachgehen, ob solche transformativen Unterbrechungen vielleicht eher der Normalfall als die Ausnahme in Diskursen im Zusammenhang mit der Kunst im Allgemeinen sind.Kaija Saariaho was the first female Finnish composer who gained a remarkable international reputation. In comparison to the established patterns that coined thenimage of Finnish composers – mainly, but not exclusively, based on the discursive construction of Jean Sibelius as the most prototypical example – the appearance of Saariaho can be regarded as a disruptive event on several levels. My article sets out by introducing definitory concepts of patterns (as potentially multi-modal sign complexes that serve as models and are being reproduced) and pattern disruption (as breach of a canon). With special regard to the imago of an artistic personality, a multi-modal approach is taken in both describing the core elements which form the image of a “canonic” Finnish composer and the disruptive aspects in Saariahoʼs music, career and public image in relation to those patterns. Finally, the analysis hints at the observation that pattern disruptions in artistic discourses may result into an almost immediate formation of new patterns or pattern blends, thus attenuating their disruptiveness. Further research might be conducted based on this indication, asking whether such transformative disruptions are perhaps the normal case rather than the exception in discourses related to the arts in general
National library as corpus: introducing DeLiKo@DNB – a large synchronous German fiction corpus
This paper introduces DeLiKo@DNB, a large, linguistically annotated, and large, freely accessible contemporary corpus of German fiction. The corpus currently comprises 2 billion words from over 26,000 books published between 2005 and the present, spanning pulp and genre fiction as well as literary award-winning works. We provide a detailed account of the corpus composition, metadata, and key features. Additionally, we outline our approach to ensuring lawful and productive access by deploying an instance of the open-source corpus analysis platform KorAP within the German National Library
Verständlichkeit in der medizinischen Kommunikation: eine empirische Studie zur Textsorte "Aufklärungsbogen”
Seit einigen Jahrzehnten wird in der Forschung die Frage nach der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung als zentrale Voraussetzung für angemessene Gesundheitsversorgung gestellt (vgl. Sørensen et al. 2012: 1). Spezifische Untersuchungen im deutschen Kontext (Schaeffer et al. 2017, 2018, 2021) zeigen bestehende Defizite im Wissens- und Kompetenzbereich, die ein relevantes Hindernis für angemessene Information und Entscheidung durch Betroffene im medizinischen Bereich darstellen (vgl. dazu die einführenden, auch historischen Überlegungen von Becker (2001)). Von besonderer Bedeutung ist dabei die Verständlichkeit von medizinischen Texten (i.w.S. auch als mündliche Kommunikate: vgl. zum Kommunikationsbereich insgesamt Busch/Spranz-Fogasy (Hg., 2015)). Im Einklang mit dem „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ (Schaeffer et al. 2018) und vergleichbaren Bemühungen im internationalen Kontext werden in der letzten Zeit zahlreiche Versuche unternommen, unter Einsatz leistungsstarker Übersetzungssysteme und Großer Sprachmodelle Systeme für effiziente und inhaltlich angemessene Vereinfachung von solchen Kommunikationsprodukten u. a. als interlinguale Übersetzung in Leichte oder Einfache Sprache (vgl. Gutermuth 2020) zu entwickeln (vgl. u.v. a. Deilen et al. 2023, 2024a, 2024b, Ondov et al. 2022, Ahrens et al. 2022, Goldsack et al. 2023, allgemeiner zur Vereinfachung Hansen-Schirra et al. 2020a, 2020b, Maaß et al. 2021). Im Rahmen unseres interdisziplinären Projekts „Wissen im Kontext“ versuchen wir, eine Annäherung an die Thematik der angemessenen Gesundheitskommunikation über eine parallele Erfassung von Sprach- und Wissensvoraussetzungen in verschiedenen kommunikativen Konstellationen (vgl. grundständig Hoffmeiester/Hundt/Naths 2021) zu bewerkstelligen und somit eine flankierende theoretische Reflexion zu den Bemühungen um die Verbesserung der Gesundheitskommunikation zu entwickeln (vgl. Iakushevich/Ilg/ Schnedermann (Hg.2021))
Selbstadressierte Fragen im gesprochenen Deutsch
Selbstadressierte Fragen wurden bislang vor allem im Kontext von Wortsuchen untersucht. Unsere Studie behandelt weitere Verwendungen von selbstadressierten Fragen im gesprochenen Deutsch auf Grundlage des Korpus FOLK. Wir analysieren Fragen nach Informationen, nach Objekten sowie nach (der Reaktualisierung von) beabsichtigten Handlungen und Themen. Wir zeigen, dass selbstadressierte Fragen durch zahlreiche optionale Merkmale angezeigt werden, aber dennoch manchmal hinsichtlich ihrer Adressierung ambig bleiben können. Sie dienen der Selbstorganisation der Sprecher:innen und der intersubjektiv nachvollziehbaren Interaktionssteuerung, indem sie projiziertes Handeln transparent machen und kooperative Partizipation ermöglichen
LDV-Info 1
Die Arbeitsstelle Linguistische Datenverarbeitung (LDV) innerhalb der Abteilung Zentrale Wissenschaftliche Dienste (ZWD) am Institut für deutsche Sprache (IdS) hat die Aufgabe, maschinenlesbare Textkorpora zur gesprochenen und geschriebenen deutschen Sprache der Gegenwart einschließlich der Korpusaufbereitungen (Register, KWIC-Indizes, etc.) bereitzustellen und Textverarbeitungs- und Analyseprogramme zu entwickeln.
Korpora und Programme dienen in erster Linie zur Unterstützung der grammatischen und lexikographischen Arbeitsvorhaben des IdS. Sie stehen darüber hinaus auch der germanistischen Sprachwissenschaft im In- und Ausland zur Verfügung. Um potentielle externe Interessenten mit den Diensten vertraut zu machen, die die Arbeitsstelle LDV anbieten kann, haben wir uns entschlossen, eine Informationsschrift unter dem Titel LDV-INFO herauszugeben, die in unregelmäßiger Folge über Möglichkeiten der maschinellen Textverarbeitung, über Programmbibliotheken und Korpora sowie deren Auswertungsmöglichkeiten und über unsere Rechenanlage berichtet.
Im LDV-INFO 1 möchten wir uns Ihnen verstellen und Sie über das "Mannheimer Korpus 1", das "Freiburger Korpus" sowie einige Auswertungsprogramme informieren, die an unserem Institut zur Verfügung stehen
REFER: ein interaktives Zugriffssystem für Textkorpora. Benutzerhandbuch
REFER ist ein Computerprogramm, das seit 1982 am Institut für deutsche Sprache (IdS) eingesetzt wird. Der Leistungsumfang des Programmes wurde seit 1982 mehrfach erweitert - die Erweiterungen orientierten sich an den Erfahrungen und Wünschen der Benutzer. Auch für die nächsten Jahre ist in der Arbeitsplanung des IdS eine weitere Verbesserung der Programmfunktionen im Rahmen der Fortentwicklung von LEDA (LExikographische DAtenbank) vorgesehen
Verstohlene Blicke. Fotografien aus der Zeit der nationalsozialistischen Besatzung 1939-1945 in Poznan/Posen und Umgebung
Der Beitrag befaßt sich mit der nationalsozialistischen Besatzungspolitik in den polnischen Westgebieten unter kultur- und fotografiegeschichtlichem Gesichtspunkt. Es wird der Versuch unternommen, anhand von in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichten Fotos aus Poznan und Umgebung einen etwas anderen Blickwinkel auf das historische Ereignis zu öffnen, das die tiefsten Wunden in den deutsch-polnischen Beziehungen hinterließ. Im Zentrum der Beschreibungen steht das rassistische Verhalten der deutschen Besatzer in den okkupierten westpolnischen Gebieten, die weitreichende Zerstörung polnischer Kultur und der sich auch in den Fotos manifestierende Widerstand der Polen gegen den Versuch der Dezivilisierung ihrer Nation. Es wird Einblick gewährt in die Systematik der Entpolonisierung, die den Alltag der polnischen Bevölkerung grundlegend bestimmte: Alles, was an die politische oder kulturelle Existenz und Geschichte der polnischen Nation erinnern konnte, wurde von den deutschen Besatzern in der ihnen eigenen Schnelligkeit und Gründlichkeit eliminiert. Den neuangesiedelten Deutschen und Deutschstämmigen wurde so vorgespielt, daß sie sich zu Recht in deutschem Stammesgebiet niedergelassen hätten. Für sie sollte der Eindruck erweckt werden, das Gebiet sei zu jeder Zeit vom Deutschtum kulturell bestimmt gewesen und sie selbst würden daher ein legitimes Erbe antreten. Anhand von privaten Fotografien von Deutschen und Polen wird der von der rassistischen deutschen Gewaltherrschaft geprägte Alltag unter verschiedenen Aspekten dargestellt, wobei der Leser für die Selektivität und Perspektivität der bildlichen Darstellungen sensibilisiert wird
Between confrontation and mutual non-interference: Interactional (dis)alignment in openings of encounters between police and copwatchers
The proliferation of smartphone cameras and other portable recording devices has enabled the rise of so-called ‘copwatching’, people filming police-citizen encounters with the primary aim of increasing police accountability. Interactions between copwatchers and police officers generally take place under conditions of mutual mistrust and regularly lead to heated arguments over the recording activity and its precise modalities. Using conversation analysis, this article examines video recordings of encounters between police and copwatchers, focusing on how disalignment concerning the recording activity regularly manifests between them already during the opening phases of their interactions. We describe the interactional work that goes into organizing the pre-beginning and opening phases of these encounters and take stock of actions that recurrently engender disagreement and contention between law enforcement officers and videographers. Data come from recordings made by copwatchers and police officers’ body-worn cameras during public police operations in the US and the UK. (Conversation analysis, openings, police, copwatching, video recording, disalignment, disagreement