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„Sieger schreiben die Geschichte.“ Wirklich?
Der Beitrag versucht eine Antwort auf die Frage zu geben, ob der Geschichtsjournalismus das Ziel der Historischen Gerechtigkeit im Sinne im Sinne einer Revision vergangener Ereignisse und Entwicklungen mit dem Ziel, geschehenes Unrecht sichtbar zu machen, erreichen kann.The article attempts to answer the question of whether historical journalism can achieve the goal of historical justice in the sense of a revision of past events and developments with the aim of making injustice visible
Christliche Judenmission im deutschen Kaiserreich
Am Rande Hamburg, in Wandsbek, etablierte sich in den 1870er eine sehr aktive Gruppe von christlichen Judenmissionen. Unterstützt und finanziert wurde sie von der Londoner Judenmissionsgesellschaft. Das eigens errichtete Haus in Wandsbek bot 20-30 jungen Männern die Gelegenheit, sich auf ihre Taufe vorzubereiten. Dazu gehörte allerdings die Bereitschaft, alle Verbindungen ins Judentum zu kappen. Die jungen Männern erhielten meist eine handwerkliche Ausbildung und wurden dazu angeleitet, die Idee der Judenmission zu verbreiten. Da sie oftmals vor Pogromen im Osten Europas geflohen waren, sicherte ihnen die Mission auch das physische Überleben - bei Preisgabe ihre jüdischen Glaubens.Today almost unknown there existed from the 1870s to the beginning of the Nazi time a missionary institution in Wandsbek, very close to Hamburg. Mainly young jewish men could live here for some months or until one or two years - if they agreed for being prepared to be batized and give up all jewish roots. As many of them came from Russia, there were in urgent need for help. Today there is nothing left to remain at this house and their enormous activities, hosting thousands of people in evangelisation campaigns. The missionaries wanted to bring the jews to conversion, but they needed the christian networking help
Frauen! Macht Geschichte!
Mit der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft seit dem 18. Jahrhundert wurde der Mann als aktiver und gestaltender Bürger angesehen, die Frau hingegen in die Sphäre privater Häuslichkeit versetzt. Entsprechend befinden sich in den Archiven nur wenige Unterlagen zu weiblichen Akteurinnen, die zudem noch falsch interpretiert oder verzerrt erinnert werden. .So wird die als Mäzenin, Komponistin und Dichterin europaweit bekannte Gräfin Maria Aurora von Königsmarck (1662-1728, Besitz in Ostholstein) in den auflagenstarken Lexika des 19. Bis 21. Jahrhunderts . auf eine in ihrer Zeit nicht vorhandene bürgerliche Privatheit reduziert und nur als Tochter, Schwester und vor allem Mätresse Augusts des Starken beschrieben. Erst seit dem späten 20. Jahrhundert ist es Frauen gelungen, in der breiten (Internet-)Öffentlichkeit als selbstbewusste Akteurinnen aufzutreten und auf die Bedeutung weiblicher Lebensläufe hinzuweisen , so beispielsweise auf die Büdelsdorfer Unternehmerin Käte Ahlmann (1890–1963), die 1954 die Vereinigung von Unternehmerinnen gründete.With the emergence of bourgeois society from the 18th century onwards, men were seen as active and formative citizens, while women were relegated to the sphere of private domesticity. Accordingly, the archives contain only a few documents on female actors, which are also misinterpreted or remembered in a distorted way. For example, Countess Maria Aurora von Königsmarck (1662-1728, property in Ostholstein), who was known throughout Europe as a patron, composer and poet, is reduced in the high-circulation encyclopaedias of the 19th to 21st centuries to a bourgeois private sphere that did not exist in her time and is described only as the daughter, sister and, above all, mistress of Augustus the Strong. It is only since the late 20th century that women have succeeded in appearing in the wider (internet) public as self-confident protagonists and pointing out the importance of female biographies, for example the Büdelsdorf entrepreneur Käte Ahlmann (1890-1963), who founded the Association of Women Entrepreneurs in 1954
Wahrheit und postkoloniale Erinnerungskultur
Hamburg hat eine postkoloniale Vergangenheit und gilt als Vorreiter in der Aufarbeitung der hamburgischen Kolonialgeschichte. Diese Aufarbeitung ist ohne zivilgesellschaftliche Engagement nicht möglich. Eine dieser Organisationen ist der Arbeitskreis Hamburg Postkolonial. Der Beitrag beleuchtet die Bedeutung der historischen Wahrheit in der Aufarbeitung der hamburgischen (Post-)Kolonialgeschichte und die Maßnahmen, die angewendet werden.Hamburg has a post-colonial past and is considered a pioneer in coming to terms with Hamburg\u27s colonial history. This reappraisal is not possible without civil society involvement. One of these organizations is the Hamburg Postcolonial Working Group. The article highlights the importance of historical truth in coming to terms with Hamburg\u27s (post-)colonial history and the measures that are used
„En underdahn is doch keen Hundt“
Im 18. Jahrhundert gab es in Schleswig-Holstein eine große Zahl von Widerstandsaktionen leibeigner Bauern gegen ihre Gutsherrschaft. Dabei ging es insbesondere um drei Konfliktfelder, einmal um die Frage nach Vorstellungen von Ehre und ständischen Positionierung, dann um das Verständnis von Besitzverhältnissen und schließlich um die Forderung nach körperlicher Integrität und Gewaltbegrenzung. In den akuten Konfliktsituationen formulierten die Leibeigenen Rechtspositionen, die dem normierten Recht zwar entgegenstanden, sich aber an zentralen Werten der feudalen Gesellschaft (Ehre, Besitz, Integrität des Körpers) orientierten. Krisen, so eine These, initiieren Reflexivität und machen alternative Gerechtigkeitskonzepte denk- und formulierbar.In the 18th century in Schleswig-Holstein there are a lot of riots of enslaved farmers asgainst their lords of the manor refering to three fields of conflict: social position an honour, property and at least corporal violence. in conflicts the enslaved farmers formulated ideas of justice quite opposite to prevailling laws but inspired by the important values of feudalism society (honour, property and corporal integrity). Crisis, so the thesis, initiated reflexivity and make it possible to formulate different ideas of justice
Salomo Birnbaum und die Hamburger Universität
Salomo Birnbaum (1891–1989) lehrte von 1922 bis zu seiner Vertreibung durch die Nationalsozialisten 1933 Jiddisch an der Hamburgischen Universität und begründete damit das Fach Jiddistik als universitäre Disziplin. Auf der Basis unbekannter Archivquellen schildert der Beitrag Birnbaums Hamburger Jahre, in denen seine Habilitation – vorrangig aus antisemitischen Beweggründen – zweimal scheiterte, sowie den Umgang der Universität mit dem emigrierten Gelehrten nach dem „Dritten Reich“. Erstmals wird nachgezeichnet, wie 1985 die endlich geplante Verleihung der Ehrendoktorwürde in Hamburg verhindert wurde. Stattdessen erhielt sie der 94-Jährige im Jahr darauf von der Universität Trier.Salomo Birnbaum (1891–1989) taught Yiddish at the University of Hamburg from 1922 until his expulsion by the National Socialists in 1933, thus establishing Yiddish studies as a university discipline. On the basis of unknown archive sources, the article describes Birnbaum\u27s Hamburg years, during which his habilitation failed twice – primarily for anti-Semitic reasons – as well as how the university dealt with the emigrated scholar after the “Third Reich”. For the first time, the article traces how the finally planned award of an honorary doctorate in Hamburg in 1985 was prevented. Instead, the 94-year-old received it the following year from the University of Trier
Was wir von den leistungsstärksten Schüler:innen lernen können
Seit einigen Jahren lassen sich insbesondere als Reaktion auf das Abschneiden Deutschlands in großangelegten Schulvergleichsstudien wie TIMSS oder PISA vermehrt Forderungen seitens Politik und Wissenschaft nach einer stärkeren Förderung leistungsstarker Schüler:innen in Deutschland erkennen. Um Ansatzpunkte für eine adäquate Förderung leistungsstarker Schüler:innen identifizieren zu können, braucht es jedoch zunächst ausreichendes Wissen über (relevante) Charakteristika dieser speziellen Schülergruppe, das bisher nicht in ausreichendem Maße vorliegt. An diesem Punkt setzt die vorliegende Dissertation an.
Am Beispiel der Naturwissenschaften wird untersucht, welche Merkmale von Schüler:innen, Unterricht und Lehrkräften dazu beitragen, dass Schüler:innen am Ende der Grundschulzeit besondere Leistungsstärke aufweisen. Grundlage der Untersuchung bilden die Daten der Trends in International Mathematics and Science Study 2019 (TIMSS 2019), die es ermöglichen, repräsentative Aussagen für die Schüler:innen in Deutschland zu treffen. Durch die Untersuchung relevanter Prädiktoren im Kontext der Grundschule bieten die Erkenntnisse dieser Arbeit die Möglichkeit, frühzeitig und passgenau in der schulischen Laufbahn von Schüler:innen anzusetzen und so dafür zu sorgen, dass nicht schon in frühen Jahren entscheidende Kompetenzrückstände entwickelt werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass insbesondere das fachbezogene Selbstkonzept der Schüler:innen, ihre kognitiven Fähigkeiten sowie das Ausmaß konstruktiver Unterstützung, das Schüler:innen im Unterricht erleben, bedeutsame Prädiktoren besonderer Leistungsstärke sind. Potenzielle Förderungen sollten somit primär an diesen drei Merkmalen ansetzen.In recent years, there have been increasing calls for greater support for high-achieving students in Germany, particularly in response to the results of international large scale assessments such as TIMSS and PISA. However, more knowledge about the characteristics of this group of students is required in order to develop suitable approaches to promote high achievement. This dissertation investigates exemplarily for science which characteristics of students, teaching and teachers contribute to the particular achievement at the end of primary school. The results show that the subject-related self-concept, cognitive abilities and teacher support are significant predictors. Measures to promote high achievement should therefore focus on these three aspects
Sexualisierte Gewalt in evangelischen Kirchen
Der Beitrag fokussiert auf sexualisierte Gewalt im kirchlichen Kontext und welche Verpflichtungen, Forderungen sich daraus für Historiker*innen ergeben. Dies bezieht sich vor allem auf Historiker*innen, die mit der Methode der Oral History arbeiten.The article focuses on sexualised violence in the context of the church and the obligations and demands that arise from this for historians. This relates primarily to historians who work with the oral history method
Zu Unrecht vergessen?
Wenn bedeutende Schriftsteller in Vergessenheit geraten, empfinden wir das oft als ungerecht. Lässt sich retrospektiv Gerechtigkeit herstellen? Und wenn ja, wie und warum? Der vorliegende Beitrag thematisiert anhand von Beispielen die Wiederentdeckung von Personen, Biografien und Werken als ein Phänomen unserer Zeit, für das archivarische Überlieferung grundlegend ist. Dabei wird der Versuch unternommen, sich dem in diesem Buch verhandelten Begriff der historischen Gerechtigkeit von der Gegenseite zu nähern und ihn durch aktive Opposition zu empfundener oder tatsächlicher Ungerechtigkeit zu beleuchten. Es zeigt sich, dass neben dem Lauf der Vergangenheit und den handelnden Personen der Gegenwart auch deren Motive und Emotionen eine wesentliche Rolle für die vermeintliche Korrektur von Geschichte spielen.When important writers are forgotten, we often feel that this is unfair. Can justice be done retrospectively? And if so, how and why? This article uses examples to address the rediscovery of people, biographies and works as a phenomenon of our time for which archival preservation is fundamental. An attempt is made to approach the concept of historical justice discussed in this book from the opposite side and to illuminate it through active opposition to perceived or actual injustice. It becomes apparent that, in addition to the course of the past and the people involved in the present, their motives and emotions also play an essential role in the supposed correction of history
Grußwort der Vizepräsidentin der Universität Hamburg
Die Anfänge der Jiddistik als universitäre Disziplin gehen auf die Jiddisch-Kurse zurück, die Salomo Birnbaum (1891–1989) seit dem Wintersemester 1922/23 an der Hamburgischen Universität gegeben hat. 100 Jahre später erinnerten im September 2022 die Universität Hamburg und die Salomo-Birnbaum-Gesellschaft an diesen wissenschaftsgeschichtlichen Meilenstein und an den Fachvertreter, der 1933 als Jude von den Nationalsozialisten vertrieben wurde, womit die kurze Blütezeit der Jiddistik in Hamburg endete. Dieser Band dokumentiert die bei der Festveranstaltung gehaltenen Reden, die der Biographie Birnbaums ebenso nachgehen wie der Fachgeschichte der Jiddistik und dabei auch die Versäumnisse der Hamburger Universität benennen. Einen besonderen Akzent bildet der kurze Text einer Videobotschaft, mit der Birnbaums jüngster Sohn David (geb. 1933) aus Toronto die Veranstaltung bereichert hat.The beginnings of Yiddish studies as a university discipline can be traced back to the Yiddish courses that Salomo Birnbaum (1891–1989) taught at Hamburg University from the winter semester of 1922/23. 100 years later, in September 2022, the University of Hamburg and the Salomo Birnbaum Society commemorated this milestone in the history of science and the subject representative who, as a Jew, was expelled by the National Socialists in 1933, ending the brief heyday of Yiddish studies in Hamburg. This volume documents the speeches given at the ceremony, which examine Birnbaum\u27s biography as well as the history of Yiddish studies, and also identify the failings of Hamburg University. The short text of a video message with which Birnbaum\u27s youngest son David (born 1933) from Toronto enriched the event is a special highlight