HASP Journals (Univ. Heidelberg)

Heidemann, Frank

Ethnische Alleinvertretungen: Probleme gesellschaftlicher Polarisierung und physischer Gewalt an einem Beispiel aus Südindien

Ebbers, Theo

IndienNachruf auf Shankar Guha NiyogiNiyogi (Mitte) mit Freunden (Foto: Bharat Dogra)In den fruhen Morgenstunden des 28. September 1991 wurde der Gewerkschaftsfuhrer Shankar Guha Niyogi von bisher unbekannten At- tentatern in seinem Haus in Bhilai/Madhya Pradesh erschossen. Wer war dieser Mann, zu dessen Bestattung sich am nachsten Tag mehr als 100.000 Menschen ver- sammelten? Was machte ihn fur diese Menschen so wichtig und fur seine Morder so gefahrlich, daB sie ihn umbrachten? Ein Nachruf von S. Bharadwaj und Bharat Dogra.zu denRegionenWahrend der letzten drei Jahrzehnte symbolisierten Shankar Guha Niyogi und die von ihm mit initiierte Gewerk- schaftsbewegung "Chattisgarh Mukti Morcha" (CMM) zunehmend die Bestre- bungen und Hoffungen der Arbeiter die­ser Region nach einem menschenwurdi- geren Leben. Dazu gehoren u.a. der Kampf der Minenarbeiter in den Minen des Bhilai Steel Plant zur Errichtung von Arbeiterkooperativen, der Widerstand gegen Mechanisierung und stattdessen die Schaffung von kreativeren, arbeiter- orientierten Arbeitsablaufen, der Kampf der Textilarbeiter von Rajnandgaon fur sicherere Arbeitsbedingungen und der Kampf der Stammesbevolkerung um ihre traditionellen Wald- und Landnutzungs- rechte. Chattisgarh gehort hochstindustrialisierten -Indiens. Im Zentrum des dortigen Industrialisierungsprozesses steht das Stahlwerk in Bhilai (Bhilai Steel Plant, BSP). Um dieses staatliche Untemehmen haben sich zahlreiche private Zulieferer- und sonstige Industrien angesiedelt, die zusammen weit mehr als 100.000 Menschen beschaftigen. Zu den bekanntesten von ihnen gehoren die Simplex' -Untemehmensgruppe sowie die 'Kedia Destilleries Group'.Niyogi nahm seine gewerkschaftlichen Aktivitaten 1961 in Bhilai auf, als er im BSP eine Stelle als Hochofenarbeiter antrat. BeeinfluBt durch linksgerichtete politische und kulturelle Aktionen wah- rend seiner Studienzeit, wurde er zu ei­nem Pionier der Gewerkschaftsbildung innerhalb des BSP, was zu seiner schnellen Entlassung als "Sicherheits- risiko" fiihrte. Die nachsten zehn Jahre verbrachte er in den landlichen Regionen Chattisgarhs, wo er begann, die Stam­mesbevolkerung (Adivasis) zu organi- sieren. Er fand Arbeit in der 'Danitola Quartizite Mine', die vom BSP kontolliert wird. Dort griindete er die Arbeiterorganisation, aus der sich spater die 'Chattisgarh Mines Shramik Sangh' (CMSS) entwickelte. Trotz brutaler UnterdruckungsmaBnahmen 1977 (11 Arbeiter, darunter eine Frau und ein achtjahriges Kind wurden von der Polizei erschossen) und 1981 (als Niyogi unter Anwendung des 'National Security Act' illegal festgehalten wurde), gelang es der CMSS, sich zunachst fiber alle Minen Chattisgarhs auszubreiten und dann als 'Chattisgarh Mukti Morcha' (CMM) auch die umliegenden Dorfer zu erfassen. Das rot-grime Banner der CMM steht fur "Arbeiter und Bauer", "Mensch und Natur". Ihre ideologische Perspektive und ihr Ziel einer radikalen Neugestaltung der sozialen und okonomischen Beziehungen bildeten die Grundlage fiir ein umfassendes politisches, kulturelles und sozio-oko- nomisches Handlungsprogramm, zu dem z.B. auch Kampagnen gegen Alkohol- konsum und zur Verbesserung der Ge- sundheitsversorgung zahlten. Die sozia­len Anliegen der CMM kommen so u.a. auch zum Ausdruck in der Einrichtung von sechs Grundschulen, einer Auto- mechanikerschule, eines Krankenhauses mit 50 Betten und eines "Miniwaldes" zum Studium der lokalen okologischen Bedingungen zur Erhaltung der lokalen Flora und Fauna.Wahrend des letzten Jahres fiihrte die CMM unter maBgeblicher Beteiligung Niyogis eine Kampagne mit den Arbei- tem der privaten Maschinenbau- und Chemieuntemehmen, die dem BSP als Zulieferer dienen. Bei Arbeitszeiten von 12-14 Stunden pro Tag erhalten die dortigen Arbeiter nicht einrnal den Mi- nimallohn (1989: 15 Rupien pro Tag, etwa eine Mark). Von den groBen Ge- werkschaften bisher nicht erfaBt, waren diese Arbeiter leicht auszubeutende Op- fer der Aufseher, Vorgesetzten und Un- temehmenseigentumer. Mit dem Auftau- chen der rot-griinen Gewerkschaften ent­stand unter ihnen zum ersten Mai so et- was wie Solidaritat. Gleichzeitig hauften sich jedoch anti-gewerkschaftliche MaB- nahmen der Untemehmer und Angriffe auf die Gewerkschaftsfuhrung. Unter- stutzung fanden die Fabrikanten dabei bei der Distriktverwaltung: Wahrend des vergangenen Jahres wurden mehr als 1.000 Arbeiter kurzzeitig verhaftet. Niyogi selbst wurde mehr als zwei Mo­nate illegal von der Polizei festgehalten. Als der High Court seine Freilassung anordnete, versuchten Distriktpolizei und -verwaltung ihn aus funf Distrikten der Region zu verbannen. Zweifelsohne waren diese Auseinandersetzungen und Niyogi selbst eine zu groBe Bedrohung fiir die groBen Industrieuntemehmen wie z.B. die Fiona Simplex. Moglicherweise wurde er auch zu einer Bedrohung fur all jene Krafte, die eine weitere Mechanisie­rung der Stahlindustrie in einer Region planten, die schon heute von Arbeitslo- sigkeit gezeichnet ist und deren Vor- stellung von industrieller Entwicklung auf billiger Arbeitskraft und machtloser Arbeiter beruht. Shankar Guha Niyogis Leben fur die Gewerkschaften wurde dort beendet, wo es begonnen hatte: in Bhilai. Seine Frau hat neun prominente Industrielle der Region angeklagt, hinter der Ermordung ihres Mannes zu stehen. Was seine Morder nicht verstehen ist, daB Niyogi zu einem Symbol des Kampfes, eines Traumes von einem besseren Leben geworden ist. Niyogi selbst mag tot sein, doch seine Visionen einer gerechteren Gesellschaft werden in den Kampfen der Arbeiter Bhilais und ganz Chattigarhs weiterleben - so lange, wie Menschen sich gegen Ausbeutung und Unterdriikkung auflehnen.(Ubersetzung: Theo Ebbers)Siidasien 1-2/92 19

German

Nachruf auf Shankar Guha Niyogi

Brandstäter, Johannes

Kinderarbeit in Indiens Teppichindustrie

Keller, Walter

SRI LANKA“Hilfe ist wie ein FaB ohne Boden”- Vom Schicksal srilankischer Fluchtlinge -Die militarischen Auseinandersetzungen im Norden und Osten von Sri Lanka gehen unver- mindert waiter, obwohl Ende Marz erneut Geruchte uber die erneute Aufnahme von Frie- densgesprachen zwischen der LTTE und der Regierung Premadasa im Umlauf waren. "Nochmals 8.000 Truppen werden an die Front geschickt", heiBt es in einer Schlalgzeile des ColomboDaily Observers* vom 28. Marz und die 'Daily News' berichtet zur gleichen Zeit von einer neuen GroBoffensive auf * Tiger'-Stellungen. Die Hauptleidtragenden der Ereignisse auf der Insel sind einmal mehr Zivilisten, die zu Hunderttausenden ihre Heimat verlas- sen. Viele suchen Schutz im benachbarten Indien Oder in Europa - die meisten Fluchtlinge bleiben jedoch im Land. Sie ziehen von Norden nach Osten, von Osten nach Westen, die meisten enden in irgendeinem der uber 7oo Fluchtlingslager in Sri Lanka.Rameshwaram im sudlichen Indien bedeutet fur viele Tamilen die Rettung (Foto: Keller)morgens im Fischer- und Pilgerstadtchen Rameswa- ram im sudlichen Indien. Wie immer beschallen um diese zeit die Lautsprecher des Sri Ramanathaswamy-Tempel den Ort mit religiosen Gesangen. Der Wind tragt sie dis an den Strand, wo sich schon vor dem Morgengrauen die ersten Pilger zum heiligen Bad im Meer eingefunden daben. Weil3e Kuhe trotten auf der Suche nach EBbaremdie KustenstraBe entlang, Bettelmonche in safranfarbe- nen Gewandern haben sich vor dem Tempel niedergelas- sen, um die Almosen der Pilger entgegenzunehmen. Der Ort ware eine ganz normale indische Pilgerstatte, wenn er nicht in unmittelbarer Nahe Sri Lankas lage - nur die 4o Kilometer breite Palk-Straits trennen Rameswa- ram von der Nachbarinsel.3 Sudasien 4/91Noch bis 1983 legte an der kleinen Pier des Ortes drei Mai wbchentlich der Dampfer 'Ramanujam' an. Das alte Schiff, das aus dem srilankischen Talaimannar kam, brachte auBer einigen westlichen Touristen auch je- weils 800 Tamilen, sogenannte Repatriates, die von bier aus erst einmal in das nur wenige Kilometer entferte Auffanglager von Mandapam kamen. Dort blieben sie einige Zeit, ehe sie dann in andere Gebiete des sudindischen Bundesstaates Tamil Nadu verteilt wurden, wo die Behbrden ihre permanente Ansiedlung geplant batten. Offiziell waren es Aussiedler, die Sri Lanka entweder freiwillig Oder gezwungenermaBen verlieBen. Sur die Bevblkerung Sudindiens waren die Menschen aus dem Nachbarland jedoch Fluchtlinge: Tamilische Tee- Plantagenarbeiter, sogenannte Hochlandtamilen, deren Vorfahren ab der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts von den englischen Kolonialherren fur die Arbeit in den entstehenden Teeplantagen im zentralen Hochland der Insel rekrutiert wurden. Arbeitskrafte waren damals knapp, die einheimische Bevblkerung hatte nur wenig Interesse an lohnabhangiger Beschaftigung. Und so kamen Tausende von ihnen aus den verarmten Gebieten des sudindischen Subkontinents, die uber Jahrzehnte eine schier unerschbpfliche Zahl von landlosen Bauern - meist aus niederen Kasten - fur die Plantagendkono- mie der Englander lieferten.Mit der Unabhangigkeit Sri Lankas 1948 erhielten die Angehbrigen dieser bis dahin auf eine Million ange- wachsenen Bevblkerungsgruppe nicht automatisch auch die Staatsburgerschaft, obwohl die meisten zu dieser Zeit bereits seit mehreren Generationen im "Land des Tees" lebten. Nur die allerwenigsten konnten die von der ersten unabhangigen Regierung geforderten Bedin­gungen erfullen, die an die Erlangung der Staatsbur­gerschaft geknupft waren: Der urkundliche Nachweis dber die Geburt des Vaters im damaligen Ceylon. Alle, die keine Geburtsurkunde beschaffen konnten, galten Tortan als staatenlos, well auch Indien sie nicht als Staatsburger akzeptierte.Riesiges UnsiedlungsprogrammIn den folgenden Jahren gab es mehrere Versuche der mdischen und srilankischen Regierungen, das entstan- dene Problem auf dem Verhandlungsweg zu Ibsen. Aber erst 1964 und 1974 sollten zwei indisch-srilankische Abkommen die Staatenlosigkeit Hunderttausender been- den. Uber die Kbpfe der Betroffenen hinweg sahen sie die Umsiedlung von 600.000 Hochlandtamilen nach Indien Vor - in das Land ihrer Vorvater, das die Betroffenen meist nie zuvor gesehen hatten. Im Gegenzug erklarte sich die damalige srilankische Premierministerin Ban- daranaike bereit, 375.000 als Staatsburger Sri Lankas akzeptieren. Obwohl mit den Vertragen eines der grdBten Umsiedlungsprogramme festgelegt wurde, blieben sie in der Weltbffentlichkeit bis heute weithin unbe- kannt. Aber auch die beiden Vertrage konnten das Problem der Hochlandtamilen nicht vollstandig Ibsen. Bis 1983 verlieBen rund 45o.ooo Menschen, ausgestattet mit einem besonderen indo-srilankischen Reisedokument und der Zusage auf Integrationsbeihilfen durch die indischen Behbrden, ihre eigentliche Heimat Sri Lanka.Ohne die Vertrage ganz erfullt zu haben, wurde 1983 das 'Ruckfuhrprogramm' gestoppt, well das Schiff 'Rama­nujam ' seinen Dienst zwischen Rameswaram und dem srilankischen Talaimannar wegen der zunehmenden mili- tarischen Auseinandersetzungen im Volksgruppenkonflikt der Insel einstellen muBte. Menschen aus Sri Lanka kamen jedoch weiterhin nach Rameswaram, well der sudindische Pilgerort nach 1983 mehr und mehr zur ersten Anlaufstelle und zum Zufluchtsort fur eine andere tamilische Bevblkerungsgruppe wurde: Zehntau- sende sogenannter Ceylon Tamilen aus dem Norden und Osten Sri Lankas suchten nun in Indien Schutz vor marodierenden Soldaten, die sich bei ihrem Kampf gegen tamilische Guerilleros oft an unschuldige Zivilisten rachten. Mit kleinen Fischerbooten und ohne Hab und Gut wagten sie die gefahrliche Reise uber die Palk- Straits."Seit 1983 sind 22o.ooo Ceylon-Tamilen nach Sudindien gefluchtet", erklart Frau Gariyali, die sehr enga- gierte Direktorin der indischen Rehabilitationsbehbrde in der sudindischen Stadt Madras. "122.000 davon kamen allein seit Juni vergangenen Jahres", fugt sie hinzu. Umgerechnet 1o Millionen Mark habe ihre Behbrde wah- rend der vergangenen sechs Monate fur tamilische Fluchtlinge ausgegeben. Hinzu kamen die Gelder einiger nicht-staatlicher Organisationen, die den indischen Staat bei der Fluchtlingsarbeit unterstutzten (siehe auch Kasten 'Organisationen stellen sich vor')."Wir sind der indischen Regierung sehr dankbar, daB man uns aufnimmt und finanziell unterstutzt", erzahlt Bala, der mit seiner Familie in einem Fluchtlingslager in Kovalam lebt. Das Camp liegt 5o km sudlich von Madras und beheimatet derzeit 80 Familien, die fast ausschlieBlich aus Mannar, einem Gebiet im Nordwesten Sri Lankas, stammen. "Wir alle hatten soviel Hoffnung auf Frieden gehegt, nachdem im Marz letzten Jahres die letzten indischen Soldaten Sri Lanka verlieBen", fahrt der 4o-jahrige fort. Schon einmal, 1985, sei er mit seiner Familie nach Indien gefluchtet. 1987, nach Unterzeichnung eines "Friedensvertrages" habe er die Ruckkehr in die Heimat gewagt, weil man ihnen Frieden versprochen habe. "Jetzt geht alles wieder von vorne los", meint Bala resigniert und spielt damit auf den Beginn neuer militarischer Auseinandersetzungen zwi­schen den srilankischen Streitkraften und den tami- lischen 'Befreiungstigern' (LTTE) im Juni 199o an. Die menschenverachtende Vorgehensweise der Streitkrafte habe ihnen keine andere Wahl als die erneute Flucht gelassen. Haufig sei es zu Vergeltungsangriffen der Soldaten auf unbeteiligte Zivilisten gekommen, habe die Luftwaffe und die Marine willkurlich ihr Dorf bombardiert. Aber auch mit der LTTE habe man Probleme gehabt. "Wir standee zwischen den Fronten".Aber nur die wenigsten Menschen, die ihre Dbrfer wegen der neuerlichen Kampfe wahrend der vergangenen Monate verlieBen, haben sich auf den gefahrlichen Weg ins sudliche Indien gemacht. Offiziell leben derzeit fast 1,2 Millionen Fluchtlinge in Sri Lanka, die offiziell 'displaced people' genannt werden. Die, die nicht bei5 Sudasien 4/91Hauser und Geschafte in Jaffna sind verbarrikadiert, Transportmbglichkeiten stark eingeschrankt (Foto: Keller)Freunden und Verwandten untergekommen sind, leben in den etwa 7oo Fluchtlingslagern - meist unter katastro- Phalen Bedingungen. Fur die Betreuung aller Flucht­linge ist das staatliche Amt fur Sozialdiens.te verant- wortlich. Das Amt, das normalerweise fur die Versor- gung der Opfer von Naturkatastrophen wie Uberschwem- mungen zustandig ist, ist uberfordert. Die Infrastruk- tur reicht bei weitem nicht aus, urn Hunderttausende mit Nahrungsmitteln zu versorgen und ihnen arztliche Hilfe zukommen zu lassen. "Das Amt kampft einen ver- zweifelten Kampf urn das Wohl der Fluchtlinge", meint Kumudhini, Vertreterin einer Menschenrechtsorganisa- tion in Colombo. "Mittlerweile trifft das Fliichtlings- elend nicht mehr nur Tamilen, sondern auch Sinhalesen und Moslems". Zusatzliche Hilfe kommt von privaten Organisationen. "Die Lage aller Fluchtlinge ist ernst und niemand weiB, wie lange ihr Fluchtlingsdasein noch dauern wird", meint Sunila Abeyasekera, die im Auftrag einer Frauengruppe das Vivekananda-Camp in Colombos Stadtteil Maradana unterstutzt. Das Camp ist eigent- lich ein Festsaal von der GrbBe einer Turnhalle. 42o personen leben hier auf engstem Raum.Die Junge Chandrawati gehort dazu. Sie hat ein ganz besonders hartes Schicksal getroffen. Uber acht Mona­te 1st es nun schon her, seit ihr Ehemann "verschwun- den" ist. Chandrawati und ihr Mann Sivakumar hatten sich nach Ausbruch der Kampfe aus ihrem Dorf in die Gebaude der Batticaloa Universitat nach Vandaramoolai Sefluchtet, die binnen kurzester Zeit fast To.ooo Menschen aufnehmen muBten. Aber selbst dort waren sie vor Verfolgung durch die Sicherheitskrafte nicht sicher. Am 25. Juli wurde Sivakumar von Polizisten der gefurchteten 'Special Task Force' (STF), einer anti- Terror-Einheit Colombos, verhaftet. Die STF versetzt die Bevolkerung seit Beginn der militarischen Ausein- andersetzungen zwischen den Sicherheitskraften und der LTTE wieder in Angst und Schrecken. Eine Erklarung dafur gab es nicht. Seitdem ist der 26-jahrige spurlos verschwunden. Naturlich macht sich Chandrawati, die im achten Monat schwanger ist und mittlerweile aus Angst Vandaramulla verlassen hat und mit vielen anderen im Vivekananda Fluchtlingslager lebt, noch Hoffnungen. "Er wird irgendwann wieder auftauchen", glaubt sie, "schlieBlich muB er doch unser erstes Kind sehen".Das Leid des 7o-jahrigen Sellarajah, der im gleichen Fluchtlingslager untergekommen ist, klingt ahnlich. Seine beiden Sbhne Udayakumar (27) und Navaratnam (24) waren mit 159 anderen im Vandaramulla Lager am 5. Sep­tember von der STF verhaftet worden. Seither gelten auch sie als "verschwunden". "Nicht alle Fluchtlinge hier im Vivekananda Camp haben soviel mitgemacht wie Chandrawati und Sellarajah", weiB Sunila. "Aber die ganze Hilfe ist wie ein FaB ohne Boden. Wir schaffen es gerade, die Leute am leben zu halten. Aber was soil mit ihnen zukijnftig passieren?" fragt die Junge enga- gierte Frau. "Nur wenn der Krieg beendet ist, kbnnen sie zuruck in ihre Heimat. Aber das kann noch lange dauern".Walter Keller7Sudasien 4/91

"Hilfe ist wie ein Faß ohne Boden": -Vom Schicksal srilankischer Flüchtlinge-

INDIENkommentar: Der Fall des PremierministersChandra Shekhar ist Singhs NachfolgerDie Amtszeit V.P. Singhs als indischer Premierminister ist nach nicht ganz einem Jahr zu Ende gegangen. Die schwerste Krise, die Indien seit seiner Unabhangigkeit derzeit durch- lauft, hat der adlige Rajput aus dem Bundesstaat Uttar Pra­desh, seit langem Schauplatz des unsaglichen Streits zwischen fundamentalistischen Hindus und Moslems urn Moschee Oder Hindu- tempel, nicht in den Griff bekommen. Und einen weiteren, die indische Gesellschaft spaltenden Konflikt, hat er vor einigen Wochen selbst vom Zaume gebrochen. Mit seiner Ankijndigung, die Ergebnisse der sogenannten Mandal-Kommission, die bereits seit lo Jahren in den Schubladen der Burokraten schlummern, umzu- setzen und den in Indien als 'ruckstandig' geltenden Kasten- gruppierungen Quoten fur Regierungsjobs einzuraumen, hat sich der Premier gerade bei Indiens einfluBreicher Mittelschicht und den Angehorigen der sogenannten 'forward castes' unbeliebt gemacht. Vor allem diese Gesellschaftsgruppen waren es, die vor einem Jahr genug von der korrupten Regierung Rajiv Gandhi hatten und in Singh den moralisch integeren und erfahrenen Politiker sahen. Gerade sie raumten Singh zu Beginn seiner Amtszeit als politischem 'Saubermann' einen groBen Vertrauens- bonus ein. Aber nach knapp einem Jahr hatte Singh verspielt: Nicht nur bei der Intelligenzia und der Mittelklasse, sondern auch bei Studenten, Stadtern und bei der Landbevolkerung, die sich in Slogans und Graffiti gegen ihn wandten.ZugegebenermaBen: Die Ausgangsbedingungen fur V.P. Singh in einem Indien, daB nicht mehr das von Mahatma Gandhi und Jawar- halal Nehru ist, waren denkbar ungunstig, weil ihm Rajiv Gan­dhi und seine Mutter Indira ein schwieriges Erbe hinterlieBen. Wo man derzeit auch hinschaut: Uberall 'brennt' es lichterloh. Sesessions- und Bandenkriege im Punjab gehen nach anfanglichen Erfolgen Singhs unvermindert weiter. Militarische Auseinander- setzungen in Kashmir und neue Unruhen im ostlichen Bundesstaat Assam, der seit Ende November von Delhi aus regiert wird, weil die Aktivitaten der mittlerweile verbotenen separatistischen 'United Liberation Front of Assam' (ULFA) standig zunehmen, sind nur elnige Beispiele fur die explosive Lage auf dem Sub- kontinent. Gepaart mit der steigenden Marginalisierung der Mas- sen, an denen der wirtschaftliche Aufschwung weiter vorbeigeht, einer wachsenden Auslandsverschuldung, die schon uber loo Mil- liarden Mark ausmacht sowie dem Zerfall der politischen Kultur in der vermeintlich groBten Demokratie der Welt, setzt sich der Zerfall des 85o Millionen Staat scheinbar unaufhaltsam fort.War es vor den Parlamentswahlen im letzten Jahr Singhs Ver- dienst, die gespaltene Opposition des Landes als Block gegen die 'Congress-Partei' Rajiv Gandhis zu stellen, so ist er letztlich an diesem breiten Bundnis gescheitert, das die poli- tische Achillesferse fur den Premier darstellte. Singhs 'Jana­ta Dal' stellte - bis zu ihrer Spaltung - initiiert durch den abtrunnigen Chandra Shekhar, Indiens neuem Premierminister - nur etwa 27 Prozent der Abgeordneten in der insgesamt 543 Sitze zahlenden Lok Sabha, dem indischen Parlament. AngewiesenDer neue Premier Chandra Shekharsudasien 1/9110(Roto: Illustrated Weekly)war er deshalb auf die Stimmen der Kommunisten und die Unter­stutzung dutch die hindu-chauvinistische 'Bharatiya Janata Party' (BJP) - Mitinitiatorin der von radikalen Hindus ange- zettelten Agitationen gegen die Moschee in Ayodya. Zu Beginn seiner Amtszeit war Singh in der Lage, mit den Gegensatzen zwischen der Linken und der BJP fertig zu werden. Aber der Preis war hoch und bestand darin, den tatsachlichen Herausfor- derungen der Innenpolitik auszuweichen, ob nun die im Punjab, in Kashmir Oder anderswo. Im Oktober war es dann die BJP, die wegen Ayodhya und der damit im Zusammenhang stehenden Verhaf- tung ihres Vorsitzenden Advani der Regierung Jede weitere Unterstutzung versagte. Die politische Demontage Singhs war eingeleitet, komplettiert wurde sie von Abtrunnigen seiner eigenen Partei.Singh, der nach eigenen Aussagen ein Manager der Gegensatze und akzeptabel fur einen GroBteil der Gesellschaft sein woll- te, fiel innerhalb kurzester Zeit als 'Manager', weil er faule Kompromisse machte und in das Fahrwasser der Politik der Son- derinteressen abglitt. Er war unfahig, mit mit den Herausfor- derungen umzugehen, die ihm sein ehemaliger Vize Devi Lal und der ambitionierte Chandra Shekhar bereiteten. Fur andere be- gann der Niedergang Singhs schon mit der Art und Weise, wie er vor knapp einem Jahr von seiner Partei als Premierminister benannt wurde: Namlich in allerletzter Minute und nur, weil er sich mit Devi Lal gegen den Wiedersacher Chandra Shekhar ver- schwor. Und dabei hatte er zuvor wiederholt geauBert, niemals das Amt des Premierministers annehmen zu wollen. Fur seine Kritiker war er deshalb ein Heuchler, der nicht so prinzi- pientreu war, wie er andere glauben machen wollte.Nach der Wahl von Chandra Shekhar zum indischen Premier ist Indiens Krise, die mittlerweile weit mehr als nur eine Regie- rungskrise ist, noch lange nicht beendet. Vorerst ist der neue Regierungschef mit seiner Splitterpartei - der Janata Dal (S), die nur uber 6o Abgeordnete verfugt - vor allem auf die Un­terstutzung der Congress-Partei Rajiv Gandhis angewiesen, die mit 192 Abgeordeten immer noch starkste Oppositionspartei im indischen Parlament ist. Aber "wie lange werden sich Gandhi und Shekhar gegenseitig anlacheln", fragt das indische Nach- richtenmagazin 'India Today', denn Gandhi hat selber wieder berechtigte Anspruche auf das Amt des Regierungschefs angemel- det. Nur weil ihm wegen innerparteilicher Streitigkeiten sowie der insgesamt chaotischen Situation im Land der jetzige Zeit- punkt zur erneuten Machtubernahme zu friih erscheint, wartet er auf den 'richtigen' Augenblick, urn durch die Aufkijndigung sei­ner Unterstutzung fur Shekhars Minderheitenregierung den Weg fur Neuwahlen frei zu machen. Und deren Ergebnis kann schon jetzt vorausgesagt werden. Der neue indische Premier durfte Ra-jiv Gandhi heiBen. Ob er dann in der Lage sein wird, das Land zu Stabilitat und Einheit zuruckzufuhren, muB allerdings bezweifelt werden.Walter Keller11 sudasien 1/91

Kommentar: Der Fall des Premierministers: Chandra Shekhar ist Singhs Nachfolger

Sri Lanka - Das andere Gesicht

Krämer, Karl-Heinz

Nepal: Zwei Jahre nach der Demokratiebewegung

Schulze, Brigitte

IndienWahlen im PunjabNarasimha Raos Rechnung ging aufvon Brigitte SchulzeDie Su&eren UmstBnde vor den Wahlen vom 19. Februar 1992 Shnelten in vielem denen vom Juni 1991. Der Punjab giich mehr denn je einem besetzten Land, zahlreiche Parteien riefen zum Boykott des Urnengangs aut Khalistanis drohten mit Mord und Terror. Damals hatte die nationale Wahlkommission den Urnengang einen Tad vor dem Termin ausgesetzt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Es sei ein zu groBes BlutvergieBen zu erwar* ten, lautete die umstrittene Begrundung.1992 fand der Wahlgang jedoch statt, und der diesmal fur Parlamentssitze kan- didierende 'Congress-(I)' erzielte einen "uberragenden" Sieg. Bereits eine Wo- che nach der Wahl stellte Beant Singh, Parteivorsitzender des ' Congress-(I)' und Sikh, als neuer Regierungschef sein Kabinett in Chandigarh vor. Die Stadt ist gemeinsame Hauptstadt der Bundes- staaten Punjab und Haryana.Im Landesparlament, der 'Vidhan Sabha' fielen 87 von 117 Sitzen an die Partei des regierenden Premierministers Narasimha Rao. 12 von 13 Wahlkreisen im Unterhaus der indischen Republik, der 'Lok Sabha', gingen an den 'Congress-(I)'. Mit diesem Ergebnis er- reichte Narasimha Raos Minderheitsre- gierung eine wohlkalkulierte Starkung in der 'Lok Sabha'. Gerade im Marz war es zu bedrohlichen Kraftproben mit der Opposition aus 'Bharatiya Janata Party' (BJP), 'National Front' und 'Left Front' gekommen. Umstritten ist der einge- schlagene Weg der wirtschaftlichen Li- beralisierung mit steigenden Inflations- raten und zunehmender Arbeitslosigkeit.Im Punjab erfullten sich allerdings nicht nur die Kalkulationen des 'Congress-(I)', sondem auch die der Khalistanis. Die Hoffnungen der Bevol- kerung auf ein friedliches Leben wurden einmal mehr enttauscht. Im Unterschied zu 1991 war nur eine der 'Akali Dal' Abspaltungen zur Wahl angetreten. Alle anderen Akalis boykottierten den Wahl­gang. Die Khalistanis drohten zur Durchsetzung des Boykotts vor allem Wahlerlnnen, die der Religionsgemein- schaft der Sikhs angehoren, mit "Bestrafung und Tod", wenn sie ihre Stimmen abgeben wurden. Diese Anna- herung der Interessen von Akalis und Khalistanis war sicherlich ein wichtiger Grund dafiir, daB bei der Februar-Wahl nicht so viele Opfer zu beklagen waren wie im Juni 1991. Selbst am Tag des Wahlgangs blieb es verhaltnismaBig ru- hig. Wen wundert es, wenn sich in gan- zen Regionen kein/e einzige/r Wahlerln aus dem Haus traute. Die Wahlbeteili- gung war noch nie so niedrig und er- reichte im gesamten Punjab durch- schnittlich nicht mehr als 28 Prozent. So Punjabs neuer Ministerprasident Beant Singh mit Girlande (Foto: Frontline)verhalfen Hin­dus, die die Mehrheit der stadtischen Be- volkerung im Punjab bilden, dem 'Congress' zum Wahlsieg. Von der Bevol- kerungsmehr- heit der Sikhs, die hauptsach- lich auf dem Land siedeln, wahlte kaum je- mand.Die ebenfalls kandidierenden Politiker der BJP, die auf- grund der poli- tischen Erfolge im Norden der indischen Repu­blik auch im Punjab auf die Hindu- Wahlerschaft geschielt hatten, uber- zeugten diese mit ihrem hindu-nationali- stischen Programm offensichtlich nicht. Der traditionell sakular auftretende 'Congress-(I)' vertrat fur die Hindus im Punjab die Garantie fur lang ersehnte Ruhe wohl glaubwurdiger. Diese Wahr- nehmung kontrastiert krass mit der Auf- fassung vieler politisch organisierter Sikhs uber den 'Congress-(I)'. In Zu- kunft konnten diese unterschiedlichen Interpretationen Ursache fur kommunale Ressentiments und Vorurteile zwischen Hindus und Sikhs werden. Akalis, und auch Khalistanis sehen in der Partei In­dira Gandhis, die vor Jahren den Sturm auf den Goldenen Tempel von Amritsar befahl, und Rajiv Gandhis, der sich nicht an die Zusicherungen des Gandhi- Longowal-Abkommens hielt, das Grund- ubel fur die Probleme des Punjabs.Insofem stellte das Stattiinden der Wahlen und die Bildung einer Landesre- gierung im Punjab 1992 fur sie eine Farce dar. Ruhe und Frieden werden auf dieser Grundlage nur kosmetisch dunn ubertunchter, tiefgreifender Differenzen zwischen dem nordlichen Bundesstaat und New Delhi sicher nicht einkehren.'President's rule', die Unterstellung des Bundesstaates unter die Zentralregie- rung, war seit 1987 rund ein dutzendmal verhangt worden. Nun existiere im Punjab wieder 'presidents rule', wenn auch mit demokratischem Anstrich, in- terpretieren nicht wenige in Indien die Wahl. Samtliche Probleme, deren Lo* sung vom Zentrum immer wieder taktie- rend hinausgeschoben worden war, be- stehen nach wie vor - vielleicht dringen­der denn je. Die Frage der Wasserauf- teilung zwischen Punjab und Haryana, die Anerkennung Chandigarhs als allei- niger Hauptstadt des Punjab und schlieBlich die Bestrafung der zum groBten Teil langst bekannten Morder, die 1984 im AnschluB an den Mord an Indhira Gandhi in Delhi Tausende von Sikhs umgebracht hatten.28 Siidasien 3/92

Wahlen im Punjab: Narasimha Raos Rechnung ging auf

Redaktion, Die

AssamNo farewell to armschances of a fair and free elec­tion in the valley were virtually ruled out.Another, cause for serious concert! during the election campaign would have been the growing ] antagonism between ULF A and the United Reserva­tion Minorities . Council - Of Assam (URMCA).' The orga­nisation, representing the. minorities and a section of trib­als in the state, had openly taken up cudgels against ULFA and had even threatened , to physically confront them. Mem­bers of the two organisations had clashed on some occasions in the recent- past and there were fears of wide-spread clashes among them during the elections. A senior leader of URMCA, Amrit Rabha, was recently shot by ULFA extrem- . isQ ^t Nalban. UBMCAhad womiHSut up candidates for the Assembly elections. The organisation, which became active during the past.-one .year,- has its stron­gholds in; the I akhimpur and Jorhat districts which overlap with the “ULFA areas”.The AH Bodo Students Union (ABSU), which had spear­headed an agitation to demand a separate state, had also de­clared its intention to oppose elections till its demand was accepted. Violence was on the cards in the Bodo-dominatedThough ULFA had been claiming that it had no interest in any “Indian” political party and had declared that it would not support any party in the elections, it was obvious that its sympathies lay with the AGP, and consequently, against the Congress(I). A majority of poli­tical workers killed by ULFA extremists during the last three years belong to the Congress (I) while hone belonged to the AGP. Among its recent victims was Rohiteswar Saikia, a brother of the former chief minister and president of the Assam Pradesh Congress(I) Committee, Hiteswar Saikia. He had unsuccessfully contested a by-election against an AGP candidate and nis killing had greatly demoralised the Con­gress^) leaders and workers in the state.In view of the kid gloves treatment meted out to ULFA by the AGP government, and the fact that the AGP wks the only viable regional party, it was clear that the chauvinist under­ground organisation would have preferred it to return to power rather than any other party in the state. There were even re­ports that ULFA was pressuris­ing the AGP leaders to let some of its cadres contest on AGP tickets; However, it was felt by some political observers that the influence of ULFA extended to no more than 40 assembly seg­ments in the Brahmaputra, val­ley. Since the state has 126 assembly constituencies - and given the fact that the AGP v/ould have found it very diffi­cult to get support from outside tnose which are ULFA’s ''the Brahmaputra valley - it areas of influence.’. would not have been a «•“- ..jrtH the same, there is serious walk for the party. Yet the S'nosm over the fall-out of chances of a fair and fre  elec-£?dePt’s Rule and the induc- I1L5?a -rJ*1*1 “my to tackle fair'?1'There is nO denying the ^dhat ULFA had gathered iJZ?Ead>y and support from a rS?ble number of people in the SXa®aputra valley. These in- sariii People who did not neces- tiesU„JuPP°Xt some of the activi- bm _ banned organisation & th*^ a irking sympathy {J^hensiorisp bVe^ ’tte iong- unpact of the army action shed a^°ut Possible blood- J*“efe are also many who ■uhrL* backlash from’ the trained “as once the security forces tUrn to their barracks.caS® Centre was obviously the a* between the devil and lino. p sea- Assam was hurt- wJ • a sta8e where, bloodhsed nro, .‘Peyttable. The long rope mr.2?ded by. tbe AGP govern- tnilhl t0 ULFA, the growing “tutancy of the organisation le»a . declared stance of its a$rs had left little doubt over imminent showdown be-, In el ™e security forces and sn7f P16 possibility of wide- v*°lence was inherent in hanrf a? acti°n. On the other Juki, the scheduled elections to lian,atate Assembly and par- al«Jentary constituencies were expected to unleash vio- ce m large parts of the state.1 ( rri^is ba- w ■ sore palo kt,■ lathi, goli,K CRP" (what. M , have we got '? 40 years - sticks, bullets and J*e Central Reserve Police lorce). "Tej dileyof tel nadiyun’’ shall give blood but not oil). /a* Ai Asom" (long live Assam). There were some of me slogans shouted with full- mroated fervour by thousands2 people in Assam, when they ■mallenged the security forces to .Pen fire on them during the Jmady days of the Assam move­ment. Their six-year-long agita- u°n was crowned with the suc-Of the Asom Gana Parishad XAGP) in the Assembly elec- nons m December 1985.Now, five years later, no such emotional upsurge or protest ?Jjked the dismissal of the AGP government, the imposi­tion of President’s Rule and the “an on the United Liberation «ont of Asom (ULFA). In­deed, very few tears were shed bver the dismissal of the AGP government, and contrary to expectations in certain quarters, mere were even obvious signs of *ehef at the prospect of a re- Eyeve. from the “inaction” of me AGP regime, and the terror Unleashed by the militants be- muging to ULFA. The sense of [ehef was not limited to the “roan areas alone - reports “Om the rural areas indicated mat the recent spurt in extor- oons, whether by the ULFA amivists or those pretending to JPuect donations in theuiame of organisation,. had. led to mrror in many parts of the state g«pt.th    ’s areas, between the supporters of ABSU and the rival Plains Tribals Council of Assam (PTCA). The rivalry between the two organisations has already claimed scores . Of vic­tims.- The PTCA, which had three representatives in the Assembly, was .certain to con­test the elections. Incidentally there is resentment among the people that while ULFA has been banned, no such action has been taken against URMCA and ABSU as violence was anti­cipated from these two orga­nisations as well.The postponement of elec­tions may have temporarily warded off violence but grave doubts exist over the ability of the army and para-military forces to crush ULFA. The army does not have an enviable record in dealing with similar situations in this part of the country. The army action in Nagaland since the sixties, for example, reduced violence, but -has alienated the people. The situation in Tripura, where the army . was inducted'on the eve of'Assembly elections, was fundamentally different from the one prevailing in Assam. The Tribal National Volunteers (TOV) did not enjoy the public support enjoyed by ULFA in the Brahmaputra valley of Assam. The TNV Was working to a gameplan devised by the Congress(I) as became evident from the letters exchanged be­tween the TNV supremo, Bijov Hranghawl and the Congress(I) leaders before the elections and the subsequent “surrender” arranged by the government.This time, the army could not achieve any major success dur­ing the initial days of “Opera­tion Bajrang” in Assam and thus lost the advantages of a sudden and surprise action. ULFA leaders bad anticipated a crack-down and had ordered that the camps be vacated on November 19, which was a week prior to the actual army opera­tions. Since the top ULFA lead­ers had given a shp to the army and the security forces were not able to recover any sophisti­cated arms stockpiled by the banned organisation, there is no option for the army but to search villages. The risk of high­handedness, atrocities and ex­cesses are greater in such opera­tions. This may lead to further alienation and prove counter­productive. It would have, been ideal for the army to move out of the area after a brief action, but the progress in the initial days does not indicate such a possibility.' . ,'.... J ■Allegations about alleged anny, atrocities, harassment, rapes and murders had, in fact, begun to pour in from the day the army action was initiated. Some of the reports were highly provocative and spoke of women being herded and taken to unknown destinations by annymen. Rumours also circu­lated-^ 'about- casualty- -rates among the* army (several local newspapers reported that 161 army personnel were killed in an encounter, while the army aus: Express Magazine, 16.12.9oauthorities maintained that there was just one casualty). Investigations into some of the reported incidents revealed that the reports were either false or highly exaggerated, yet the pos­sibility of such incident^ cannot be ruled out if the army and para-mili.tary- forces -are'.forced to stay oh for a longer period.ULFA was formed in 1979, the year the Assam movement was launched. The organisation re­mained inactive for a few years and indulged in sporadic acts of violence. Its ranks swelled after the AGP wrested power and a large number of youth, frus­trated by the performance of the government (joined the.yqder- groilnd organisation. A major­ity of leaders and workers of ULFA are, therefore, those who had actively participated in the Assam movement and were well known to the AGP leaders. The singular failure of the AGP government to create jobs for lakhs of unemployed youth and to look after their interests bred frustration among those who had sacrificed so much during the six-year agitation.Meanwhile the AGP leaders indulged in corruption, a luxu-. rious life-style, petty squabbles and autocratic behaviour. The government even failed to take effective steps for the detection arid deportation of illegal mig­rants, against whom the Assam movement was directed. Such ineptitude was least expected from leaders hoisted to power after a long and strenuous agita­tion. This led the disillusioned youth to believe that the future was bleak and that if even the AGP government was unable to look after their interests, there could be no hope from any other government.Such a situation was ripe for the growth of underground mili- fancy. The ULFA leaders jiad, by that time, come into contact with some other .secessionist underground ■ organisations operating in the region. Its top leaders had obtained training in camps located in: the Kachin area of Burma (now Myanmar- )and had been influenced by their pro-left - ideology.’ Back home, they received support from '4 section of the: intel­ligentsia which too had actively supported the Assam movement but was disillusioned with the performance of the AGP gov­ernment. It was" around such a time that myths were woven around the activiti^and capabi- lities of ULFA. It acquired a “Robinhood image” and took over effective administration in rural areas where the govern­ment machinery was nonexis­tent or .ineffective. It adminis­tered summary justice, distri­buted essential items to the poor, helped villagers in har­vesting and imposed a ban on social vices.The AGP leaders, .mean­while, preferred to look the other way and some of them actually supported their activi­ties. The AGP was partly shy of initiating any action against ULFA due to the fact that a majority of underground work­ers were intimately-’known to the AGP leaders. The rapid ’ increase in the popularity of ULFA was another reason that had unnerved the AGP which itself lacked a firm base. The AGP leaders remained unde­cided on how to tackle the growing clout of ULFA, and this attitude sept signals to the district administrations to keep away, from ULFA’s activities. The underground organisation thus grew bolder in its actions.However, ULFA-had begun to lose its sheen over the past one year, as it stepped up vio­lence and indulged in extortion of huge sums of money. The kidnapping and killing of sever­al persons, for no reason other than extortion of-money or poli­tical vendetta, ibegan.to.-disnlu- sion people who had earlier firmly believed that it could do no wrong. The brutal face of ULFA was later unmasked at Lakhipathar, the headquarters of the “commander-in-cnief ’ of the banned organisation, where mass graves, were found. Some of the bodies were fotind tied with rope and- dumped into graves. These included bodies of women.The kidnapping of the general manager of the Guwahati division of the Indian Oil Corporation, along with his son and driver in lune this year, further-dented the image of ULF A. Subsequently the orga­nisation demanded huge amounts from the managements of tea gardens which led_ to panic among the plantation workers. ULFA was also unable to check the activities of a large number of youth who mas­queraded as members of ULFA to extort money from the com­mon people. ■"While incidents of extortions increased. ULFA studiously avoided incidents of physical violence over the past few months. Obviously it was not keen to invite the wrath of the Centre at this juncture. The AGP declared that the situa­tion in the state was more peaceful as compared to several other states and that incidents of violence in Assam were less than in Delhi. There is no doubt that the AGP leaders genuinely shared the concern expressed by well-wishers of Assam that army action may worsen the situation.However, with impending elections the Centre had to act, and this temporary lull was just that - temporary. The crack­down is now a fail accompli. But the need for caution cannot be overemphasised. Any unneces­sary extension of central, rule Can lead to serious repercus­sions. A determined attempt has now to be made by the Centre to tackle the causes that led to the rise of such an orga­nisation — it must not be treated as a law and order problem alone. As for Assam, which has passed through a turbulent de­cade, the propsect of a peaceful future remains elusive. The can­cer of terrorism is now too deeply, rooted to be killed mere­ly by army actionSudasien 2-3/91

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