Münchener Theologische Zeitschrift (Katholisch-Theologische Fakultät der LMU München)
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Buchbesprechung
Sarah Krumbiegel, Theologischer Dissens. Untersuchungen zu einem diskursprägenden Begriff in der US-amerikanischen Moraltheologie, Studien der Moraltheologie. Neue Folge, Bd. 15, Münster: Aschendorff-Verlag 2022, 292 S., € 49,– , ISBN 978-3-402-11965-
Verhältnismäßigkeit: Grundprinzip theologischer Ethik
In seiner Abschiedsvorlesung entwickelt der Verfasser das Prinzip der Verhältnismäßigkeit als Grundprinzip verantwortlichen Handelns. Anschließend wird dieses Prinzip eingeordnet und gezeigt, dass es kontextbezogene Entscheidungen und einen Normenwandel zulässt, aber auch die Einsicht wahrt, dass der gute Zweck nicht das schlechte Mittel heiligt. In Auseinandersetzung mit fundamentalethischen Positionen des katholischen Lehramts wird dann gezeigt, dass sich die vom Lehramt betonten „in sich schlechten“ Handlungen auch vom Prinzip der Verhältnismäßigkeit her denken lassen. Dies wird mit einem wissenschaftstheoretischen, handlungstheoretischen und historischen Argument begründet. In einem dritten Abschnitt wird anhand von brisanten, in der deutschen Kirche kontrovers diskutierten Themen gezeigt, welche Perspektiven sich vom Verhältnismäßigkeitsprinzip her für diese normativen Fragen ergebe
Ricoeur and the Poetry of Revelation
Das Ziel dieses Beitrags ist es, den Zusammenhang zwischen Ricoeurs Darstellung der sprachlichen Vorstellungskraft und seiner Vorliebe für ein Verständnis der Offenba-rung als einer Angelegenheit der Textwelt und nicht der religiösen Erfahrung zu be-leuchten. Einem poetischen Offenbarungsverständnis liegt an der Wahrung der Rein-heit und Alterität der Phänomene und zugleich an der Offenheit für jenen poetischen Reichtum der Textwelt, der neuen Sinn schafft und neue Wege auftut. Die Darstellung folgt Ricoeurs Methode „detour–return“. Der erste „detour–return“ führt über Ricoeurs Darstellung der produktiven Einbildungskraft und untersucht, wie der Begriff der „Welt des Textes“ unser Verständnis von Offenbarung als Offenbarung einer neuen Lebens-Welt bereichern kann. Der zweite „detour–return“ widmet sich der Rolle der kritischen Distanzierung bei gleichzeitiger Bewahrung der Unterscheidungskraft. Ricoeurs Darstellung des menschlichen Wesens als einer Mischung aus Endlichem und Unendlichem ist dabei prävalent – wobei die menschliche Endlichkeit der göttlichen Unendlichkeit nicht gänzlich entgegengesetzt ist und das menschliche Verstehen daher nicht immer und ausschließlich eine Kontamination oder Begrenzung des göttlichen Übermaßes miteinschließt. Die letzte „detour-return“ folgt Ricoeurs Empfehlung, dass eine Phänomenologie der Religion den hermeneutischen Weg der Untersuchung der Texte beschreiten sollte, in denen religiöse Phänomene zum Ausdruck kommen. Aus-gewählte Passagen aus dem „Rig Veda“ sollen Offenbarung als theo-poeisis zu verste-hen geben – d. h. als Teilhabe an der göttlichen Kreativität. Bei alldem soll gezeigt werden, inwiefern Offenbarung auf die „Stiftung“ einer „neuen Welt“ und die Resti-tution des menschlichen Vermögens abzielt, darin wohnhaft zu werden
Narrative Glaubensidentität? ‚Narrative Identität‘ und ihre Bedeutung für die Theologie
‚Narrative Identität‘ ist ein viel gebrauchtes Konzept, das jedoch auch Kritik auf sich gezogen hat. Der Artikel argumentiert, dass das Konzept in der Tat ausreichend diffe-renziert werden muss, um problematischen Verkürzungen zu entgehen. Paul Ricoeurs Theorie narrativer Identität wird als ein Entwurf vorgestellt, der diesbezüglich seine Leistungsfähigkeit erweist. Sodann wird seine Bedeutung für die systematische Theo-logie skizziert, die sich bislang schwertut, die in Zeiten von ‚Individualisierung‘ und ‚Biographisierung‘ in den Vordergrund tretenden biographischer Dynamiken des Glaubens konzeptionell im Glaubensbegriff zu verankern
Buchbesprechung: Klaus Viertbauer; Georg Gasser (Hg.), Handbuch Analytische Religions philosophie. Akteure – Diskurse – Perspektiven, Berlin u. a.: J. B. Metzler 2019. 365 S., € 99,99. ISBN 978-3-4760-4734-2.
Toward a Hermeneutics of Divine Revelation: Bonhoeffer’s Quarrel with Barth
Dieser Beitrag wirft einen neuen Blick auf den Streit zwischen Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer hinsichtlich der Frage nach göttlicher Offenbarung. Im ersten Abschnitt wird Barths aktualistische Darstellung der göttlichen Offenbarung untersucht, die zu-gleich einen ersten Einstieg in die Problematik der Offenbarung bietet. Der zweite Teil beleuchtet jene Art und Weise, in der Bonhoeffer versucht, Barths Position zu verbes-sern, indem er Offenbarung als durch Geschichte und menschliche Sozialität innerhalb der Kirchengemeinschaft vermittelt auffasst. Auf diese Weise bietet Bonhoeffer eine bessere Position, um eine Hermeneutik der göttlichen Offenbarung zu entwickeln, die zu zeitgenössischen Fragen der theologischen Erkenntnistheorie Stellung nehmen kann
Rico Gutschmidt, Sein ohne Grund. Die post-theistische Religiosität im Spätwerk Martin Heideggers, Freiburg i. Br. – München: Karl Alber 2016. 416 S., € 49,00. ISBN 978-3-495-81838-1.
Eucharistische Metaphysik beim jungen Leibniz
Während seiner Mainzer Jahre (1668–1672) ist der noch junge Leibniz bemüht, die katholische Lehre von der Eucharistie, wie sie das Vierte Laterankonzil und das Konzil von Trient gelehrt hatten, durch eine innovative Metaphysik, die für seine spätere Phi-losophie von enormer Bedeutung sein sollte, mit dem cartesianischen Mechanismus in Einklang zu bringen. Leibniz gelangte in dieser Zeit zu dem Schluss, dass es Realprä-senz bloß im Modus der Transsubstantiation geben könne, und sich daher die kontro-verstheologischen Auseinandersetzungen zwischen Luthertum und der katholischen Kirche um die Eucharistie entschärfen ließen. Dadurch meinte Leibniz, seinen Reuni-onsplänen zwischen den christlichen Kirchen einen entscheidenden Schritt näher ge-kommen zu sein