Münchener Theologische Zeitschrift (Katholisch-Theologische Fakultät der LMU München)
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Priester sein in dieser Zeit
Der folgende Aufsatz erprobt eine ekklesiologische Rückverortung des katholischen Priesteramtsverständnisses. Dabei werden auch die besonderen Herausforderungen des katholischen Christentums im 21. Jh. zur Sprache kommen müssen. Die zentrale These, die von anderen Auffassungen abgegrenzt wird, versteht die Rolle des Amtes als performative Eröffnung eines Horizontes der Möglichkeit von sakramentaler Gottesbegegnung und Gotteserfahrung, die in der Verkündigung vor allem als existenzielle Deutung des Daseins im Licht der Gegenwart Gottes vollzogen wird
Homo Interpretans: On Daston, Augustine, Wynter
Für Lorraine Daston sehnt sich der Mensch nach dem Besitz einer Wissensformation, welche die Begrenztheit unserer Spezies überschreitet. Nach einer kurzen Einführung dieses umfassenderen Projektes – eines Überdenkens der Solidaritätskonzeption für das Anthropozän –, wird ein Programm für die philosophische Anthropologie skiz-ziert, das (in Anlehnung an Johann Michel) homo interpretans genannt wird und den Menschen als hermeneutisches Tier versteht. Ziel ist es, die Hermeneutik der Offen-barung in zwei neue Richtungen zu lenken: erstens, indem Dastons Behauptung (die Theologie verfolge die Erkenntnistheorie) als Eröffnung eines neuen Blickwinkels auf den eigenen locus classicus der christlichen Hermeneutik, Augustins De Doctrina, dient; zweitens, indem gezeigt wird, wie wichtig diese unwahrscheinliche Konvergenz von christlicher Hermeneutik und moderner Wissenschaftsgeschichte für die Aufgabe ist, Solidarität gegenwartssensibel inmitten einer rassisch kategorisierenden Moderne neu zu denken. Dabei wird dafür argumentiert, dass Dastons obige Behauptung zu-gleich brillant (Teil 1) und seltsam (Teil 2) ist. Die Reflexion auf die Rolle des Men-schen innerhalb der Menschheit erfährt dabei eine Flankierung durch eine kurze sug-gestive Auseinandersetzung mit dem Begriff der des homo narrans im Werk der schwarzen feministischen Theoretikerin Sylvia Wynter (Teil 4)
Performative Offenbarung: Zur fundamentaltheologischen Epistemologie der Rede von „Offenbarung“
Der Artikel setzt sich mit der Frage auseinander, welchen epistemischen Stellenwert das Konzept Offenbarung besitzt. Wie verhalten sich der Anspruch auf ein revelatori-sches Ereignis und hermeneutische Aneignung, aber auch religionsgemeinschaftliche Überlieferung zueinander? Erkenntniskonstitutiv lassen sich diese Aspekte weder in historischer noch in theologischer Hinsicht trennen. Religiöse Offenbarungsansprüche treten als kommunikative Handlungen auf, deren Bedeutung sich nur in Glaubensge-meinschaften erschließt und die dort ihre verbindliche, kanonische Gestalt annehmen. Es handelt sich bei der Rede von Offenbarung insofern um eine Interpretationsleistung. Der Wirklichkeitsgehalt dessen, was als Offenbarung bestimmt wird, erhält seine spe-zifische Signatur dabei durch die performative Erschließungskraft des Offenbarten
Das Erzählen der Wirklichkeit: Narrative Ontologie und Offenbarung
Dieser Artikel stellt den Grundriss einer narrativen Ontologie vor. Zunächst wird deren Charakter als eine Kombination aus relationalen und dynamischen Ontologien be-schrieben (1), um dann ihre Grundlage im phänomenalen ‚Wahrwertnehmen‘ zu er-läutern (2). Abschnitt 3 stellt einige der wichtigsten Distinktionen vor: die Unterschei-dung zwischen primärer, sekundärer und transzendentaler Narrativität, den Begriff der Weglinien, die Unterscheidung zwischen Narration und Narrativ, die Distinktion zwi-schen transport und wayfaring, die Unterscheidung zwischen logischer und dramati-scher Kohärenz sowie die Unterscheidung zwischen epistemischer und ontischer Kon-tingenz. Abschnitt 4 erläutert den Gottesbegriff, soweit er religionsphilosophisch aussagbar ist als narrative Integration aller Weglinien unter einer besonderen Weglinie. Abschnitt 5 erläutert das Konzept der Offenbarung oder göttlichen Selbstpräsentation in der Verschränkung der Geschichten. Abschnitt 6 befasst sich mit materiellen Neu-formulierungen materieller Themen, nämlich Pluralität und Einheit in Gott, Schöp-fung, Engeln, Anthropologie, Hamartiologie und Eschatologie. Im abschließenden Ab-schnitt 7 werden Desiderate zukünftiger Forschung benannt
Towards a spousal metaphysics of the Eucharist
Der Beitrag lotet die Chancen einer interpersonalen Ontologie von Personen, Kräften und Kontingenz für das Verständnis der Realpräsenz aus. Ein allgemeiner Aufriss die-ser metaphysischen Rahmentheorie wird dahingehend erläutert, dass Personen und de-ren freien Entscheidungen die irreduzible Quelle von Kontingenz in dieser Welt sind und dergestalt der kreativen Freiheit Gottes ähneln. Ein „infinity mirror“, innerhalb dessen zwei Personen ihren unbedingten Wert wechselseitig erkennen, ermöglicht neues und anderes Leben. Dieses Modell dient zur metaphysischen Modellierung der Inkarnation und – darauf aufbauend – des letzten Abendmahles und des Kreuzesge-schehens
Zu Aktualität und Relevanz der philosophischen Theologie Klaus Müllers: Eine Podiumsdiskussion mit Matthias Remenyi, Saskia Wendel und Jürgen Werbick
Wahrheit und Imagination im Film
Seit den Anfängen der Filmgeschichte übt das ‚bewegte Bild‘ eine Faszination aus. Der russische Filmemacher Andrej Tarkowski (1932–1986) nannte Filme „versiegelte Zeit“. 1 Damit wird bereits eine wesentliche Dimension erfasst. Wie kein anderes Me-dium kann der Film in zwei Stunden die Lebensgeschichte eines Menschen erzählen und vor allem bewahren. Wie ist das möglich? Was zeichnet eine gut gefilmte Ge-schichte aus und warum ist sie faszinierend? Gibt es ein spezifisches Wissen, eine Er-kenntnis, die wir nur aus Geschichten lernen können? Der erste Abschnitt des folgen-den Beitrags beginnt mit der Frage nach dem Zusammenhang von Storytelling und Selbsterkenntnis. Anschließend wird der Wahrheitsanspruch von Filmen erörtert und danach gefragt, wie Filme funktionieren. Gibt es ein Rezept für eine gute Geschichte? Die Abschlussüberlegungen widmen sich dem Thema ‚Film und Imagination‘ und dis-kutieren, wie die Dramaturgie des Films uns hilft, authentisch zu leben
Λόγος and λόγος: Thoughts on the Christian notion of a σάρκωσις του λόγου
Der Beitrag widmet sich im Rückgriff auf Denkoptionen Martin Heideggers und Peter Knauers SJ einer Reartikulation der Rede von einer „Fleischwerdung des Wortes“. In Bezugnahme auf die konzeptionellen Parallelen zwischen Heideggers „Sein“ und Knau-ers Geschöpflichkeitsbegriff wird für die Unhintergehbarkeit jenes Horizontes argumen-tiert, innerhalb dessen sich Offenbarung ereignen können soll. Besondere Aufmerksam-keit gilt der zentralen Rolle, die das „Dasein“ dabei spielt, mittels menschlicher Rede Offenbarungsmittler zu sein. Vor dem Hintergrund der Korrelation von Gott, Wort und Glaube wird schlussendlich über das wechselseitige Bedingungsverhältnis von σάρκωσις του λόγου und ἐκκλησίωσις τοῦ πνεὺματος ein trinitarisches Offenbarungsverständnis expliziert
Die Messfeier als mysterium: Feiergestalt und Metaphysik der Eucharistie
Mit den Begriffen mysterium und sacramentum wurden schon in der Alten Kirche Er-eignisse, Handlungen und Sachen beschriebenen, deren empirisch fassbare Gestalt Träger einer größeren Wirklichkeit sind. Dies ist auch ein Wesenszug der Liturgie, deren Gehalt an die sinnenfällig erfahrbaren Zeichen und Vollzüge gebunden ist, diese aber weit übersteigt. Der Beitrag zeigt auf, dass eine umfassende Metaphysik der Messfeier nicht nur Antworten auf die klassischen Fragen nach der Wandlung der eu-charistischen Gaben und der sogenannten Realpräsenz suchen muss