Geografische Analyse der Erreichbarkeit von medizinischen Versorgungseinrichtungen in Vorpommern und deren Auswirkung auf die Inanspruchnahme

Abstract

Die Dichte von medizinischen Versorgungseinrichtungen und Leistungserbringern ist in ländlichen Räumen gering. Zu überwindende Distanzen können aufgrund dessen groß sein. Die Einwohner peripherer Räume sind jedoch oft älter, haben ein höheres Morbiditätsrisiko und einen größeren Bedarf an medizinischer Versorgung. Dazu kommen mit dem Alter zunehmenden Mobilitätseinschränkungen. Obwohl der motorisierte Individualverkehr in ländlichen Räumen dominiert, ist auch die Erreichbarkeit durch den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wichtig, da gerade ältere Menschen seltener ein Auto besitzen. Das Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der Pkw- und ÖPNV-Erreichbarkeit von Hausärzten (Allgemeinmediziner und hausärztliche Internisten), Augenärzten, fachärztlichen Internisten und Urologen im Landkreis Vorpommern-Greifswald sowie die Analyse wie viele Einwohner von guter bzw. schlechter Erreichbarkeit betroffen sind und ob eine längere Fahrzeit mittels Pkw und ÖPNV einen Einfluss auf die Inanspruchnahme von Hausärzten bzw. Frauenärzten in Vorpommern hat. Die Erreichbarkeitsanalysen für diese Vorhaben wurden in einem Geografischen Informationssystem (GIS) mittels Netzwerkanalysen auf der Basis von digitalen routingfähigen Straßendaten mit der Software ESRIArcGIS 10.0 Esri Inc., Redlands/California (USA) durchgeführt. Für die ÖPNV-Erreichbarkeit wurde zusätzlich ein Model verwendet, dass auf der Implementation des Dijkstra Algorithmus‘ die Fahrpläne der regionalen Verkehrsbetriebe einliest und Routen zu den nächstgelegenen medizinischen Leistungserbringern berechnet. Unterschiede zwischen den Arztgruppen wurden mit dem Kruskal-Wallis-Test bestimmt. Die Daten zur Inanspruchnahme stammen aus der Study of Health in Pomerania (SHIP) aus dem 5-Jahres-Follow-Up SHIP-1. Determinanten für die Inanspruchnahme wurden mit multiplen logistischen Regressionen ermittelt. Für die statistischen Berechnungen wurde die Software SAS 9.3 © 2002-2010 (SAS Institute Inc., Cary, NC, USA) verwendet. Die Pkw-Fahrzeit zum Hausarzt beträgt maximal 23 Minuten, während die ausgewählten spezialisierten Fachärzte in maximal 43 Minuten erreicht werden. 80 % der Bevölkerung erreicht den Arzt jedoch innerhalb von 20 Minuten. Die ÖPNV-Fahrzeit (hier Hin- und Rückfahrt) beträgt durchschnittlich 100 Minuten zum Hausarzt und zwischen 130 und 160 Minuten zum ausgewählten spezialisierten Facharzt. 4 – 7 % der Bevölkerung hat keine Verbindung (Hin- und Rückfahrt) mit dem ÖPNV zum Hausarzt bzw. Facharzt. Die Unterschiede zwischen Haus- und Fachärzten sind statistisch signifikant. Bezüglich des Einflusses der Erreichbarkeit auf die Inanspruchnahme hat sich gezeigt, dass die Erreichbarkeit keinen signifikanten Einfluss hat, wenngleich ein Trend zur geringeren Inanspruchnahme bei größeren Entfernungen erkennbar ist. Für die Inanspruchnahme der Frauenärzte sind jedoch das Alter, der Sozialschichtindex und Personen im Haushalt ≥ 18 Jahre (potentielle Mitfahrgelegenheiten) statistisch signifikante Determinanten. Eine gute ÖPNV-Erreichbarkeit ist nicht nur eine Frage der Distanz, sondern vor allem der Anbindung. Mithilfe von Erreichbarkeitsanalysen lassen sich Räume identifizieren, die einen schlechteren räumlichen Zugang zur Versorgung haben, weshalb Erreichbarkeitsanalysen in Planungsprozessen im Gesundheitsbereich grundsätzlich Anwendung finden sollten. Eine geringere Inanspruchnahme ist in Vorpommern nicht signifikant mit schlechterer Erreichbarkeit im Sinne von längeren Fahrzeiten assoziiert. Wichtiger ist, dass es überhaupt eine Verkehrsanbindung gibt, z.B. durch Mitfahrmöglichkeiten.The density of medical care facilities and service providers in rural areas is low. Hence, distances to be overcome can be large. However, the inhabitants of peripheral areas are often older, have a higher morbidity risk and a greater need for medical care. In addition, mobility restrictions increase with age. Although motorised individual transport dominates in rural areas, accessibility by local public transport is also important, because older people in particular are less likely to own a car. The aim of this study was to investigate the accessibility of GPs (general practitioners and GP internists), ophthalmologists, specialist internists and urologists in the district of Vorpommern-Greifswald as well as to analyse how many inhabitants are affected by good and bad accessibility and whether a longer journey time by car and public transport has an influence on the use of GPs and gynecologists in Vorpommern. The accessibility analyses for these projects were performed in a Geographic Information System (GIS) using network analyses on the basis of digital routable road data with the software ESRI ArcGIS 10. 0 Esri Inc., Redlands/California (USA). For public transport accessibility, an aditionally model used. It reads the timetables of the regional transport companies on the basis of the Dijkstra algorithm and calculates routes to the nearest medical service providers. Differences between the doctor groups were determined with the Kruskal-Wallis test. The utilisation data was taken from the 5-year follow-up SHIP-1 of the Study of Health in Pomerania (SHIP). Determinants for utilization were established using multiple logistic regressions. The software SAS 9. 3 © 2002-2010 (SAS Institute Inc. , Cary, NC, USA) was used for the statistical calculations. The travel time by car to the GP takes a maximum of 23 minutes, while the selected specialist physicians can be reached in a maximum of 43 minutes. However, 80 % of the population reaches the doctor within 20 minutes. The travel time by public transport(here round trip) takes on average 100 minutes to the GP and between 130 and 160 minutes to the selected specialists. 4 - 7 % of the population has no connection (round trip) with public transport to the GP or specialist. The differences between GPs and specialists are statistically significant. With regard to the influence of accessibility on utilisation, it has been shown that accessibility has no significant influence, although a trend towards lower utilisation over longer distances is discernible. However, age, social class index and persons in the household ≥ 18 years (potential rideshare opportunities) are statistically significant determinants for the utilization of gynaecologists. Good public transport accessibility is not only a question of distance, but above all of transport connection. Accessibility analyses can be used to identify areas that have poorer spatial access to care, which is why accessibility analyses should generally be used in planning processes in the health sector. In Vorpommern, lower utilisation is not significantly associated with poorer accessibility in the sense of longer travel times. It is more important that there is a transport connection at all, e. g. by rideshares

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