Medium and Initiation. Béla Balázs: Fairy-tales, Aesthetics, Cinema

Abstract

Béla Balázs, der Autor der ersten bedeutenden deutschsprachigen Filmtheorie, Der sichtbare Mensch, trat auch als Dramatiker, Romancier und Essayist, Dichter, Librettist und Märchenautor hervor.Seine Biographie (1884 geboren, ungarisch-deutsch-jüdischer Herkunft) spiegelt die romantischen Phantasien der Moderne, den Weg von der Lebensphilosophie zum Kommunismus, die Experimente gelebter Utopien in ihren Widersprüchen: Beziehung zu Georg Simmel und Henri Bergson, 'Waffenbrüderschaft' mit Georg Lukács, Engagement in Budapester 'Sonntagskreis' und Rätediktatur, Emigration nach Wien, Berlin und in die Sowjetunion.Die vorliegende Arbeit nähert sich der Beziehung zwischen dem Dichter und seinen Kino-Theorien in kritisch-biographischer und ideengeschichtlicher Weise.Den Rahmen einer Werkbiographie wie auch den einer Theoriegeschichte des Mediums überschreitend, eröffnet sie den Kontext philosophischer, psychoanalytischer und ethnologischer Deutungen: Fluchtpunkt dieser Rekonstruktion ist keine Semiotik des Films sondern eine rezeptionstheoretisch verankerte Ästhetik des Kino - der Utopie einer neuen Identität von Kultur und Ritual, Ausdruck und Erleben.Ausgehend von Balázs' 'Todesästhetik' (1907) zielt sein Schreiben auf die 'symbolische Szene' der Initiation, wie sie auch das Märchen bestimmt. In ihrem Zeichen will Balázs den Film radikalisieren: zu einer 'neuen visuellen Kultur' der Verschmelzung auf Distanz.Balázs' Wendung zum Film wird als Versuch gelesen, im Kontext der modernen Massengesellschaft ein dem Märchen entsprechendes populäres Medium zu etablieren, das Entfremdung in einem Initiationsakt rituell aufzuheben vermag.Balázs' Widersprüche kulminieren in seiner letzten deutschen Filmproduktion, zusammen mit Leni Riefenstahl: DAS BLAUE LICHT. Der Analyse dieses Projektes ist das letzte Kapitel gewidmet, Balázs' Jahren in der SU, 1931 - 1945, und seiner Rückkehr nach Budapest, wo er 1949 starb, ein Epilog

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