Neurose und Gewalt : anhand von Fontanes Cécile und Strauß Die Hypochonder

Abstract

Im allgemeinen versteht man unter dem Begriff Macht die Fähigkeit, seinen Willen gegenüber dem Anderen mit Zwang durchzusetzen. Bei dieser Erklärung nähert sich die Macht der Gewalt. Jedoch betont Byung-Chul Han den kommunikativen Aspekt der Macht, wodurch sich die Macht von der Gewalt unterscheidet. Die Machtbeziehung zwischen dem Ich und dem Anderen wird durch den Diskurs gefiltert, der den kommunikativen Aspekt der Macht bestimmt und sich im zeitlichen Kontext wandelt. In der vorliegenden Arbeit werde ich vor allem die Beziehung zwischen Macht und Neurose im oben erwähnten Zusammenhang betrachten. Dabei werden die Begriffsbestimmungen der Macht von Byung-Chul Han, Niklas Luhman sowie Hannah Arendt und Paul Tillich dazu dienen, verschiedene Typen der Neourose aus ihrer jeweiligen Beziehung zum zeitgenössischen Machtverhältnis und –diskurs heraus zu erklären. In unserem Zusammenhang werde ich Cécile von Theodor Fontane aus dem 19. Jahrhundert und Die Hypchonder von Botho Strauß aus dem 20. Jahrhundert als Textbeispiele analysieren. In Cécile werden die Frauenfiguren aus dem Erscheinungsraum im Sinne von Arendt, also aus dem Machtraum ausgeschlossen. Die Existenz der neurotischen Frauen, die durch diesen Ausschluss aus dem Machtraum das Gefühl des Ich verlieren, wird durch den aus der männlichen Perspektive erfundenen Diskurs gerechtfertigt und als schön bewertet. Dahinter steckt jedoch die disziplinäre Macht, die diesen Diskurs erzeugt und die Frauen der männlichen Herrschaft unterwirft. In Die Hypchonder tritt ein anderer Neurotikertypus auf. Der an Krankheit leidende Mensch hat Angt vor dem Verlust des sozialen, kommunikativen Feldes, woraus sich seine Zwangsvorstellung zur Gesundheit ergibt. Die Hypochonder hängen an dieser Vorstellung und erleben die Ich-Spaltung. D.h. sie zerstören das einheitliche Ich und erzeugen verschiedene Ichs, welche besonders zum Machtgefühl des Ich beitragen. Aufgrund dieser Beziehung zwischen Macht und Neurose erkläre ich die komplizierte Figurenkonstellation und die phantastische, widerspruchsvolle Struktur im Stück Die Hypchonder

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