Das Polytrauma stellt eine häufige Todesursache bei Erwachsenen dar. Posttraumatisch kann eine starke, systemische Entzündungsreaktion mit Komplementaktivierung zu weiteren Schäden im Körper führen. Hierbei hat die Schrankenstörung einen großen Beitrag zum Multiorganversagen. Mit HBMEC-60-Endothelzellen konnte ein Modell für eine Schranke nachgebildet werden. Nach Exposition mit den Komplementspaltprodukten C5a änderte sich die parazelluläre Permeabilität. Die Menge an Junktionalem Adhäsionsmolekül 1 (JAM-1) in der Zelle änderte sich hierunter nicht. In einem Polytraumamausmodell konnte JAM-1 besonders im Lungengewebe 2 h nach Trauma reduziert detektiert werden. Im Plasma fand sich dagegen JAM-1, das bei Trauma nach 2 h stark erhöht war. Die Höhe der JAM-1-Konzentration korrelierte dabei mit dem Ausmaß der Schrankenstörung in der Lunge. Im Falle eines zusätzlichen hämorrhagischen Schocks im Polytraumamodell der Maus wurde JAM-1 im Plasma nachgewiesen. Im Großtierpolytraumamodell an der Universitätklinik Aachen konnten insgesamt erhöhte JAM-1-Konzentrationen gefunden werden, jedoch keine signifikanten Differenzen zwischen den unverletzten Tieren und den Tieren mit Polytrauma. In einer an der Universitätsklinik Ulm durchgeführten prospektiven Observationsstudie mit Einschluss von n = 8 Polytraumapatienten mit einem Injury Severity Score (ISS) von 29 ± 1,5 (SEM) konnte erstmalig im Plasma der Patienten signifikant erhöhte zeitabhängie JAM-1Konzentrationen nachgewiesen werden. Die Freisetzung von JAM-1 ins Plasma korrelierte mit der Kreatinin-, Laktat- und CRP-Konzentrazion als mögliche Zeichen eines posttraumatischen Nierenversagens, Gewebehyposie und systemischen Entzündung. Zusätzlich korrelierten die JAM-1-Konzentrationen teilweise mit der Gesamtein- und ausfuhr an Flüssigkeiten. Signifikante Korrelationen ergaben sich mit klinischen Scores, besonders dem APACHE-II-Score für den Erkrankungsschweregrad, und dem SOFAScore für das Auftreten eines Multiorganversagens. Zusammenfassend kann der Nachweis von JAM-1 im Serum und Plasma von Traumapatienten als möglicher Marker zur Überwachung von Patienten bezüglich der Entwicklung einer Schrankenstörung und dem assoziierten Multiorganversagen verwendet werden. Wissenschaftliche Studien mit höheren Fallzahlen müssen die Reliabilität dieses neuen Markers einschätzen