Erstspracherwerb der Nominalflexion von Finnisch-, Estnisch- und Deutschsprachigen Kindern

Abstract

Seit Beginn des letzten Jahrhunderts wird der Erstspracherwerb von Kindern wissenschaftlich untersucht, um dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede in verschiedenen Sprachen aufzuzeigen. Unterschiedliche Sprachtypologien stellen eine geeignete Möglichkeit dar Vergleiche hinsichtlich des Spracherwerbs anzustellen. Anhand der beiden agglutinierenden, finno-ugrischen Sprachen Finnisch und Estnisch, sowie dem flektierenden, indo-germanischen Deutschen wird in der vorliegenden Masterarbeit der Nominalspracherwerb von Kindern mittels vorhandener Längsschnittdaten untersucht und analysiert. Hierbei wird ersichtlich, dass der Alterszeitpunkt ab welchem Kinder in der Lage sind Nominalflexion korrekt zu gebrauchen von verschiedenen Faktoren abhängt. Eine wichtige Rolle im Erstspracherwerb spielt die Eindeutigkeit der Suffixe. Das finnische Kasussystem ist zwar viel komplexer als jenes des Deutschen, trotzdem scheint es für Kinder einfacher zu sein. Während die finnische Sprache nahezu keine Synkretismen zeigt und das Estnische nur wenige, weist die deutsche Sprache zahlreiche Synkretismen auf. Dieser Unterschied spiegelt sich auch im Erstspracherwerb wieder. Im Vergleich zu deutschsprachigen Kindern sind sowohl estnischsprachige als auch finnischsprachige Kinder früher in der Lage Kasus und Numerus korrekt zu verwenden, wobei die finnischen Kinder dies am frühesten beherrschen. Weitere Faktoren die den Erstspracherwerb beeinflussen sind phonologische Struktur des Suffixes, sprachlicher Input oder auch Umgangssprache.The first language acquisition of children has been scientifically investigated since the beginning of the last century in order to identify commonalities and differences between different languages. Languages with differing linguistic typologies offer an appropriate tool for comparison with respect to the acquisition of language. Referring to the two agglutinating Finno-Ugric languages Finnish and Estonian, as well as the inflecting, Indo-Germanic language German, the present master thesis investigates children’s acquisition of nominal inflection by considering available longitudinal data. This respective data indicates that the age from which on children are able to apply nominal inflection correctly depends on several factors. One crucial factor in first language acquisition is the unambiguousness of the suffixes. Although the Finnish case system is more complex in comparison to its German counterpart, it seems to be easier to discriminate for children. Whereas the Finnish language features almost no syncretisms, and the Estonian language only a few, the German language manifests numerous syncretisms. This difference is also reflected in first language acquisition. Compared to German speaking children both the Estonian and the Finnish speaking children are able to use case and number correctly, with the Finnish children being correct even earlier than the Estonian. Further determinants of first language acquisition are phonological structure of the suffix, linguistic input, and colloquial language

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