Dreifache Hormonblockade als Therapiealternative bei lokalem oder lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom : Studienergebnisse im Langzeit-Follow-Up

Abstract

Die häufigste maligne Tumorerkrankung des Mannes ist das Prostatakarzinom. Bei lokalem bzw. lokal begrenztem Prostatakarzinom wird nach aktueller Leitlinie als Primärtherapie mit kurativer Intention die Durchführung einer radikalen operativen Therapie oder einer Radiatio empfohlen. Des Weiteren kann Patienten mit einem Niedrig-Risiko auch die Option der „Active Surveillance“ angeboten werden. Eine hormonablative Medikation als alleinige Therapie ist aktuell nur in der Rezidiv oder primär metastasierten Situation empfohlen und verfolgt keinen kurativen Therapieansatz. 2001 veröffentlichte Dr. Robert Leibowitz, ein amerikanischer Onkologe, erstmals seine Daten zur Dreifachen Hormonblockade (DHB) bei 111 Patienten als Primärtherapie für das lokale bzw. lokal begrenzte Prostatakarzinom. In der vorliegenden retrospektiv durchgeführten Fragebogenstudie wurden erstmalig 143 Patienten erfasst, welche sich für eine DHB als primäre Therapie bei lokalem bzw. lokal begrenztem Prostatakarzinom entschieden. Für die Diskussion der Primärergebnisse wird auf die entsprechende Dissertationsarbeit verwiesen. In der vorliegenden Dissertationsarbeit bestand der Schwerpunkt auf der Auswertung des Langzeit-Follow-Up hinsichtlich der progressionsfreien Überlebensdauer, der Reproduzierbarkeit der Langzeitergebnisse von Dr. Leibowitz, der Änderung der erektilen Funktion sowie des Vergleiches mit anderen primären Therapieverfahren. Sowohl Design als auch Ausführung im Rahmen der aktuellen Studie waren vergleichbar gut reproduzierbar. In der vorliegenden Studie zeigte sich ein signifikanter Therapievorteil für Patienten mit einem niedrigen bzw. intermediären Risikoprofil sowie für Patienten unter Erhaltungstherapie mit Finasterid. Ebenso wie bei Dr. Leibowitz konnte bei fast allen Patienten ein rasches Abfallen des PSA-Wertes nach Beginn der DHB-Therapie verzeichnet werden. Im Vergleich der Ergebnisse zeigt sich jedoch, dass in der aktuellen Studie deutlich mehr Patienten eine Anschlusstherapie benötigten als in der Originalarbeit und dies auch zu einem deutlich früheren Zeitpunkt (39,9% der Patienten in der aktuellen Studie nach durchschnittlich 52 Monaten Beobachtungszeit vs. 23,6 % der Leibowitz-Patienten nach durchschnittlich 94 Monaten Beobachtungszeit). Die mediane progressionsfreie Überlebensdauer in der aktuellen Studie belief sich auf 4,59 Jahre. Die von Dr. Leibowitz propagierten erfreulichen Langzeitergebnisse konnten nicht reproduziert werden. Die geringe Rate an erektiler Dysfunktion, die Dr. Leibowitz in seiner Originalstudie beschreibt, konnte in der aktuellen Studie ebenfalls nicht reproduziert werden bzw. es zeigte sich sogar eine signifikante Verschlechterung der erektilen Funktion. Insgesamt lässt sich aus den vorliegenden Daten schlussfolgern, dass die DHB als alleinige Therapieoption nur für Patienten mit einem niedrigen bis intermediären Risikoprofil interessant ist. Aufgrund des mittlerweile besseren Verständnisses des Prostatakarzinoms als meist klinisch lange inapparentes Karzinom erscheint die Therapieoption der „Active Surveillance“ zum heutigen Zeitpunkt für dieses Patientenkollektiv geeigneter.Triple hormone blockade for local or locally advanced prostate cancer: study results of a long-term follow-up Prostate cancer is the most common malignant tumor in men. Regarding curative treatment of local or locally advanced prostate cancer, radical operative therapy, radiation therapy or „active surveillance“ are well-known therapeutic options. Until now, sole hormonal ablative therapy with curative intention is not recommended. In 2001 the american oncologist Dr. Robert Leibowitz published his data analyzing triple hormone blockade in 111 patients as primary therapy for local or locally advanced prostate cancer. The current doctoral thesis is based on 143 patients, who chose triple hormone blockade as initial therapy for local or locally advanced prostate cancer. The study was performed retrospetively, data was collected via standardized questionnaires. The main focus of this doctoral thesis was the evaluation of long-term follow-up data. Thematic priorities were set on progression-free survival, on the reproducibility of Dr. Leibowitz‘ long-term follow-up data, on changes of erectile function as well as on the comparability to other therpeutic strategies. Both design and execution of the study were comparably well reproducible. A significant therapeutic benefit was shown for patients with low- or intermediate-risk constellation as well as for patients undergoing maintenance therapy with Finasterid. Alike to Dr. Leibowitz‘ results, there was a rapid drop of PSA-levels in almost all patients shortly after starting triple hormone blockade. However, unlike to Dr. Leibowitz‘ data clearly more patients needed additional therapy at an earlier date (current study: 39,9% of patients after a mean of 52 months of observation vs. Dr. Leibowitz: 23,6% of patients after a mean of 94 months). Median progression-free survival was 4,59 years. Dr. Leibowitz‘ encouraging long-term data could not be reproduced. The same applies to Dr. Leibowitz‘ data concerning a low rate of erectile dysfunction. In contrast, a significant decline in erectile performance was found. In conclusion, the results of the current study reveal the triple hormone blockade as sole primary therapy only to be of interest for patients with low- or intermediate-risk constellations. Nevertheless, as a consequence of a far better understanding of prostate cancer as a long-time inapperent carcinoma, the therapeutic strategy of „active surveillance“ seems more favourable for this patient population

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