Subjektiver Tinnitus bezeichnet eine Geräuschwahrnehmung in Abwesenheit einer objek- tivierbaren Schallquelle. Etwa 5% der Bevölkerung sind von chronischem Tinnitus betroffen, von denen etwa 17% stark unter dem Ohrgeräusch leiden. Dieses Leiden hängt dabei nur schwach mit der Lautheit des Tinnitus zusammen. Unter anderem werden Aufmerksamkeitsfokus auf den Tinnitus und seine dysfunktionale Bewertung als Bedingungen für die Tinnitusbelastungsentstehung und -aufrechterhaltung gesehen. Verschiedene neurophysiologische Modelle betonen eine Rolle limbischer Regionen bei Tinntusbelastung. Daneben sollen frontale Regionen und der Precuneus eine Rolle spielen, wobei mehrere Studien besonders eine Beteiligung frontaler und limbischer Areale bei Tinnitusbelastung unterstützen.Ergänzend zu Resting-State Studien sollten neuronale Korrelate von Tinnitusbelastung erstmalig in einem aufgabengeleiteten (task-driven) Ansatz mittels funktioneller Magnetreso- nanztomographie untersucht werden. In zwei Studien wurden hoch und niedrig belastete Tinni- tusbetroffene sowie gesunde Kontrollprobanden untersucht Die Aktivierung von Hirnregionen, die mit Tinnitusbelastung assoziiert sind, sollte in Studie 1 über die Darbietung negativer tinni- tusbezogener Sätze angeregt werden. In Studie 2 wurde ein Emotional Stroop Task eingesetzt, um Prozesse selektiver Aufmerksamkeit auf tinnitusbezogene Wörter und deren emotionale Verarbeitung zu untersuchen.In Studie 1 zeigte die hoch belastete Gruppe stärkere Aktivierungen in frontalen und lim- bischen Arealen gegenüber gesunden Kontrollprobanden, sowie im Vergleich zu niedrig belaste- ten Tinnitusbetroffenen im linken mittleren frontalen Gyrus. Tinnitusbelastung korrelierte erwar- tungskonform mit der Stärke der Aktivität limbischer und frontaler Regionen. In Studie 2 zeigte sich auf Verhaltensebene kein Interferenzeffekt für tinnitusbezogene Wörter bei hoch belasteten Probanden. Neuronal zeigten hoch belastete Tinnitusbetroffene stärkere Aktivierungen in der rechten Insula und frontalen Arealen gegenüber der niedrig belasteten Gruppe. Es gab keine hypothesenkonformen Unterschiede im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden. Die Höhe der Tinnitusbelastung korrelierte allerdings erwartungskonform mit der Stärke der Aktivität in der rechten Insula und dem rechten inferioren frontalen Gyrus.Übereinstimmend fand sich in beiden Studien eine Beteiligung des linken mittleren und des rechten inferioren frontalen Gyrus sowie der zentralen Insula. Der linke mittlere frontale Gyrus könnte eine Funktion bei der Aufrechterhaltung negativer tinnitusbezogener Information im Arbeitsgedächtnis haben, während der rechte inferiore frontale Gyrus mit der Salienz von Reizen in Verbindung gebracht wird. Der zentrale Teil der Insula ist mit Interozeption assoziiert, die eng mit emotionaler Verarbeitung in Beziehung steht. Der linke mittlere und der rechte infer- iore frontale Gyrus könnten sich als Zielregionen für neuromodulatorische Ansätze eignen. Zu- künftige Studien sollten hochbelastete Tinnitusbetroffene vor und nach einer belastungsreduzie- renden kognitiven Verhaltenstherapie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie untersuchen