Obwohl der Begriff der Intentionen im Rahmen feministischer Standpunkttheorien eine Rolle spielt, steht die systematische Auseinandersetzung mit seinem Stellenwert für Reflexionsprozesse über Positionalität bisher aus. Gerade in Zeiten von „alternative facts“ ist es jedoch zentral Wissensproduktion verstärkt im Hinblick auf die damit verbundenen Intentionen zu reflektieren. Diese stellen einen Aspekt von Positionalität dar und verweisen darauf, dass reflektierte Wissensproduktion nicht beliebig ist. Dem Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit, dem sich Geschlechterforschung derzeit ausgesetzt sieht, kann mit dem Verweis auf transparente Entstehungsbedingungen von Wissen durchaus begegnet werden. Ein transparenter Umgang mit Intentionen und sozialer Positionierung kann aus dieser Perspektive eine Strategie sein, um die eigene Wissensproduktion zu reflektieren sowie Reflexionsprozesse über die mit diesen Prozessen verbundenen Intentionen einzufordern. Speziell politische Intentionen spielen hier eine Rolle, das gilt sowohl für den Kontext sozialer Bewegungsforschung als auch für Debatten um die Normativität von Wissensproduktion und den aktuellen Angriffen auf die Gender Studies.
Dieser Gedanke wird am Beispiel zweier Projekte aus dem Bereich der Bewegungsforschung erörtert. Methodologische Debatten um den Umgang mit Positionalität haben wiederholt auf die spezifischen Probleme von Rollenkonflikten (u.a. Corbin Dwyer, Buckle 2009), aber auch auf die Potenziale einer Forschung hingewiesen, die sich solidarisch zu den Gruppen verhält, die im Zentrum stehen (u.a. Mies 1984; Haiven, Khasnabish 2015). Gerade in diesem Bereich, der eng mit politischen Zielsetzungen von Aktivist_innen und ihren Erwartungen an Forschende verknüpft ist, ist ein reflexiver Umgang mit den eigenen Intentionen seitens der beteiligten Wissenschaftler_innen zentral: Unsere Positionierungen zu den jeweiligen Interviewparterinnen – Anarchistinnen in den Niederlanden und muslimischen Aktivistinnen in Großbritannien – unterschieden sich nicht nur im Hinblick auf die damit verbundenen Insider/Outsider Konstellationen, sondern waren zudem durch damit verknüpfte Unterschiede in den Intentionen der Forschung geprägt. Dies hatte Auswirkungen auf Forschungsdesign und -praxis, die im Beitrag diskutiert wurden, um die Bedeutung eines reflexiven Umgangs mit Intentionen zu verdeutlichen