Prämorbides Intelligenzniveau als Reservefunktion bei neurokognitiven Störungen des Alters

Abstract

Zu den neurokognitiven Störungen gehören auch altersassoziierte Abbauprozesse kognitiver Funktionen, die sich als leichtes demenzielles Syndrom bzw. leichte kognitive Beeinträchtigung (mild cognitive impairment, MCI) manifestieren können. Mit diesen Abbauprozessen auf der Verhaltensebene sind degenerative Prozesse auf neuronaler Ebene eng verknüpft. Wichtiger Marker der Neurodegeneration sind unteranderem extrazellulare Ablagerungen Beta-Amyloider Plaques. Jedoch wurden trotz hoher Abeta-Pathologie nicht immer entsprechende kognitive Beeinträchtigungen beobachtet. Hier wird seit längerem eine kompensatorische Wirkung der prämorbiden kognitiven Leistungsfähigkeit im Sinne einer Reservefähigkeit diskutiert. In unserer Studie wurden 140 Probanden einem umfangreichen neuropsychologischen Screening unterzogen und Blutkonzentration von Amyloid-beta (As40, As42) bestimmt. Das kognitive Leistungsniveau, insbesondere Leistungen in Lern- und Gedächtnistests, korrelierte hoch mit einer Ratio aus As40 und As42. Diese Ratio wurde schon in anderen Studien als leistungsfähiger Biomarker der Neurodegeneration identifiziert. Bedeutsam war jedoch ein Moderatoreffekt der kognitiven Reservefunktionen, insbesondere geschätzt über das prämorbide Intelligenzniveaus. Es zeigte sich, dass Personen mit niedrigem prämorbiden Niveau bereits bei geringer As40/As42-Konzentration deutliche Gedächtnisdefizite aufweisen. Personen mit höherem prämorbiden Niveau erreichen bei vergleichbaren Konzentrationen altersentsprechende Gedächtnisleistungen. Jedoch treten mit steigenden As-Konzentrationen auch bei diesen Patienten die kognitiven Defizite auf. Unsere Ergebnisse zeigen deutlich das Personen, trotz vorliegender Neuropathologie, normale kognitive Leistungen erbringen können, wenn sie über entsprechende Reservefunktionen zur Kompensation verfügen. Diese Reservefunktionen sind stark vom Bildungsgrad und Intelligenzniveau abhängig. In der Diagnostik und Frühintervention ist auf diese Patienten ein besonderes Augenmerk zurichten, da bereits gering gradige kognitive Veränderungen auf fortgeschrittene neurodegenerative Prozesse hinweisen können

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