Brewitt K. Ameisen in einem mediterranen Agrarökosystem : funktionelle Gruppen und trophische Interaktionen. Bielefeld: Universität Bielefeld; 2013.Ameisen haben als wichtige Ökosystemingenieure eine große Bedeutung für das Funktionieren von Ökosystemen. Um die ökologischen Mechanismen klarer und strukturierter beurteilen zu können, können die verschiedenen Ameisenarten zu funktionellen Gruppen zusammengefasst werden. Die Einteilung der Ameisen erfolgt nach Ernährungsweise, benötigten ökologischen Bedingungen, aber auch nach Reaktion auf Umweltstress. Wenn man diese Zusammenhänge besser versteht, kann man in Zukunft auch genauere Aussagen zur Funktion der jeweiligen Ökosysteme machen. Um einen Beitrag zur Einteilung der Ameisen zu leisten, wurden in den Jahren 2010 bis 2012 verschiedene Untersuchungen auf einer ökologisch bewirtschafteten Mandarinenplantage in Nord-Ost-Spanien durchgeführt.
Die Hauptziele dieser Arbeit waren:
(1) Eine methodische Basisuntersuchung, in deren Rahmen verschiedene Lagerungs- und Behandlungsmöglichkeiten von Insektenproben und deren Einfluss auf die Werte ihrer Isotopenzusammensetzung untersucht wurde. Diese Analyse der natürlichen Verhältnisse der stabilen Isotope zur Analyse von Nahrungsnetzen ist ein wichtiger Bestandteil dieser Untersuchung. Hier konnten keine Unterschiede zwischen den Methoden der getrockneten Lagerung und der Lagerung in Ethanol (verschiedene Konzentrationen, unterschiedliche Dauer) gefunden werden. Bei Einhaltung einiger weiterer Regeln kann eine gute Vergleichbarkeit der Daten mit denen bereits vorhandener Untersuchungen erreicht werden.
(2) Die Aufdeckung der trophischen Ebenen der in Trophobiose mit Blattläusen lebenden Ameisenarten durch die Analyse der natürlichen Verhältnisse der stabilen Kohlenstoff- und Stickstoff-Isotope in Kombination mit direkter Beobachtung. Die Symbiose mit Blattläusen und Nutzung des durch sie produzierten Honigtaus (Trophobiose) scheint für Ameisen zumindest zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr eine sehr wichtige Ernährungsform zu sein. Diese Form der Symbiose ist eine wichtige Kraft im Ökosystem und verantwortlich für Nährstoffflüsse. Die verschiedenen Ameisenarten lassen sich gut den verschiedenen trophischen Ebenen zuordnen. Sie unterscheiden sich bezüglich ihrer Isotopenmuster signifikant und artspezifisch von den Blattläusen. Dies kann bei einigen eher pantophagen und zoophagen Arten auch als Hinweis auf weitere Nahrungsquellen angesehen werden.
(3) Die Beurteilung des Nahrungssuchverhaltens von Ameisen als weiterer wichtiger Hinweis auf die Zugehörigkeit zu funktionellen Gruppen. Dazu wurde in einem Freiland-Experiment das optimal foraging-Verhalten wichtiger Ameisenarten durch Vergleich ihrer Aktivität in unterschiedlich strukturierten Vegetationsbereichen (mit und ohne Krautschicht) untersucht. Als Ergebnis konnte insgesamt ein deutlicher Einfluss einer zusätzlichen Krautschicht auf das Verhalten der Ameisen beobachtet werden, da sie eine zusätzliche Nahrungsquelle für die Ameisen darstellt. Je weniger stark eine Krautschicht vorhanden war, desto eher fand die Nahrungssuche in den Kronen der Plantagenbäumen statt. Dagegen konnte ein Einfluss auf den Ertrag an Mandarinen nicht festgestellt werden.
Die in dieser Arbeit erzielten Ergebnisse liefern in ihrer Synthese neue Erkenntnisse über die Ameisenarten des Untersuchungsgebietes, die aus einer Kombination von neuen Erkenntnissen zur trophischen Ebene und von neuen Erkenntnissen zum Nahrungssuchverhalten bestehen. Ein Einteilungssystem nach trophischer Ebenen der Ameise wird entwickelt, das eine Diskussion der Nutzung von Ameisen als Bioindikatoren bei der Beurteilung des Zustandes von mediterranen Ökosystemen erlaubt