Von der Dyade zur Triade : Psychotherapie unter Mitwirkung von DolmetscherInnen : Chancen und Schwierigkeiten der KlientIn-PsychotherapeutIn-DolmetscherIn-Triade und Faktoren zur Qualitätssicherung der Arbeit im psychotherapeutischen Setting
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Abstract
Ziele: Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit waren Psychotherapiesettings, die unter Mitwirkung von DolmetscherInnen stattgefunden haben. Dabei wurden die Chancen und Schwierigkeiten des triadischen Psychotherapiesettings analysiert und Faktoren zur Qualitätssicherung herausgearbeitet.
Methode: Es wurden 6 TherapeutInnen, 6 KlientInnen und 6 DolmetscherInnen interviewt. Als Erhebungsmethode wurde das halbstrukturierte problemzentrierte Interview nach Witzel (1985) angewendet. Die Interviews wurden mit dem Transkriptionsprogramm f4 wörtlich transkribiert und die erhobenen Daten in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass der Bedarf an muttersprachlicher oder dolmetschgestützter Psychotherapie österreichweit sehr hoch ist. Der finanzielle Ressourcenmangel und das lückenhafte DolmetscherInnennetzwerk führen zu folgenden Störfaktoren: lange Wartezeiten auf Therapieplätze, unangepasste DolmetscherInnenauswahl, Einsatz von LaiendolmetscherInnen, Einsatz von Videodolmetschen als Spar- und Lösungsmaßnahme, Schwierigkeiten beim Beziehungs- und Vertrauensaufbau. Zudem stimmen die theoretisch definierten Rollen und Aufgaben der PsychotherapeutInnen und DolmetscherInnen mit den ausgeübten Rollen und Aufgaben in der Praxis nur teilweise überein, was mit dem Fehlen eines standardisierten, einheitlichen Modells für die Zusammenarbeit in der triadischen Psychotherapie einhergeht. Demgegenüber wird die dolmetschgestützte Psychotherapie auch als Bereicherung empfunden, welche den KlientInnen die Möglichkeit gibt, sich verständlich zu machen sowie allen Beteiligten Lern- und Entwicklungsmöglichkeit ermöglicht und zur Bewusstseinsbildung für die Lebenswirklichkeiten der „Anderen“ beiträgt.
Schlussfolgerungen: Zur Optimierung der triadischen Psychotherapie ist die Erweiterung des DolmetscherInnennetzwerkes durch Professionalisierung der DolmetscherInnen im Rahmen von Universitätslehrgängen und Kursen notwendig. Vor Beginn der triadischen Zusammenarbeit ist die Einschulung sowohl von PsychotherapeutInnen als auch von DolmetscherInnen von zentraler Bedeutung. Bei der DolmetscherInnenauswahl ermöglicht der Einbezug von KlientInnen die DolemtscherInkontinuität und verringert das Auftreten von Störfaktoren. Rahmenbedingungen müssen institutionsübergreifend standardisiert werden. Die Verbesserung der Bezahlung von PsychotherapeutInnen und DolmetscherInnen ist genauso notwendig wie die Erweiterung der Therapiezeit für eine Einzelsitzung auf 60-80 Minuten. Zur Verringerung des organisatorischen Aufwands eignet sich die Anwendung von Verwaltungssoftware.Verfasserin Yeliz Yilmaz BScUniversität Innsbruck, Masterarbeit, 2019(VLID)447703