„Symbolic Boundaries“ als Konzept zur Analyse ethnischer und klassenspezifischer Ungleichheit in der Gegenwartsgesellschaft

Abstract

Die Metapher der „symbolischen Grenze“ hat sich in den letzten zehn Jahren als ein beliebtes und häufig angewandtes Konzept der soziologischen Analyse ethnischer und klassenspezifischer Ungleichheit etabliert. Obwohl der Anspruch erhoben wird, damit jedwede Ungleichheitskonstellation in den Blick nehmen zu können, zeigen sich sowohl in den historischen Entwicklungslinien sowie den aktuellen Anwendungen gewichtige Unterschiede, je nachdem, ob ethnische oder klassenspezifische Grenzen betrachtet werden. Diese bislang kaum beachteten Unterschiede möchten wir in unserem Vortrag zum Gegenstand machen und zeigen, dass nur unter Berücksichtigung dieser Differenzen das Konzept symbolischer Grenzen auch im Rahmen intersektionaler Analysen zum Einsatz kommen kann.Hierzu wollen wir zunächst mit Andreas Wimmers Grenzziehungsperspektive und Michèle Lamonts kultursoziologischer Interpretation soziostruktureller Ungleichheiten zwei der prominentesten Ansätze der Boundary-Forschung diskutieren. Während Wimmer unter Rückgriff auf Fredrik Barth für eine Ethnizitätsforschung plädiert, die die Beschreibung und Erklärung der Herstellung und Aufrechterhaltung ethnischer Grenzen ins Zentrum der Analyse rückt, geht es Lamont um die Weiterentwicklung des Bourdieu’schen Programms einer durch und mit Kultur stabilisierten Sozialstruktur. Bemerkenswert erscheint nun, dass im Anschluss an diese beiden Autor/-innen von einer prinzipiellen Übertragbarkeit ihrer jeweiligen Erklärungsmodelle auf andere Determinanten sozialer Ungleichheit ausgegangen wird, ohne systematisch darüber zu reflektieren, dass eine solche Übertragung den spezifischen Eigenarten ethnischer bzw. klassenspezifischer Grenzziehungen letztlich nicht gerecht werden kann. Um das Potential der „Grenze“ als Konzept voll ausschöpfen zu können, erscheint es uns zielführend, die (sowohl den unterschiedlichen theoretischen Herangehensweisen sowie die dem Gegenstand selbst geschuldeten) Differenzen systematisch zu beleuchten. Erst dann ist es unseres Erachtens möglich, auch die Überlagerungen ethnischer und klassenspezifischer Grenzen – wie sie etwa bereits in Gordons Konzept der „ethclasses“ angedacht wurden – systematisch in die Analyse symbolischer Grenzziehungen zu inkludieren

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