The recent find of dozens of curse tablets in a well in the Kerameikos excavation puts the whole Athenian cursing habit into perspective: while during the fifth and fourth century BC curse tablets were mainly deposited in tombs, the bulk of finds from the Early Hellenistic periods onwards comes from wells. This is most probably related to the change in the necropoleis caused by the law of Demetrius of Phaleron in 317/307 BC, who also installed an institution to control the law

Stroszeck, Jutta

German

Online-Journals und digitale Zeitschriftenausgaben des DAI (Deutsches Archäologisches Institut)

https://publications.dainst.orgELEKTRONISCHE PUBLIKATIONEN DESDEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTSDies ist ein digitaler Sonderdruck des Beitrags / This is a digital offprint of the articleJutta Stroszeck Athen, Griechenland. Kerameikos. Archäologischer Kontext von Fluchtafeln: Brunnen B 34aus / frome-ForschungsberichteAusgabe / IssueSeite / Page 97–102Verantwortliche Redaktion / Publishing editorRedaktion e-Jahresberichte und e-Forschungsberichte | Deutsches Archäologisches InstitutWeitere Informationen unter / For further information see https://publications.dainst.org/journals/efbISSN der Online-Ausgabe / ISSN of the online edition 2198-7734ISSN der gedruckten Ausgabe / ISSN of the printed editionRedaktion und Satz / Janina Rücker (jahresbericht@dainst.de)Gestalterisches Konzept: Hawemann & MoschLänderkarten: © 2014 www.mapbox.com ©2019 Deutsches Archäologisches InstitutDeutsches Archäologisches Institut, Zentrale, Podbielskiallee 69–71, 14195 Berlin, Tel: +49 30 187711-0Email: info@dainst.de / Web: dainst.orgNutzungsbedingungen: Die e-Forschungsberichte 2019 des Deutschen Archäologischen Instituts stehen unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International. 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This is most probably related to the change in thenecropoleis caused by the law of Demetrius of Phaleron in 317/307 BC, whoalso installed an institution to control the law.Seit 2012 wird in der Kerameikosgrabung des DAI Athen ein Programm zur Erforschung der wasserbaulichen Einrichtungen im Grabungsgelände reali-siert. Die Forschungen sind in Einheiten von jeweils drei Jahren organisiert:Phase 1 galt den Zisternen. Nach Erstellung eines Katalogs wurden alle bekannten Zisternen im Gelände kartiert. Außerdem konnten die Zisternen-systeme Z 15-16-17, Z 18-19-21 und Z 1-23-24 erstmals dokumentiert und teilweise neu ausgegraben werden (Abb. 1).Leitung des Projektes: J. Stroszeck. Team: R. Andreopoulou (AUTOCAD), G. Charilaou, S. Chiarini (Fluchtafeln), M. Dreher (Fluchta-feln), E. Foto, P. Gjumes, V. Kochilas, F. Lehmann, A. Siatou (Restaurierung), A. Sotiropoulos (Re-staurierung), M. Spiegelhalter.AThEN, GRIEChENLANDKerameikosArchäologischer Kontext von Fluchtafeln: Brunnen B 3498e · Forschungsberichte des dAi 2019 · Faszikel 2 Phase 2 war den Brunnen im Gelände gewidmet (Katalogisierung, Dokumentation, Kartierung und Ausgrabung, Abb. 2). Im Zuge dieser Forschungen wurden fünf Brunnen (B  2, B 18, B 19, B 34 und B 35) ausgegraben und dokumentiert. Aufsehenerregende Neufunde, nämlich die Auffindung eines Orakelbrunnens (B 35) und damit der erste Nachweis für ein Orakelheiligtum in Athen überhaupt, sowie die Auffindung einer ausgemauerten Quell-Nische und mehrerer Dutzend Fluchtafeln aus Blei in Brunnen B 34 führten zu einer Verlängerung dieses Projektabschnitts um zwei Jahre. Für Phase 3 ist die Kartierung und Dokumentation von Frisch- und Abwas-serleitungen vorgesehen. Diese Systeme sind Bestandteil der antiken öffent-lichen Infrastruktur der Stadt Athen. Sie werden mit hinblick auf das gesamte Frischwassernetz und das Abwassersystem der Stadt analysiert. Die Analyse der Rolle des Wassers im Festungsbau bildet in dieser Phase einen eigenen Unterpunkt.Die Auffindung von ca. 30 kleinen Täfelchen aus Blei in Brunnen B 34 (2016) stellt eine kleine Sensation dar. Es handelt sich offensichtlich um Fluchtafeln, also Zeugnisse der Verfluchung eines Gegners oder Rivalen: vor Gericht, in Liebesdingen, im Sport oder auch im Gewerbe und im handwerk. Fluchtafeln sind in Athen vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis in die byzantinische Zeit für die Verwendung im Rahmen einer magischen Praxis hergestellt wor-den. Die Restauratorin A. Siatou hat die neu gefundenen Fluchtafeln vom Kerameikos 2017 und 2018 restauriert, geöffnet und mit Reflectance Trans-formation Imaging (RTI) dokumentiert. Die Lesung der Täfelchen haben zwei Spezialisten für antike Fluchtafeln, M. Dreher und S. Chiarini von der Univer-sität Magdeburg, übernommen. In einem wissenschaftlichen Projekt der Magdeburger Universität haben beide seit mehreren Jahren ein digitales Corpus aller bisher bekannten antiken Fluchtafeln erstellt, den TheDeMa (Thesaurus Defixionum Magdeburgensis). In Kürze wird dieses unersetzliche Instrument für die Bearbeitung von Fluchtafeln im Internet frei verfügbar sein.1 Athen, Kerameikos, Verteilung der Zisternen im Grabungsgelände. (Zeichnung: J. Stroszeck – R. Andreopoulou)99e · Forschungsberichte des dAi 2019 · Faszikel 2 Die Fundumstände: Brunnen B 34 Die Dokumentation der Fundumstände von Fluchtafeln ist besonders wich-tig, weil bisher nur vereinzelt konkrete Kontexte zu dieser Fundgattung bekannt sind. Viele Beispiele sind aus dem Kunsthandel in private oder öffentliche Sammlungen gelangt, d. h. es gibt nur wenige aus zuverlässig dokumentierten Befunden bekannte Fluchtafeln. Antike Texte und Inschrif-ten bezeugen die Kontexte, in denen diese Gegenstände niedergelegt wer-den konnten: Geeignet waren demnach Gräber bestimmter Personengrup-pen, Brunnen, Quellen oder Wasserläufe sowie heiligtümer, aber auch Wettkampfarenen, Straßen, hauswände oder Türschwellen. Im Kerameikos sind mehrfach Fluchtafeln in der Nekropole und in ande-ren Kontexten zutage gekommen, jedoch waren bislang bei weitem nicht alle Daten ausgewertet. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt wurde deshalb die Publikation der Texte der im Brunnen neu gefundenen Fluchta-feln (s. o.) mit einer Analyse aller bekannten Fundorte im Kerameikos ver-bunden. Die Ergebnisse der Fundortanalyse sind eindeutig: Von den 44 bis-her bekannten Brunnen im Kerameikos enthielten nur zwei Beispiele Fluchtafeln: Abgesehen von Brunnen B 34 enthielt Brunnen B 1 im Dipylon, dem größten Stadttor Athens, zwei Fluchtafeln sowie 574 Bleitäfelchen mit dem Namen von Pferdebesitzern, auf denen das Aussehen und der Wert ihrer Pferde angegeben ist. Zusammen mit den 30 neuen Fluchtafeln in Brunnen B 34 im Rundbad vor dem Dipylon (Abb. 3. 4) wurde ebenfalls ein vereinzelter, gefalteter Blei-streifen gefunden, der aus dem Archiv der athenischen hipparchen stammt. Letztere hatten im Auftrag der Polis, die nach Xenophon, hipparchikos 17 jährlich fast 40 Talente für die Reiterei ausgegeben hat, regelmäßig Muste-rungen und Schätzungen der Pferde (τιμήσεις τῶν ἵππων) vorzunehmen, ein Vorgang, der auf Bleistreifen dokumentiert wurde. Eingeritzt ist auf dem neuen Beispiel der Name des Pferdebesitzers Nikogenes, der einen Fuchs mit dem Brandzeichen eines Brustpanzers (θώραξ) im Wert von 600 Drach-men besaß (Abb. 5a–c). Auf der Außenseite des mittig gefalteten Bleistrei-fens stehen die Buchstaben ΝΙΚΟΓΕΝΟΥ ΠΥ/PPΟΣ ΘΩPAΞ (Νικογένου Πυρρός θώραξ). Innen steht auf der linken hälfte: T ·Ι· (für τίμημα oder τιμή, Wert) 2 Verteilung der Brunnen im Grabungsgelände. (Zeichnung: J. Stroszeck – R. Andreopoulou)100e · Forschungsberichte des dAi 2019 · Faszikel 2 und dann ΓΗ Η, also 600. In der rechten hälfte der Innenseite sind unter einer Rasur die Reste einer weiteren Zahl (HHH) erhalten, die bei einer frü-heren Musterung hier eingetragen war und anlässlich der Wiederverwen-dung gelöscht worden ist. Ein Brandzeichen in Form eines Brustpanzers war bisher nicht bekannt. Die höchstpreise für ein Pferd auf den Bleistreifen aus Brunnen B 1 betragen bis 1200 Drachmen. Der Name Nikogenes ist auch auf dem Bleistreifen bei Braun 1970, 226 Nr. 414 (Traill 2004, 194 Nr. 713825, dort datiert 270–250 v. Chr.) als Besitzer eines Rappens im Wert von 600 Drachmen genannt, möglicherweise handelt es sich um die gleiche Person. Als Brandzeichen hatte der Rappen eine Schwalbe. In Form und Faltung ist die neue Pferdemarke sehr gut mit einem Stück mit dem Namen des Niko-machos vergleichbar: Sein Pferd war ebenfalls ein Fuchs im Wert von 600 Drachmen und hatte ein Brandzeichen in Gestalt eines Kentauren (Braun 1970, 226 Nr. 419 Taf. 83). Auch wenn im öffentlichen Brunnen B 1 die Archivalien auf Blei und im Brunnen B  34 der öffentlichen Badeanlage vor dem Dipylon die Fluchtafeln überwiegen, ist die erneute Fundvergesellschaftung mit Fluchtafeln auffällig.Die Beschränkung auf zwei bestimmte, öffentliche Brunnen entspricht dem Befund von Fluchtafeln aus der Nekropole: Sie kommen auch dort kei-neswegs in jedem beliebigen Grab vor. Vielmehr konzentriert sich das Vor-kommen von Fluchtafeln in Übergangs- bzw. Randbereichen der Keramei-kosnekropole, während sich in bürgerlichen Familiengrabbezirken diese Praxis kaum nachweisen lässt.Die Fluchtafeln aus Gräbern und Brunnen unterschieden sich im Keramei-kos deutlich in Art und Größe der Fluchträger und in der Datierung. In den Gräbern ist die Praxis vom mittleren 5. Jahrhundert v. Chr. bis in die zweite hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. bezeugt. Danach findet ein Wechsel in der Fluchpraxis statt: Ab diesem Zeitpunkt werden die Fluchtafeln fast aus-schließlich in Brunnen versenkt. Brunnen B 34 (Abb. 3) wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. aus kreisförmig angeordneten Kalksteinblöcken in Kragtechnik errichtet. Der Brunnen-schacht erweitert sich von der Mündung (Durchmesser ca. 1,20 m) zum 3 Brunnen B 34, Schnitt. Fundhöhen der Fluchtafeln. (Zeichnung: J. Stroszeck – R. Andreopoulou)4 B 34 im Rundbad, Quellnische. (Foto: J. Stroszeck)3 4101e · Forschungsberichte des dAi 2019 · Faszikel 2 Grund hin beträchtlich (Durchmesser unten 2,30 m). Er ist über einer star-ken Quelle positioniert, die in ca. 9,50 m Tiefe in den Brunnen einströmt. Beim Bau des Brunnenschachtes ist für die Quelle eine Öffnung mit dreiecki-gem Giebel in die Brunnenwand eingebaut worden. Mit Unterbrechungen war der Brunnen mehr als 800 Jahre in Betrieb: Er wurde mindestens bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. benutzt. Die Masse der Fluchtafeln wurde in Nutzungsschichten des Brunnens gefunden, die – nach der vorläufigen Datierung durch Keramik- und Münz-funde – zwischen 320 und 260 v. Chr. datierbar sind. Fluchtafeln aus Gräbern des 5. Jahrhunderts v. Chr. haben mehrfach die Form kleiner Särge, in die eine Bleifigur gelegt ist, die den Gegner darstellt. Solche Fluchträger kom-men in Brunnen nicht vor, d. h. der Ort und der historische Zeitpunkt der Deponierung beeinflussten auch die Form des Fluchträgers. Die geringe Größe und die handlichkeit der gefalteten Bleitäfelchen aus Brunnen B 34 erlaubten es, sie u. U. ungesehen im Wasser zu versenken (Abb. 6). Während die Mehrzahl der Fluchtafeln aus dem Brunnen aus gefalteten, manchmal mit einem Nagel durchbohrten Streifen oder rechteckigen Täfel-chen besteht, gibt es bei einigen Beispielen Ähnlichkeiten mit Gegenstän-den, zum Beispiel einer Abstimmungsmarke, einem Archivstreifen oder einem Messer. Singulär ist die Nachahmung einer Leber im Miniaturformat (Abb. 7).Der abrupte Wechsel in der Fluchpraxis, von einer Deponierung in bestimmten Gräbern im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. hin zu einer nahezu ausschließlichen Deponierung in Brunnen, erfolgte am Ende des 4. Jahrhun-derts v. Chr. Dieser Wechsel fällt sicher nicht zufällig somit in die Zeit der Grabgesetze des Demetrios von Phaleron (317/307 v. Chr.), die bei Cicero (de legibus 2, 66) überliefert sind: „Er ordnete die Beerdigung vor Tagesanbruch an (ante lucem enim iussit  efferri). Für die Anlage neuer Grabmäler (sepulcris novis) bestimmte er ein Maß (finivis modum): Über dem Grabhügel (super terrae tumulum) durfte nichts errichtet werden als eine Säule, nicht höher als drei Ellen (columellam tribus cubitis), oder ein Opfertisch (mensam), oder ein 5 Brunnen B 34, Abhub 16, Inv. IB 87, Vorder- und Rückseite. Frühhellenistischer Bleistreifen aus dem Archiv der Athenischen Kavallerie mit dem Namen des Nikogenes, der der Besitzer eines Fuchses im Wert von 600 Drachmen war. Gefaltet: höhe 2,25 cm, Länge 7,10 cm; aufgefaltet: Länge 13,5 cm, Gewicht: 17,27 g. (a.b: Foto: J. Stroszeck, c: Zeichnung: F. Lehmann)abc102e · Forschungsberichte des dAi 2019 · Faszikel 2 -becken (labellum), und zur Aufsicht hierüber hatte er einen besonderen Beamten eingesetzt (et huic procurationi certum magistratum praefece-rat) [Übersetzung Ziegler 1974, 295–297].“ Die Umsetzung dieser neuen Regelungen, die eine tiefgreifende und sehr nachhaltige Reformierung des athenischen Gräberwesens zur Folge hatte, wäre nicht möglich gewesen, wenn sie nicht kontrolliert worden wäre. Mit der Einsetzung von Aufsichtsbeamten über das neue Gräberwesen muss eine Kontrolle der Nekropolen einhergegangen sein, die auch der weit ver-breiteten magischen Praxis in den Athenischen Nekropolen ein Ende gesetzt hat.LiteraturK. Braun, Die Dipylon-Brunnen B1. Die Funde, AM 85, 1970, 129–269PAA XIII (2004) 194 Nr. 713825 s. v. N-Opsios (J. S. Traill)K. Ziegler, Cicero. Staatstheoretische Schriften. Lateinisch und Deutsch, Schriften und Quellen der Alten Welt 31 (Berlin 1974)6 Brunnen B 34, Abhub 16, Inv. IB 79, Gefaltete und durchbohrte Fluchtafel in ungeöffnetem Zustand (geschlossen: höhe 3,5 cm Breite 1,4 cm; Gewicht gesamt: 7,99 g (einschließlich Eisennagel). (Foto: J. Stroszeck)7 B 34, Abhub 16, Inv. IB 104, Fluchtafel in Form einer Leber (Länge 5,2 cm Breite max.: 2,3 cm; Gewicht: 27,39 g). (Foto: J. Stroszeck)67

Athen, Griechenland. Kerameikos. Archäologischer Kontext von Fluchtafeln: Brunnen B 34

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Athen, Griechenland. Kerameikos. Archäologischer Kontext von Fluchtafeln: Brunnen B 34

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