thesis

Elektronentransfer durch Oligopeptide : Synthese und kinetische Untersuchung von Polyprolin-Modellsystemen

Abstract

In der vorliegenden Dissertation wurde ein Konzept vorgestellt, das es ermöglicht in einem Oligopeptid im Sub-Mikrosekunden Zeitraum ein Radikalkation zu erzeugen. Die entwickelte Methode zeichnet sich dabei durch die hohe Regioselektivität sowie die milden Reaktionsbedingungen aus. Bei den untersuchten Modellverbindungen von Typ 37 wurde der C-Terminus von Oligopeptiden mit einem 2-pivaloyl-modifizierten Tetrahydrofuranderivat verknüpft (Schema 5.1). Bei der Bestrahlung des Radikalvorläufers 37 kommt es nach einer Norrish- Typ-I-Eliminierung (ka) und anschließender radikalinduzierter b-Eliminierung der Diphenylphosphat-Austrittsgruppe (kE) zur Bildung eines Radikalkations der Art 39. Das infolge der Fragmentierung gebildete Radikalkation 39 hat stark oxidierende Eigenschaften und vermag die Seitenketten geeigneter aromatischer Aminosäuren zu oxidieren. Bei Flash-Photolyseexperimenten (XeCl-Excimer Laser, l = 308 nm) mit den Modellverbindungen 67 und 69 (Schema 5.1) konnte gezeigt werden, dass die gebundenen Aminosäuren Tyrosin und 2,4,6-Trimethoxyphenylalanin, durch das infolge der Bestrahlung gebildeten Radikalkations der Art 39, oxidiert werden können. Dieser Vorgang wurde anhand der charakteristischen Absorption des gebildeten Tyrosylradikals (lmax = 410 nm) bzw. des erzeugten Radikalkations von 2,4,6-Trimethoxyphenylalanin (lmax = 550 nm) verfolgt. Bei anschließenden Experimenten stand die Untersuchung mehrstufiger Elektronentransfer- Prozesse im Mittelpunkt. Dazu wurden die Modellsysteme 111 - 114 synthetisiert, die drei verschiedene Redoxzentren aufweisen (Schema 5.2). In den durchgeführten Kaskaden-Experimenten oxidiert das nach der Bestrahlung der Oligopeptide 111 - 114 entstehende Enolether-Radikalkation 115 in einem ersten Elektronentransfer-Schritt (kET1) die Seitenkette von 2,4,6-Trimethoxyphenylalanin. Das dabei gebildete Radikalkation des intermediären Elektronendonors (116) gibt in einem zweiten Elektronentransfer-Schritt (kET2) die Ladung an Tyrosin, den finalen Elektronendonor, weiter. Der Abstand des intermediären Elektronendonors zum finalen Elektronendonor wurde in den Modellsystemen 111 - 114 variiert. Zum Einsatz kamen dabei n = 0, 1, 3 und 5 verbrückende Prolineinheiten. Der in Schema 5.2 (S. 96) dargestellte Reaktionsablauf konnte durch die Aufnahme von Transienten-Absorptions-Spektren bestätigt werden (Abbildung 5.2 A). Dabei war es möglich, die Oxidation und anschließende Reduktion des intermediären Elektronendonors im Verlauf des mehrstufigen Elektronentransfer-Prozesses zu verfolgen. Aufgrund der spektralen Eigenschaften der oxidierten Aminosäuren gelang es, den Redoxprozess von 2,4,6-Trimethoxyphenylalanin unbeeinflusst vom Redoxprozess des finalen Elektronendonors Tyrosin zeitaufgelöst zu untersuchen (Abbildung 5.2 B). Es wurde festgestellt, dass der erste Elektronentransfer-Schritt in den Modellsystemen 113 - 114 konzentrationsunabhängig mit kET1 ≥ 4·107 s-1 abläuft. Durch Auftragung der beobachteten Geschwindigkeit des zweiten Elektronentransfer-Schritts gegen die Konzentration gelang es die Geschwindigkeitskonstante für den intramolekularen Elektronentransfer zwischen dem finalen und intermediären Elektronendonor (kET2,intra) zu ermitteln. Darüber hinaus konnten durch die Auftragung Informationen zur Geschwindigkeit des intermolekularen Elektronentransfers (kET2,inter) gewonnen werden (Tabelle 5.1, S. 98). Die Werte für kET2,intra wurden bezüglich ihrer Distanzabhängigkeit untersucht. Dabei wurde nur eine schwache Abhängigkeit von kET2,intra gegenüber der Anzahl n der verbrückenden Prolineinheiten zwischen dem intermediären und finalen Elektronendonor festgestellt. Diese Beobachtung steht im Einklang mit Untersuchungen des Elektronentransfers in anderen Prolin-verbrückten Modellsystemen.[12, 74]. Die beobachtete Distanzabhängigkeit kann nicht auf der Grundlage eines Elektronentransfers durch die Bindung erklärt werden. Vielmehr deuten die Versuchsergebnisse auf einen Elektronentransfer durch den Raum hin. Dazu müssen in den Modellsystemen 111 - 114 Konformationen realisiert werden, bei denen die Redoxzentren deutlich geringere Abstände aufweisen, als diese Rechnungen vermuten lassen. Bei Untersuchungen der Flexibilität von Oligoprolin-Modellsystemen wurde kürzlich gezeigt, dass Konformationen, bei denen die Enden der Oligopeptide in geringem Abstand zueinander vorliegen, im Zeitfenster des beobachteten Elektronentransfers erreicht werden können.[157-159] Um ein umfassenderes Bild vom Mechanismus des Elektronentransfers in den Oligopeptiden 111 - 114 zu erhalten, ist es erforderlich weitere Untersuchungen zur Struktur der Verbindungen in Lösung durchzuführen. Damit exakte Messungen der Distanzabhängigkeit des Elektronentransfers in Modellsystemen der Art 111 - 114 durchgeführt werden können, muss der Polyprolin-Abstandshalter durch ein rigideres Strukturelement ersetzt werden. Dabei bietet sich der Einsatz von stabilisierten Peptidstrukturen mit bekannter Röntgenstruktur an.[163] Darüber hinaus könnte in zukünftigen Experimenten eine Aminosäure mit 2,4-Dimethoxybenzylseitenketten zum Einsatz kommen. Die erwartete Absorption des bei der Oxidation dieser Aminosäure entstehenden Radikalkations liegt bei etwa 430 nm.[124] Eventuell kann der Redoxprozess dieser Aminosäure ungestört neben dem Tyrosylradikal und dem Radikalkation von 2,4,6-Trimethoxyphenylalanin untersucht werden. Damit wäre die Synthese von Peptiden möglich, in denen drei Elektronentransfer-Schritte nebeneinander zeitaufgelöst verfolgt werden können

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