thesis

Prädiktoren des Behandlungserfolgs adipöser Patienten mit einer Binge Eating Disorder : eine mögliche differentielle Zuteilung zu einer störungsspezifischen kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung oder einem behavioralen Gewichtsreduktionsansatz?

Abstract

Einleitung: Die Binge Eating Disorder (BED) wird als eine Essstörung definiert, die sich durch wiederkehrende Essanfälle ohne regelmässiges Kompensationsverhalten charakterisiert. Im DSM-IV wird die BED als eine neue Diagnose vorgeschlagen, die jedoch in weiteren Forschungsarbeiten noch zu überprüfen ist. Etwa 30% der Teilnehmer an Gewichtsreduktionsprogrammen erfüllen die Kriterien einer BED. In der Allgemeinbevölkerung liegt die Prävalenz bei 2%, wobei Frauen 1,5-mal häufiger betroffen sind als Männer. Verschiedene psychotherapeutische Therapieansätze zur Behandlung der BED mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten wurden bisher überprüft, woraus eine vergleichbare Effektivität hinsichtlich der essstörungsspezifischen Symptomatik resultierte. Aktuell liegen noch wenige Studienresultate aus der BED-Prädiktorenforschung vor, die eine differentielle Zuteilung zu einem spezifischen BED-Behandlungsansatz aufgrund individueller Patientencharakteristika erlauben und somit eine Steigerung der Therapieeffektivität ermöglichen würden. Fragestellung: Ausgehend von bisherigen Forschungsergebnissen zum Therapieerfolg der BED wurden mögliche differenzierende BED-Behandlungsprädiktoren erfasst und überprüft. Es wurde der prädiktive Wert spezifischer essstörungs- und gewichtsspezifischer anamnestischer Variablen und der Zustandsvariablen der Depression und Angst adipöser BED-Patienten auf den unmittelbaren Behandlungsausgang allgemein sowie zweier verschiedener Behandlungsansätze (störungsspezifische kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung = KVT versus behaviorale Gewichtsreduktion = BGR) untersucht. Patienten und Methoden: Im Rahmen einer kontrollierten, randomisierten Therapiestudie wurden 38 adipöse BED-Patienten entweder mittels KVT oder BGR behandelt (KVT, n=18; BGR, n=20). Beide Therapieformen wurden im ambulanten Gruppensetting in 16 wöchentlichen Sitzungen durchgeführt. Die BED-Symptomatik und die dazugehörende essstörungsspezifische Psychopathologie sowie die Zustandsvariablen der Stimmung und der Angst wurden zu Beginn, im Verlauf und am Ende der jeweiligen Behandlung standardisiert erhoben. Als mögliche Prädiktoren für den Behandlungsausgang wurden anamnestische Variablen bezüglich der BED- und der Adipositaserkrankung, die Anzahl der Essanfälle bei Therapiebeginn sowie die Zustandsvariablen der Stimmung, Angst und des Gewichts erfasst und analysiert. Ergebnisse: Unabhängig vom Behandlungsansatz resultierte eine signifikante Reduktion der BED-Kernsypmptomatik. Für das Ausmass der Reduktion der Psychopathologie sowie deren individuelles Profil ergaben sich keine Unterschiede zwischen den beiden BEDBehandlungen, die KVT war im Vergleich zur BGR jedoch tendenziell effektiver hinsichtlich der Reduktion der Essanfälle. Das Ausmass der Stimmungsbeeinträchtigung sowie das Alter beim erstmaligen Diätieren erwiesen sich als generell den Behandlungserfolg beeinflussend. Die Variablen des Alters bei der BED-Erstmanifestation bzw. des ersten Essanfalls sowie des BMI bei Behandlungsbeginn resultierten als prädiktiv für den Therapieerfolg der unterschiedlichen Behandlungsansätze. Diskussion: Ein BED-Erstmanifestationsalter um das 30. Lebensjahr sowie eine BMI-Grenze um ca. 32 erwiesen sich als entscheidende Patientencharakteristika für die differentielle Zuteilung zur KVT oder BGR. Die therapeutische Bedeutung dieser Prädiktoren sowie Überlegungen zur Interpretation der Ergebnisse und weiterführenden Untersuchungen werden abschliessend diskutiert

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