Vergessen oder Vergeben? Journalistische Fehlleistungen und ihre Folgen für das allgemeine Vertrauen in die Medien

Abstract

Nikolaus Jackob: Vergessen oder Vergeben? Journalistische Fehlleistungen und ihre Folgen für das allgemeine Vertrauen in die Medien Das Thema Medienvertrauen hat in den vergangenen Jahren in den mit Medien und Kommunikation befassten Wissenschaftsdisziplinen an Bedeutung gewonnen. Allerdings ist, sieht man von bekannten Zusammenhängen zwischen Mediennutzung und Medienvertrauen ab, bis heute weitgehend unklar, welche tieferen (psychologischen) Gründe und Motive Menschen haben, den Medien zu vertrauen. Da in der einschlägigen Forschung angenommen wird, dass die positive Erfahrung der Vertrauenswürdigkeit einer Person oder Institution ein zentraler Grund für das Entstehen bzw. den Erhalt einer Vertrauensbeziehung ist, wird im vorliegenden Beitrag erstens untersucht, ob Erfahrungen mit Fehlern der Medien in der Vergangenheit, interpretiert als negative Erfahrung mangelnder Vertrauenswürdigkeit, Einfluss auf das den Medien entgegengebrachte Vertrauen hat. Es wird angenommen, dass Menschen, die sich an prominente Falschberichte der Medien erinnern, diesen ein niedrigeres Maß an Vertrauen entgegenbringen. Zweitens wird untersucht, ob auch die individuelle Einstellung zu Medienfehlern einen Einfluss auf das Medienvertrauen haben kann: Es wird angenommen, dass Menschen, die Medienfehler beispielsweise für ein häufig auftretendes bzw. unentschuldbares Problem halten, weniger Medienvertrauen haben als weniger kritische Zeitgenossen. Der Beitrag dokumentiert Befunde aus einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung in Deutschland. Die Analysen zeigen, dass das Vertrauen in die Medien bei den meisten Befragten recht hoch ist – unabhängig von konkreten Erinnerungen an journalistische Fehlleistungen, an die sich Mehrheiten von Befragten ohnehin nicht (korrekt) erinnern. Sie zeigen jedoch auch, dass Menschen, die sich potenzieller Medienfehler eingedenk sind und diese als Problem bewerten, insgesamt deutlich weniger Vertrauen in die Medien haben, als diejenigen, die Medienfehler für ein seltenes und/oder unproblematisches Phänomen halten.EnglishNikolaus Jackob: Neglecting or forgiving? Journalistic errors and their influence on trust in the media In recent years, trust in the media has increasingly become an important issue for media and communication research. Besides some evidence for the association of media use and media trust there is to date not much research focusing on the (psychological) reasons or motives for trust in the media. Scholars generally concerned with the formation of trust argue that the individual experience of a person‘s or institution‘s trustworthiness may lead to trust in this person or institution. Therefore, in this article the subjective experience of media errors is regarded as a potential source of mistrust in the media. It is investigated whether individuals that remember cases of erroneous media reports express lower levels of general trust in the media than individuals not remembering media errors. Furthermore, it is assumed that not only the subjective experience or rememberance of media errors may have an influence on trust in the media, but also the individual‘s attitudes towards erroneous media reports. The presented study thus investigates whether individuals regarding media errors as a frequent and/or inexcusable problem express lower levels of trust in the media than their less critical counterparts. Based on a representative survey of the German population the article demonstrates that most respondents seemingly rather trust in the media – irrespective of their subjective experience of media errors (which in most cases seem to be forgotten by majorities of respondents). However, analyses show that trust in the media to some extent depends on the participants‘ attitudes toward erroneous media re- ports: Individuals regarding media errors as a comparatively frequent and inexcusable phenomenon express lower levels of trust in the media than individuals which characterize such errors as rather infrequent and forgivable

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