Bildethik im Fadenkreuz

Abstract

Vorsicht bei Gewaltfotos, titelt derzeit auf seiner Webseite der „Deutsche Presserat“, das Selbstkontrollorgan der deutschen Printmedien und deren Onlineprodukten. Im Kampf um Aufmerksamkeit und Exklusivität wurden unreflektiert Bilder von der Ermordung des US-Journalisten James Foley abgedruckt, ohne dass das Opfer unkenntlich gemacht wurde. Damit machten sich die Redaktionen „ethisch angreifbar“ und ließen sich durch die Terroristen instrumentalisieren, sagt Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Presserates. Ethisches Handeln fordert Tillmanns von Journalisten und Redaktionen. Aber nicht nur die Medienschaffenden tragen ethische Verantwortung, sondern auch das Publikum. Rezipienten üben Macht aus mit ihrer Entscheidung, welche Inhalte sie nutzen. Das gilt nicht nur für die klassischen Massenmedien, sondern auch für die sozialen Netzwerke und Onlineplattformen, wo die User potenziell auf Milliarden an Bildern zugreifen können. „Allein die Hinrichtung von James Foley wurde auf einer Internetseite, die solche Filme duldet, bisher 1,3 Millionen Mal angesehen. Plus die Klicks bei anderen Portalen“, hieß es am 20.10.2014 auf faz.net. Viele Betrachter reflektieren nicht, dass ihre Handlung das Opfer noch einmal zum Opfer macht und gleichzeitig unterstützt wird, was Terroristen wollen: Angst und Schrecken verbreiten, um ihre Ziele durchzusetzen. Zunehmend dominieren Visualisierung und Emotionalisierung die Berichterstattung, die Erklärung der Themen tritt in den Hintergrund. (…

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