Engerer, Volkmar

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13Hermes, Journal of Linguistics no. 29-2002Volkmar Engerer *Semantische Beschreibungen.Einleitung zur thematischen SektionFür die meisten Linguisten, wie wohl auch für alle anderen an Univer-sitäten und höheren Lehranstalten tätigen Personen, sind Bibliothekennotwendige, aber selten geliebte bauliche Einrichtungen, an denen, wennüberhaupt, Literatur gesucht wird (der größte Teil der Literaturrecherchenist ja inzwischen vom Heimcomputer aus zu erledigen) und oft nur nochdie gewünschten Werke in Empfang genommen werden (auch letztereserfordert immer seltener physische Gegenwart der Bibliotheksbenutzer,die Staatsbibliothek schickt Universitätsangestellten die bestellte Literaturdirekt ins Büro). Dass sich trotz dieser Virtualisierung der Bibliothekendoch noch eine erstaunlich große Schar von Sprachstudierenden undforschenden Linguisten in den Fachsälen der Staatsbibliothek einfindet,mag vielleicht am unersetzlichen persönlichen Kontakt mit den dortherumeilenden Bibliothekaren liegen. Man versuche nur, ich nenne hierein eher harmloses Beispiel, sich nach guter (!) englisch- oder dänisch-sprachiger (nicht deutscher!) sprachtypologischer Literatur, sagen wirzur linksköpfigen Nominalprojektion im Proto-Hausa, zu erkundigen,am besten auf kognitiver Grundlage, aber auf jeden Fall sofort verfügbarund nicht älter als 2000. Bibliothekare sind das gewohnt, er oder siewird sich sofort an einen freien Computer setzen, möglicherweise dierichtige Datenbank anklicken und das erste Suchwort eintippen. Alleinedieses Erlebnis ist einen Bibliotheksbesuch wert.Weniger bekannt ist vielleicht, dass Bibliotheken auch vorzüglicheOrte der wissenschaftlichen Diskussion sein können, wofür dieStaatsbibliothek in Århus ein gutes Beispiel ist. Seit dem Jahre 2000* Dr. Volkmar EngererSeniorforsker og fagreferentStatsbiblioteket ÅrhusUniversitetsparkenDK-8000 Århus CE-mail: ve@statsbiblioteket.dk14findet hier jährlich ein Forschungskolloquium Sprache statt, wo sich,um nur einige Institutionen zu nennen, Linguisten und Sprachforschervon der hiesigen Universität, der Handelshochschule und der Süddäni-schen Universität treffen, um mit Standeskollegen und sprachinteressier-ten Mitarbeitern der Staatsbibliothek ihre Forschungsergebnisse zudiskutieren. Dazu kommt üblicherweise ein deutscher Gast, der diespezielle Forschungstradition dieses wichtigen Nachbarlandes vertritt.Es hat sich, meine ich, nach nun schon zwei solchen Veranstaltungengezeigt, dass die Staatsbibliothek einen inspirierenden, gewissermaßenneutralen Rahmen für Linguisten aus den verschiedensten Instituten bie-ten kann. Und für einige war es vielleicht auch eine Überraschung zuerfahren, dass an der Bibliothek auch geforscht wird. Und wen das allesgar nicht interessierte, konnte wenigstens bei einem geführten Rundgangim Bücherturm dabei sein und die Aussicht vom 17. Stock genießen.Das erste Forschungskolloquium 2000 stand unter dem Thema„Sprechakttheorie“. Die Vorträge, die in Engerer (2001a) als Arbeitspa-piere veröffentlicht sind, zeigten einmal deutlich die Kluft zwischenphilosophischen und linguistischen Ansätzen zur Sprechakttheorie. Zumanderen führten v.a. die sich anschließenden Diskussionen vor Augen,wie verschieden und kontrovers die Auffassungen zum Bedeutungsbegriffsind, bis hin zu einer radikalen Zurückweisung herkömmlicher, strukturellbasierter Bedeutungen, wie sie sich z.B. in Hvidtfelt Nielsens Beitragfindet (Hvidtfelt Nielsen 2001). In meinem Vorwort zu den Tagungsakten,s. Engerer (2001b), habe ich noch weitere erschütternde Probleme derSprechakttheorie diskutiert. All dies war Anlass für mich, das nächsteKolloquium unter den Titel „Semantische Beschreibungen“ zu stellen.Es fand am 30. November 2001 an der Staatsbibliothek statt, und ichfreue mich, vier der insgesamt acht gehaltenen Vorträge in der folgendenthematischen Sektion vorstellen zu können.Ausgangspunkt für das Kolloquium war die einfache Frage, wasBedeutung ist. Man kann sie verstehen, aber weder sehen noch hören –im Gegensatz zu sprachlichen Ausdrücken, die sich in niedergeschriebe-nen Wörtern und Sätzen oder in der gesprochenen Rede manifestieren.Bei letzteren ist es möglich, deren Form auf einer Basis zu beschreiben,welche die meisten Linguisten als „empirische“ Grundlage ihrer - bei-spielsweise syntaktischen - Analysen ansehen. Was ist aber die „empi-rische Grundlage“ der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke? Ich vertrat in15meiner Kolloquiumsbeschreibung damals den Standpunkt, dass, bis sichbrauchbare empirische Bedeutungskorrelate z.B. im Kopf (oder inbeobachtbarem Verhalten, ...) finden, der Semantiker sich entweder damitbegnügen muss, an unsere Intuition zu appellieren, oder aber Aussagendarüber zu formulieren hat, wie der systematische Zusammenhang zwi-schen Bedeutung und Sprachform beschaffen ist – übrigens ohne notwen-digerweise etwas über das „Wesen“ der Bedeutung sagen können zumüssen. Es ist also die semantische Beschreibung selbst, wie ich damalsargumentiert habe, die Bedeutung zu einem definierten Begriff erhebt:Sie macht Bedeutungen sichtbar und damit erst zu dem existierendenObjekt, das untersucht werden kann.Acht Teilnehmer führten auf dem Kolloquium vor, wie sie sprachlicheBedeutungen in semantischen Analysen „sichtbar“ machen, je mit ihrerTheorie, „ihrer“ Sprache und den Traditionen und Schulen, in denen ihrjeweiliges Fach wurzelt. Ich möchte nun in einem Kurzreferat die Beiträgeund Beiträger vorstellen, die nicht in dieser thematischen Sektion vertretensind, und stichwortartig zu eventuellen Gemeinsamkeiten oder Unter-schieden in den jeweiligen Bedeutungsauffassungen Stellung nehmen.Anschließend gehe ich auf die hier abgedruckten Beiträge ein.Da war einmal Hanne Leth Andersen, Romanistisches Institut,Universität Aarhus, die unter dem Titel „Informationsstruktur på taltfransk: subjekt og topic?“ (Informationsstruktur des gesprochenenFranzösisch: Subjekt und Topik?) eine syntaktische Sicht auf Bedeutunganlegte. Ihre Analyse der gesprochenen Wortstellung im Französischenzeigte, wie häufig der Topikplatz (und nicht das Subjekt) benutzt wird,um den diskursiven Hintergrund (wie Thema, Zeit, Ort oder Person) schonam Anfang der Äußerung zu liefern. Mit dieser textuell fundierten Topik-bedeutung spricht Leth Andersen wohl den allgemeinsten Fall einerBedeutung an, nämlich die Bedeutung einer Kategorie bzw. Relation,hier einer syntaktischen.Einen Begriff von Bedeutung, der am anderen Ende ansetzt, wurdedagegen von Harald Pors, Germanistisches Institut, Universität Aarhus,vertreten. In seinem Vortrag „En beskrivelse af de tyske kræve-verber”(Eine Beschreibung der deutschen Verben des Verlangens) stellt er dieErgebnisse einer kontrastierenden und tiefgehenden Analyse einesdeutschen Wortfeldes vor, wo synonyme und teilsynonyme Verbgruppendurch ihr variierendes syntaktisches Verhalten, hierunter insbesondere16Valenzeigenschaften, quasi „entsynonymisiert“ werden. Ein wichtigesPrinzip der semantischen Beschreibung, das auch in vielen anderenBeiträgen zum Ausdruck kommt (siehe unten), ist hier enthalten: Erstdie syntagmatischen Einbettungsmöglichkeiten von einzelnen Lexemenbestimmen die aktualisierten und aktualisierbaren Bedeutungsvarianten.Es erscheint auf diesem Hintergrund, und das möchte ich hier hinzufügen,sehr fraglich, wie ein pures Lexikonelement, ohne Rekurs auf die mög-lichen syntaktischen Aktualisierungsmöglichkeiten, semantisch beschrie-ben werden kann. Pors’ Beitrag zeigt, wie auch einige andere Beiträge,deutlich, dass Bedeutungsanalysen durch Hinzuziehung des syntaktischenAusdrucks durchaus auf empirische Beine gestellt werden können.In seinem Beitrag „POLYFONI. En sprogteori“ (POLYPHONIE. EineSprachtheorie) entwickelte Henning Nølke, Romanistisches Institut,Universität Aarhus, eine Bedeutungstheorie, die speziell in der romanisch-französischen Tradition steht (Oswald Ducrot). Der Grundgedanke ist,dass der Sprachkode schon auf Langue-Niveau dafür eingerichtet ist,dass die aktuelle Äußerung mehrere verschiedene „Sichtweisen“ (oder„Stimmen“, daher der Name) kommunizieren kann. Solche Langue-An-gaben restringieren die möglichen Interpretationen der Äußerung undderen Einbettungseigenschaften in einen gegebenen Diskurs. Die Ähn-lichkeiten und Parallelen zu Pors’ Konzeption des Syntax-lexikalischeBedeutung-Zusammenhangs (bei Nølke: Äußerung-Langue-Ebene) ist,sieht man von terminologischen Unterschieden ab, leicht zu sehen. Wäh-rend aber Nølkes Zugang mehr deduktiv ist, kann Pors’ Herangehensweiseeher als induktiv-empirisch charakterisiert werden. Die Vorteile einerformbasierten Bedeutungsanalyse demonstrieren beide Ansätzegleichermaßen.Peter Bakker, Linguistisches Institut, Universität Aarhus, hielt einenVortrag zur „Universalsemantik ud fra en kreolsproglig vinkel“ (Uni-versalsemantik aus kreolsprachlicher Sicht). Er zeigte auf Grundlage vonumfangreichem Material, dass die verschiedensten Kreolsprachen eineTendenz haben, dieselben grammatischen Bedeutungen auszudrücken.Seine Analyse umfasst nicht nur verbale Kategorien wie Zeit (Tempus),Modus oder Aspekt, sondern auch Generizität und Spezifizität in derNominalgruppe. Der Nachweis von Bedeutung besteht hier, wie beiHanne Leth Andersen, im Aufweisen rekurrenter grammatischer Muster(oder Paradigmen) wie spezialisierter Hifsverben, grammatischer Endun-17gen, Wortstellungsregularitäten usw. und deren Anknüpfung an gramma-tische, „verallgemeinerte“ Bedeutungen. Pors und Nølke beschäftigensich mit einer anderen Art von Bedeutung – man könnte sie vielleicht alsspezifisch-lexikalisch bezeichnen - was sich sowohl im theoretischenAnsatz als auch in den Methoden niederschlägt.Die restlichen vier Vorträge, die auf dem Forschungskolloquium 2001an der Staatsbibliothek gehalten wurden, sind zum ersten Mal hier, erwei-tert und selbstverständlich überarbeitet, abgedruckt und könnten daher –eigentlich – für sich selbst sprechen. Ich möchte aber trotzdem versuchen,kurz die mir wichtig erscheinenden Züge in den Beiträgen zusammenzu-fassen und sie, auch in Hinblick auf die vier einleitend vorgestelltenVorträge und deren Bedeutungskonzeptionen, zu perspektivieren.Den Anfang in diesem Heft macht Klaus Robering, Institut fürKommunikations- und Softwaretechnik, Technische Universität Berlin.In seinem Beitrag „Kann man die Gebrauchstheorie der Bedeutung inder Semantik gebrauchen?“ stellt er Überlegungen dazu an, was Bedeu-tungstheorien sind und leisten sollen, was korrelationalistische von nicht-korrelationalistischen Bedeutungstheorien unterscheidet und durchwelche Eigenschaften Gebrauchstheorien der Bedeutung gekennzeichnetsind. Von diesen Theorien unterscheidet Robering die Semantik (einerEinzelsprache), die er (sowohl in einer referenz- als auch gebrauchstheore-tischen Ausprägung) in eine übergeordnete Bedeutungstheorie einbettetsehen will. Diese Einbettung spezifiziert er dadurch, indem er auf dieRolle bedeutungstheoretischer Konzepte beim Aufbau semantischerTheorien eingeht und die formale Struktur des Zusammenwirkens beiderTheorien expliziert. Bedeutungstheorien stellen nach Robering Prinzipienbereit, welche die Form semantischer Theorien beschränken. - Ich meine,dass sich aus Roberings Überlegungen durchaus wichtige Fragen fürden linguistischen Semantiker ergeben. Z.B.: Ist eine pur linguistischesemantische Theorie möglich ohne bedeutungstheoretische Voran-nahmen? Ist es wirklich so, dass semantische Analysen von der bedeu-tungstheoretischen „Wesensbestimmung“ der Natur der Bedeutung (ins-besondere Gebrauch vs. Referenz) unabhängig sind, wie Robering argu-mentiert? Ich meine noch immer, zugegebenermaßen sehr traditionell,dass Bedeutungsanalysen durchaus Argumente für die – nach Roberingauf die Philosophie zu beschänkende – Diskussion um die Richtigkeitder einen oder anderen Bedeutungstheorie liefern können.18Der zweite Beitrag stammt von Ole Togeby, Nordisches Institut, Uni-versität Aarhus, und steht unter der einfachen Frage „Hvad er betydning?“(Was ist Bedeutung?). Ausgehend von der grundlegenden Zweiteilungin den manifesten, teilbaren sprachlichen Ausdruck (Sprachhandlungen)und latenten, unteilbaren sprachlichen Inhalt (Gedanken) schlägt Togebyfür die Struktur der Ausdrucksseite eine 5-stufige Hierarchie von Morphbis Äußerung vor. Eine parallele Hierarchie entwickelt er für die Inhalts-seite, die, entsprechend dem Prinzip der Unteilbarkeit der Bedeutung,auf dem Verhältnis Figur-Grund beruht. Auf diesem Hintergrund entwirftTogeby ein Modell der sprachlichen Kommunikation, welches das „Rätseldes Miteinandersprechens“, also die Frage, wie sprachliche Äußerungenbei zwei Kommunikationspartnern denselben Gedanken hervorrufen kön-nen, lösen soll. Für Togeby gibt es nicht eine Bedeutung; Bedeutung istbei ihm das Ergebnis eines aus verschiedenen Stufen bestehend analysier-baren Kommunikationsprozesses, in dem die sprachlichen Ausdrucksele-mente ihren jeweils verschiedenen und charakteristischen Beitrag leisten.Dieses dynamische Modell wendet er auf Polysemie und Homonymiean, Erscheinungen, die er als charakteristischen Ausdruck der „bedeu-tungsmäßigen Unterbestimmtheit“ der Sprache ansieht: Die vom Sprach-benutzer quasi bei jedem Kommunikationsakt geleistete Monosemierungsprachsystematisch notorisch semantisch unterbestimmter Ausdrückenimmt Bezug auf bestimmte Modellkomponenten, die eine textuell kohä-rente Interpretation sichern. - Bedeutung beruht bei Togeby auf Sprach-konventionen, ist aber im Wesentlichen kein unabhängig gegebenes Ding,sondern bleibt auf die zwischen Kommunikanten ablaufenden Interpre-tationsprozesse in einer konkreten Kommunikationssituation angewiesen.Bedeutung wird (immer wieder) geschaffen, sie existiert nur aufgrundeiner sozialen Interaktion. Diese an den sozialen Symbolismus erinnerndeKonzeption von interaktiven Bedeutungen zeichnet sich meiner Meinungnach dadurch aus, dass sie ausdrücklich die traditionellen grammatischenKomponenten und Einheiten wie Morphem, Satzglied, Satz, Wahrheits-wert, Urteil usw. mit einbezieht und sie in Togebys Hierarchie ihre defi-nierte Funktion erfüllen. Das macht es u.a. möglich, diese erweitertekommunikative Fassung von Bedeutung auch für die Linguistik und dieSprachanalyse nutzbar zu machen.Der dritte Beitrag stammt von Henning Bergenholtz, Zentrum fürLexikographie, Handelshochschule Århus, und steht unter dem Titel19„Leksikologiske analyser og beskrivelser ctr. leksikografiske angivelser“(Lexikologische Analysen und Beschreibungen vs. lexikographischeAngaben). Bergenholtz vertritt und begründet hier die These, dass dieSprachtheorie und sogar die theoretische Lexikologie nicht viel (wennnicht nichts) zur lexikographischen Arbeit, also dem Schreiben von Lexi-konartikeln, beizutragen haben. Anhand von vielen Beispielen de-monstriert Bergenholtz, wie Kritik und Verbesserungsvorschläge von Lin-guisten oft ins Leere schießen, indem sie die speziellen lexikographi-schen Kriterien und Prinzipien wie die verschiedenen Benutzergruppen,an die Lexika gerichtet sind, vernachlässigen. - Bergenholtz diskutiertfast ausschließlich aus der Sicht der sowie die Folgen für Lexikographen,ich meine aber auch, dass, vorausgesetzt seine Kritik trifft zu, die Lexi-kologie und die Theorie des Lexikons insgesamt vor neue Fragen gestelltsind. Wenn (nach linguistisch definierten Kriterien) „zutreffende“, dasSprachwissen korrekt wiedergebende und daher nützliche semantischeCharakterisierungen nicht notwendigerweise auch zutreffend und nützlichin Wörterbüchern sind, die ja Aufschluss eben über das Sprachwissengeben sollen, dann ist durchaus mit einiger Berechtigung zu fragen, wiees mit der Theorie des Lexikons bestellt ist. Die andere Alternative wäre,zwischen korrekter Beschreibung (Darstellung) des Lexikons, die derLinguistik zuzurechnen wäre, und einer Vermittlung des Lexikons durchden Lexikographen zu unterscheiden. Bergenholtz scheint der letzterenAlternative zugeneigt, aber auch hier scheint es mir so, dass, wenn etwas(das Lexikon als Sprachwissen) vermittelt werden soll, auch Strukturei-genschaften dieses Etwas in der Vermittlung enthalten sein müssen.Die thematische Sektion wird abgeschlossen von Volkmar Engerer,Staatsbibliothek Århus, mit dem Beitrag „Faseverbernes tidsbetingelse.Grundtræk af den semantiske beskrivelse af faseverbkonstruktioner” (DieZeitbedingung von Phasenverben. Grundzüge einer semantischen Be-schreibung von Phasenverbkonstruktionen). Der Beitrag greift Phasen-verben wie beginnen, fortsetzen und abschließen auf und macht einenMontague-inspirierten Vorschlag zu ihrer Semantik. Wie es in einigenerwähnten Vorträgen des Kolloquiums schon mehrmals zum Ausdruckkam, wird auch hier die Bedeutung von Lexemen in ihrem Beitrag zurSatzbedeutung, also in der syntaktischen Konstruktion, gesehen. Engererordnet Phasenverben einen Operator zu, der diese Einheiten als verbaleSubkategorie charakterisiert.20Ich hoffe, dass meine kleine Einleitung zu den folgenden vier Beiträgensowie meine Kurzreferate der auf dem Kolloquium Sprache der Staats-bibliothek gehaltenen Vorträge und Diskussionen einen Eindruck davonvermitteln konnten, wie vielgestaltig und kontrovers die Zugänge zuBedeutung sind. Gleichzeitig sollte meine Diskussion auch zeigen, wiesehr Erkenntnisse über Bedeutung an die Form, d.h. an die syntaktischeUmgebung (gleichgültig, ob man sie an die Langue oder Parole heftet),angewiesen sind. Viele der Beiträge machen das syntagmatische Verbin-dungsverhalten, z.B. Verben mit Objekten verschiedener semantischerKlassen, zum empirischen Kriterium dafür, in einem zweiten SchrittAussagen über eine lexikalische, verallgemeinerte oder gegliederte Be-deutung, z.B. von Verben, zu machen. Semantik, und hier ausdrücklichauch die Wortsemantik, basiert also in großen Teilen auf den variierendensyntaktischen Verbindungseigenschaften, die die grundsätzliche Poly-semie von Lexikoneinheiten hervortreten lassen, aber es gleichzeitig aucherlauben, die Vieldeutigkeit von Lexemen als begrenzt, strukturiert undnicht-willkürlich zu beschreiben. Auf diesem, zugegebenermaßen müh-samen Weg wird es dann möglich, sich zu einer sprachsystematischen„Kernbedeutung“ vorzuarbeiten.LiteraturEngerer, Volkmar (red./Hg.) (2001a). Sproghandlingsteori/Sprechakttheorie. Århus:Aarhus Universitet (= Augias, Nr. 56 – 59).Engerer, Volkmar (2001b). Einleitung: Philosophische und linguistische Perspektivender Sprechakttheorie. In Engerer (2001a). 7-11.Hvidtfelt Nielsen, Karsten (2001). Wirken oder wissen. Zur Rhetorizität des Sprechens.In Engerer (2001a). 75-92.

Semantische Beschreibungen. Einleitung zur thematischen Sektion

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