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Albert de Rochas "Les sentiments, la musique et le geste"

Abstract

Der französische Offizier und Ingenieur Albert de Rochas (1837-1914) veröffentlichte nach 1886 mehrere Schriften, in denen er einem wissenschaftlichen Positivismus treu und esoterischem Gedankengut verpflichtet, experimentell die Existenz parapsychologischer Phänomene beweisen wollte. 1900 veröffentlichte er dazu die opulente Studie Les sentiments, la musique et le geste, die den Abschluss einer Reihe von Experimenten zum verbal und musikalisch suggerierten mimischen und gestischen Ausdruck bei dem hypnotisierten Medium Lina bildete. Die Attitüden, die sich auf Grund der zwangsläufig eintretenden kataleptischen Starre während der Hypnose ergaben, ließ Rochas von Fotografen festhalten und empfahl sie als Möglichkeit des Affektstudiums für sämtliche Künste. Da Lina unter musikalischer Suggestion auch ausdrucksstarke Tanzdarbietungen zeigt, entwickelt Rochas auch Ideen zu einem Ballet-Pantomime, das sich von Musik, Kostüm, Handlung und Bewegungsapparat des klassischen Balletts deutlich abgrenzt. Diese Arbeit hat sich das Ziel gesetzt, jene Schriften Albert de Rochas` erstmalig zu kontextualisieren und einer Analyse aus kunsthistorischer Perspektive zu unterziehen, die sich Fragen des Affektstudiums widmen. Im ersten Teil der Arbeit wird der Frage nachgegangen inwiefern sich die Experimente Rochas` zum Affektstudium in Diskurse zur Expression des passions einordnen lassen, die prägend für die französische Kunsttheorie seit dem 17. Jahrhundert sind. Der zweite Teil widmet sich der Frage inwiefern die in den Séancen gezeigten kataleptischen Attitüden dem Kontext der Geschichte einer Attitüdenkunst, wie sie Ende des 18. Jahrhunderts von Emma Hamilton begründet wurde, zuordenbar sind, und damit als originärer künstlerischer Beitrag betrachtet werden müssen. Im dritten Teil dieser Arbeit wird auf Parallelen zwischen den hypnotischen Séancen und dem modernen Ausdruckstanz um 1900 hingewiesen

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