"Tolle, lege!" - Didactic reflexion and practical test of "sighted" reading

Abstract

1\. Einleitende Beobachtungen 6 1.1. Problemfeld Lesen 6 1.2. Lesen im sozio- kulturellen Kontext 11 1.3. Lesen empirisch beobachtet 12 1.4. Formulierung der Fragestellung und des methodischen Aufbaus 15 2\. Lesen und Literaturwissenschaft 17 2.1. Ergebnisse der empirischen Leseforschung 17 2.2. Häppchenlesen 18 2.3. Lesebiographie 21 2.4. Pflicht-lesen 25 3\. Spezifika Philosophischen Lesens 31 3.1. Lesen und Erkennen 36 3.1.1. Literarische Erkenntnis 36 3.1.2. Sehen als Erkennen 40 3.2. Literarische Philosophie und philosophische Literatur 42 3.2.1. Texte für den Philosophieunterricht 45 3.2.2. Zusammenfassung 48 3.3. Lesen im Unterricht als Bewegung des Denkens 50 3.4. Pluralität der Lesemodi 51 3.4.1. Analytisches Lesen 51 3.4.2. Sehendes Lesen 58 3.4.2.1. Philosophie der menschlichen Dinge 59 3.4.2.2. Literarisch- sprachliche Ausformung der Philosophie der menschlichen Dinge 62 3.5. Die Struktur sehenden Lesens 64 3.5.1. Phantasie 65 3.5.2. Sehen 67 4\. Sehendes Lesen bei Friedrich Nietzsche 72 4.1. Lesen und Wiedererkennen 72 4.2. Nietzsche als Leser 84 4.3. Nietzsche lesen 86 4.3.1. Das Wort vom Spiel 88 4.3.2. Leben als Er-Leben 93 4.3.3. Erfahren und Leben 96 4.3.4. Die andere Seite 100 Etymologischer Exkurs: Der Begriff Experiment 106 4.3.5. „Leser, wie ich sie brauche“ 109 4.3.5.1. „Orales“ Lesen oder: Lesen mit Leib und Seele 110 4.3.5.2. Musisches Lesen oder: Lesen mit Geschmack 114 4.3.5.3. Elitäres Lesen 120 4.3.5.4. Ruhe. 122 4.3.5.5. Kriterium. 124 4.3.5.6. Resultate. 126 4.4. Zusammenfassung 130 5\. Stellenwert des Lesens in der Fachdidaktik 131 5.1. Fachdidaktische Impulse aus der Beschäftigung mit F. Nietzsche 131 5.2. Fachdidaktische Ansätze in der Tradition analytischen Lesens 132 Josef Schmucker-Hartmann – Wulff Rehfus – Martin Euringer – Jonas Pfister – Jay F. Rosenberg – Reinhard Brandt – Volker Pfeifer – Barbara Brüning – Johannes Rohbeck - 133 Historischer Exkurs: Die sog. Lesewut im 18. Jh. 152 Volker Steenblock – Van der Leeuw/Mostert 163 5.3. Fachdidaktische Ansätze in der Tradition sehenden Lesens 167 Ekkehard Martens – Christian Gefert - Stephen Law – Jens Soentgen – Olaf Breidbach – Kurt Langebeck 167 5.4. Lesen im Bereich Kompetenzorientierung 184 Anita Rösch 184 5.5. Zusammenfassung und Weiterführung 187 6\. Praktische Erprobung: Der Mindelheimer Philosophiepreis als spezifisch philosophischer Beitrag zur Leseerziehung 195 6.1. Idee und Konzept des Mindelheimer Philosophiepreises 195 6.1.1. Dotierung 200 6.1.2. Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen, Sponsoren 201 6.1.3. Frankfurter Buchmesse 201 6.1.4. Preisverleihung und philosophisches Cafe 203 6.1.5. Meisterklasse des Mindelheimer Philosophiepreises 203 6.2. Lektürearbeit in der Jury 204 6.2.1. Wahl der Jury und Präsentation 204 6.2.2. Bereitstellung der Leseexemplare in der Schülerbücherei 207 6.2.3. Lesen der eingereichten Bücher 208 6.2.4. regelmäßige Jurysitzungen 212 6.2.5. Präsentation und Repräsentation 218 6.3. Interview mit Jurymitgliedern 220 7\. Resümee 232 Literatur 239Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, ob innerhalb schulischer Leseerziehung von einem eigenen philosophischen Lesemodus ausgegangen werden kann. Ausgangspunkt der Erörterung bilden Ergebnisse empirischer Untersuchungen zur Lesefähigkeit Jugendlicher in der BRD (PISA). Die Vergleichszahlen zeigen, dass eine Veränderung der grundsätzlichen Problematik zwischen 2009 und 2012 nur innerhalb der grundlegenden Stufen der Lesekompetenz stattfindet, nicht aber in den Kompetenzbereichen Interpretation und Beurteilung. Auch innerhalb der Leseforschung der Literaturwissenschaft werden wesentliche Veränderungen sowie Defizite bzgl. Lesefähigkeit und Lesebereitschaft junger Menschen festgestellt. Deshalb muss gefragt werden, welche didaktischen Folgen diese Ergebnisse für das Lesen von Texten im Philosophieunterricht haben. In der Philosophiegeschichte bilden sich zwei Ansätze des Denkens und Erkennens heraus, die sich auf die Bedeutung des Lesens auswirken. Analytisches Lesen ver-steht sich als eine Methode der Texterschließung, die den Text methodisch-exakt analysiert und untersucht. Sehendes Lesen geht von einer subjektiven Begegnung des Lesers mit dem Text aus, die ihn betrifft und in Anspruch nimmt. Sehendes Lesen kann auf eine eigene philosophiegeschichtliche Tradition zurückgeführt werden, die sich in besonderer Weise bei Friedrich Nietzsche darstellen lässt: Nietzsche stellt das Lesen in den Zusammenhang seiner Philosophie, die Leben und Lesen als Experiment versteht. Der Mensch ist vor sich selbst gestellt und in seinem Denken und in seiner Existenz unmittelbar betroffen. Eine Untersuchung des griechischen Verständnisses von Lesen zeigt am Übergang von der Oralität zur Literarität, dass Lesen als Wiedererkennen verstanden wurde. Der Mensch erkennt sich selbst und seine Welt in den Zeichen der Schrift wieder. Analytisches und sehendes Lesen ergänzen einander und tragen dazu bei, dass der Leser in einen Dialog mit dem Text eintritt. Sehendes Lesen als unmittelbarer Textzugang stellt die subjektiven Leseerfahrungen in den Mittelpunkt. Im Vordergrund steht nicht die Form oder Art des Textes, sondern die Tätigkeit des Lesens. Philoso-phisch ist dieser Lesemodus, insofern er den Leser anleitet, nicht nur Fragen an den Text zu stellen, sondern sich selbst und seine Lebensführung in Frage stellen zu lassen. Es geht um die praktische Seite des Lebens. Der Mindelheimer Philosophiepreis versteht sich als Projekt, das sich der eingangs formulierten Frage stellt. Schülerinnen und Schüler verfügen bereits über die Fähigkeit analytischen Lesens und lernen zusätzlich den Modus sehenden Lesens kennen. Über die Methode der Juryarbeit werden folgende Fähigkeiten eingeübt: freiwillige Übernahme von Verantwortung als Leser der eingereichten Bücher, Gespräch und Dialog über persönliche Leseerfahrungen in der Jury, Überprüfung der eigenen Beurteilung in gemeinsamer Auseinandersetzung, Erfahrung von Philosophie als Tätigkeit des Philosophierens. Dialog und Begegnung durch gemeinsames Lesen, das um den Nutzen analytischer Texterschließung weiß und ihre Methodik nutzt, werden im Mindelheimer Philosophiepreis für die Juroren zu einer bereichernden Erfahrung lebendigen Lesens - philosophischen Lesens.The present study examines the question whether in the context of school-based reading instruction there can be a philosophical reading mode of its own. The start-ing point for the discussion consists of the results of empirical studies on the literacy of pupils in Germany (PISA). The comparative figures show that a change in the fundamental issue between 2009 and 2012 takes place only within the basic levels of literacy, but not in the competence areas of interpretation and judgment. Even within the reading research of literary studies major changes and deficits with respect to reading ability and reading readiness of young people are detected. Therefore the didactic consequences of these results for the reading of texts in philos-ophy classes must be discussed. In the history of philosophy two approaches of thinking and cognition have emerged that have an impact on the importance of reading. Analytical reading is understood as being a method of text recovery, which analyses and examines the text in a meth-odologically exact manner. Seeing reading is based on a subjective encounter of the reader with the text, which concerns him and makes demands on the reader. Seeing reading can be traced back to its own tradition of philosophic history, which is represented by Friedrich Nietzsche in a special way: Nietzsche puts reading into the context of his philosophy, understanding life and reading as an experiment. Man is put into confrontation with himself and directly concerned both in his way of thinking and in his existence. A study of the classical Greek understanding of read-ing shows on the transition from orality to literacy that reading was seen as a way of recognition. Man recognizes himself and his world in the signs of scripture again. Analytical and seeing reading complement each other and help the reader to enter into dialogue with the text. With seeing reading offering an immediate access to a text, the subjective reading experiences of the students are put at the center. Thereby it is not the form or nature of the text which is in the focus, but the act of reading it-self. This reading mode is philosophical, so far as it guides the reader not only to ask questions to the text, but to have himself and his own lifestyle called into question. It is the practical side of life that matters. The Mindelheimer Philosophiepreis can be seen as a project that turns to the initially formulated question. Students already have the ability of the analytical mode of reading in addition to learning the reading mode of seeing. Due to the method of jury work the following skills are practiced: voluntary assumption of responsibility as a reader of submitted books, discussion and dialogue on personal reading experi-ence between the members of the jury, a review of one´s own judgment in joint de-bate as well as experience of philosophy as an activity of philosophizing. In Mindelheimer Philosophiepreis dialogue and encounter through shared reading that is aware of the benefits of text analysis and uses its methodology turn for the jurors into an enriching experience of lively reading – of philosophical reading

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