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Les journaux Le Monde et Le Parisien traitent-ils Mohammed Merah d'une manière raciste?

Abstract

Zeitungen sind als meinungsbildendes Medium verantwortlich für viele politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen. Die Unbeliebtheit der Ausländer, im speziellen der Muslime und der Algerier, ist in Frankreich unter den ansässigen Franzosen weit verbreitet. Insbesondere sind die Klischees über eifersüchtige, kriminelle und nicht ordnungsliebende Algerier im Alltag allgegenwärtig. Vor diesem Hintergrund studiere ich in der vorliegenden Arbeit, die öffentliche Reaktion auf einen Serienmörder maghrebinischer Herkunft. Mohammed Merah hat am 11., 15. und 19. März 2012 in Toulouse und Montauban insgesamt sieben Menschen getötet. Zu diesen gehören drei Soldaten nordafrikanischer Abstammung, ein Lehrer und drei Kinder eines jüdisch-orthodoxen Colleges mit französisch-israelischer Doppelstaatsbürgerschaft. Am Morgen des 22.März 2012 wurde Merah von der der Polizei auf der Flucht erschossen. In welchen Kontext sich das Thema meiner Arbeit eingliedern lässt, habe ich in meinem zweiten Kapitel „Le contexte“ beschrieben. Den Teufelskreis der Diskriminierung und Verhaltensmodelle Jugendlicher in Frankreich habe ich im ersten Abschnitt näher studiert. Der zweite wichtige Punkt, der im Abschnitt 2.2 behandelt wird, ist die Multikulturalität. Frankreich ist ein multikulturelles Land, ein Land in dem viele Kulturen aufeinanderstoßen, jedoch nicht miteinander verschmelzen. Sowohl die Asylpolitik (Abschnitt 2.3) als auch die Immigration (Abschnitt 2.4) spielen für das Thema meiner Arbeit eine wichtige Rolle. Die Eltern Merahs sind Immigranten. Eine kurze Einführung über Immigration und Asylpolitik mit veranschaulichten Tabellen bietet eine unerlässliche Hintergrundinformation, welche für das Gesamtverständnis unerlässlich ist. Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: „Wird Mohammed Merah in den Zeitungen Le Monde und Le Parisien rassistisch behandelt?“ Des Weiteren beschäftigt sich diese Masterthesis mit der Frage, ob und inwiefern die beiden französischen Zeitungen Le Monde und Le Parisien mit dem Vorfall Merahs die Ausländerfeindlichkeit, genauer den Rassismus der Franzosen gegenüber den Algeriern, unterstützen oder den Vorfall neutral behandeln. Um diese Fragen beantworten zu können, werden zunächst Definitionen und Formen des Rassismus näher untersucht. Dies befindet sich im Theorieteil der Arbeit (Kapitel 3). Die ersten drei Abschnitte des Theoriekapitels basieren auf den Ausführungen Memmis. Albert Memmi ist ein berühmter französisch-tunesischer Soziologe, der durch seine Publikationen über Rassismus große Bekanntschaft erlangte. Der Abschnitt 3.6 über die Mythen der fremdenfeindlichen Diskussion beruht auf den Erläuterungen eines Buches des human- und sozialwissenschaftlichen Verlags „La Découverte“. Dieser wurde 1983 gegründet und thematisiert in vielen Publikationen gängige Vorwürfe gegenüber Ausländern. Der Geschichte des Rassismus und dessen neuere Entwicklung widme ich jeweils einen weiteren Abschnitt. Der letzte Abschnitt handelt vom Problembereich rassistischer Polizisten in Frankreich. Damit soll ein Bewusstsein für das Spannungsverhältnis zwischen Ausländern und Polizisten geschaffen werden. Zwar wurde mir im Zuge meiner Arbeit klar, dass die Ausführungen dieses Abschnitts nicht auf die betrachteten Personen in meinem analytischen Teil zutreffen, jedoch wollte ich diese Möglichkeiten nicht im Vorhinein verwerfen. Im vierten Kapitel wird auf die Methode, mit der die Analyse der Zeitungsartikel durchgeführt wurde, näher eingegangen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Diskursanalyse von Siegfried Jäger und auf das Buch über Formen von rassistischen Diskursen der Differenz von Matouschek, Wodak und Januschek gelegt. Beide Bücher legen versteckte Argumentationen offen, und letzteres geht hierbei auf rassistische Formen in journalistischen Texten ein. Jene Formen der Fremdenfeindlichkeit äußern sich in Mitleid, Bevormundung, Ausgrenzung, im Wir-Sie-Diskurs, in Schwarz-Weiß-Malerei und im Abschieben von Schuld. Weitere Techniken der Argumentation sind Übertreibung, Verharmlosung, Abwertung, Diffamierung und Verzerrung. Die Formen der Versprachlichung textueller, sprachlicher und wörtlicher Ebene spielen bei der Analyse journalistischer Texte eine weitere wichtige Rolle. Mithilfe der Theorie (Kapitel 3) und mithilfe des Wissens über Strategien der Argumentation, vor allem im Rassismus-Diskurs, und mithilfe der Ausführungen bezüglich Diskursanalyse von Siegfried Jäger (Kapitel 4) wird anschließend der analytische Teil im Kapitel 5 dargestellt. Die Texte meiner Analyse wurden auf Le Monde und Le Parisien eingeschränkt. Le Monde ist eine linksliberale Tageszeitung, die zu den wichtigsten meinungsbildenden Zeitungen in Frankreich gehört. Le Parisien ist die größte Pariser Boulevardzeitung. Die Texte beschränken sich auf den Zeitraum vom 21.März bis zum 31.März. In dieser Zeitspanne fand die Suchmaschine der Online-Ausgabe der Le Monde mit dem Suchbegriff „Merah“ 154 Artikel, die der Le Parisien sogar 477 Artikel. Der Diagrammeintrag auf Seite 40 zeigt, dass die Anzahl der Artikel mit der Zeit immer geringer wird. Ich habe im Analyse-Teil jeweils einen Artikel aus jeder Zeitung im Detail untersucht. Dabei wählte ich jeweils zwei repräsentative Artikel mit demselben Themenschwerpunkt um sie besser miteinander vergleichen zu können. Die ersten drei Tage nach Bekanntgabe des Namens des Attentäters, also der 21., der 22. und der 23. März, wurden am ausführlichsten analysiert. An diesen ersten Tagen war die Anzahl der Artikel pro Tag am höchsten. Die Texte wurden auf der Grundlage von Kapitel 3 und 4 (Theorie- und Methodenkapitel) untersucht. Die Analyse hat ergeben, dass viele Faktoren eines rassistischen Verhaltens aus dem Theoriekapitel sich in den Texten nicht wiederfinden. Auch die Techniken und Strategien der Argumentation wie sie für den Rassissmusdiskurs typisch sind, können in den Texten nicht wiedergefunden werden. Die Antwort auf meine Forschungsfrage, ob die beiden Zeitungen Merah rassistisch behandeln und damit den vorhandenen Rassismus gegenüber Algeriern verstärken, lautet also vorerst „Nein“. Bewusst unterstützen Le Parisien und Le Monde in Anbetracht der vorgelegten Methode das fremdenfeindliche Denken nicht. Andererseits war es natürlich unvermeidbar zu erwähnen, dass Merah aus Algerien stammt und dass das Attentat Angst und Schrecken verbreitet. Dadurch bestätigen die objektiven Berichte unbeabsichtigt vorhandene Klischeevorstellungen der Leserschaft. In der vorliegenden Masterarbeit wurden insgesamt zwanzig Zeitungsartikel aus zwei Zeitungen, die innerhalb von zehn Tagen erschienen sind, analysiert. Meine Forschungsfrage könnte natürlich auch noch erweitert werden. Es wäre interessant, die Zeitspanne in die Gegenwart zu verlängern oder sich auf einen einzigen Tag, zum Beispiel den 22.März, zu konzentrieren. Aufschlussreich könnte es sein, Fragen wie: „Inwiefern hat Mohammed Merah den Wahlkampf beeinflusst?“ oder: „Wie haben sich Sarkozy, Hollande, Le Pen, Le Guéant und andere Politiker zu diesem Thema geäußert?“ zu beantworten. Ein weiteres aufschlussreiches Thema wäre die Auseinandersetzung mit den Artikeln über die Familie von Mohammed Merah. Auch wäre es möglich, noch andere Medien, wie Fernsehen und Radio, beziehungsweise weitere Zeitungen in die Analyseauswahl miteinzubeziehen

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